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Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen

Titel: Jack McEvoy 05 - Unbekannt verzogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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heißt, du stehst mir noch vierzig Minuten zur Verfügung, oder du gibst mir zwei Drittel von meinem Geld zurück.«
    »So läuft das nicht.«
    »So läuft es aber heute.«
    Sie starrte ihn eine Weile wütend an, dann ging sie schweigend an ihm vorbei ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Pierce stellte sich an die Schiebetür zum Balkon und schaute auf die andere Straßenseite.
    Am Münzapparat vor dem Smooth Moves sah er einen Mann stehen, der einen Shake in der Hand hielt und zu den Fenstern des Hauses hochschaute, in dem Pierce war. Noch ein Shake, noch ein Kunde. Er fragte sich, wie viele Frauen in dem Haus arbeiteten. Arbeiteten sie alle für Wentz? Gehörte ihm das Haus? War er vielleicht sogar an dem Milchshakeladen beteiligt?
    Er drehte sich um, um Robin nach Wentz zu fragen. Von da, wo er stand, konnte er durch den Flur und die offene Schlafzimmertür sehen. Robin war nackt und zog gerade eine enge, verwaschene Blue Jeans über ihre Hüften. Ihre nahtlos braunen Brüste hingen schwer nach unten, als sie sich dabei vornüber beugte.
    Als sie sich aufrichtete, um den Reißverschluss über ihrem flachen Bauch und dem kleinen Dreieck aus goldenem Haar darunter zuzuziehen, sah sie ihn durch die Tür direkt an. Sie zuckte nicht zusammen. Im Gegenteil, es war etwas Herausforderndes in ihrem Blick. Sie nahm ein weißes T-Shirt vom Bett und zog es sich über den Kopf, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, sich wegzudrehen oder ihre Nacktheit vor ihm zu verbergen.
    Sie kam aus dem Schlafzimmer und schlüpfte in ein Paar Sandalen, das sie unter dem Couchtisch hervorzog.
    »Und? Hat dir das gerade gefallen?«, fragte sie.
    »Ja. Schon. Ich muss dir wahrscheinlich nicht ausdrücklich sagen, dass du einen schönen Körper hast.«
    Sie ging an ihm vorbei in die Kochnische. Sie öffnete den Hochschrank über der Spüle und nahm eine kleine schwarze Handtasche heraus.
    »Gehen wir. Du hast noch fünfunddreißig Minuten.«
    Sie ging zur Wohnungstür, öffnete sie und trat auf den Flur hinaus. Er folgte ihr.
    »Willst du deinen Shake nicht?«
    Er stand unangetastet auf der Frühstückstheke.
    »Nein, ich hasse Shakes. Sie machen dick. Mein Laster sind Pizzas. Bring mir nächstes Mal eine Pizza mit.«
    »Warum wolltest du dann einen Shake.«
    »Weil ich mir einen ersten Eindruck von dir verschaffen wollte, einfach mal sehen, was du für mich tun würdest.«
    Und ein bisschen Macht über mich auszuüben , dachte Pierce. Dieses bisschen Macht war jedoch nicht immer von langer Dauer, wenn das Geld einmal gezahlt und die Kleider runter waren.
    Pierce ging in die Diele und schaute in die Wohnung zurück, in der Robin ihren Lebensunterhalt verdiente. Ihn überkam Beklommenheit. Sogar Traurigkeit. Er dachte an ihre Internetseite. Was war ein absolut spitzenmäßiges Girlfriend-Erlebnis und wie konnte es in so einer Umgebung zustande kommen?
    Er schloss die Tür, vergewisserte sich, dass sie abgeschlossen war, und folgte Robin zum Aufzug.

 
     
     
     
     
     
     
     
     
    13
    Pierce fuhr, und Robin beschrieb ihm den Weg. Von der Marina war es nicht weit zum Speedway in Venice. Er versuchte die Zeit während der Fahrt optimal zu nutzen. Aber ihm war klar, dass Robin nur widerwillig mit der Sprache herausrückte.
    »Dann bist du also nicht selbständig, oder?«
    »Wie meinst du das?«
    »Du arbeitest für Wentz – den Typen, der die Website betreibt. Wahrscheinlich könnte man ihn so was wie einen digitalen Zuhälter nennen. Er bringt euch Mädchen in diesem Haus unter, richtet die Internetseite für euch ein. Wie viel kriegt er? Auf der Website steht, eine eigene Page mit Foto kostet vierhundert im Monat, aber ich würde sagen, in Wirklichkeit kriegt er wesentlich mehr. So ein Typ wie der, wahrscheinlich gehören ihm auch der Wohnblock und der Shakeladen.«
    Sie sagte nichts.
    »Er bekommt eine Provision von den ersten vierhundert, die ich dir gegeben habe, richtig?«
    »Hör zu, über ihn rede ich nicht mit dir. Sonst werde ich auch umgebracht. Ich zeige dir jetzt noch, wo ihre Wohnung ist, und damit hat es sich. Dann sind wir fertig miteinander. Zurück nehme ich mir ein Taxi.«
    »Auch?«
    Sie schwieg.
    »Was weißt du darüber, was mit Lilly passiert ist?«
    »Nichts.«
    »Warum hast dann eben ›auch‹ gesagt?«
    »Hör zu, Mann, wenn du wüsstest, was gut für dich ist, würdest du auch die Finger von dieser Sache lassen. Geh lieber schnell wieder in deine Normalowelt zurück, wo dir nichts passieren kann. Du kennst diese

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