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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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tiefen Zug, kauerte sich an die Wand und blies dicken grauen Rauch aus.
    »Warum sind wir hier unten in der U-Bahn?«, fragte Jack und hockte sich neben ihn.
    »Wir mussten von dem Zimmermann weg. Wir brauchen Zeit zum Nachdenken.« Daveys Stimme fiel zu einem kaum hörbaren Flüstern ab, seine Augen huschten hin und her. »Der Zimmermann hat garantiert Rouland verständigt, über dich und diese Rose. Also kommen bald die Paladine …«
    » … und suchen nach uns.« Jack fiel der durchdringende Blick der Frau in Castilans Keller wieder ein, und ihm wurde ganz anders.
    Davey nickte grimmig. Er schnippte seine Zigarettenkippe auf die Schienen; einen Moment lang trotzte ihr rotes Glühen noch dem Zwielicht, dann erlosch es.
    »Aber hier unten können sie uns nicht finden, oder?«, flüsterte Jack.
    »Nicht, wenn wir schnell genug abgehauen sind, aber wenn sie uns gesehen haben, wenn sie uns gefolgt sind …«
    Irgendwo hustete ein alter Mann schrecklich, und das feuchte Bellen hallte von den gerundeten Kachelwänden wider. Davey sah sich mit zusammengekniffenen Augen nach dem Ursprung des Hustens um, und dabei fiel ihm eine Be wegung auf; am Ende des Bahnsteigs befanden sich drei Gestalten, die Umhänge trugen. Sie gingen außen an der ver blüfften Menge vorbei und kamen mit bedrohlicher Ge schmeidigkeit näher. Ein kleines Mädchen, das sie sah, schrie ängstlich auf und zog an der Hand seines Vaters. Der Vater bemerkte nichts von der herannahenden Gefahr und deutete ihr an, leise zu sein. Aber Jack und Davey sahen sie kommen.
    »Los, wir hauen ab.« Davey zog Jack unangenehm fest am Arm hoch und zerrte ihn weiter den Bahnsteig entlang. Die Schutz suchenden Massen murrten und schimpften, als die beiden sich vorbeidrängten, manche stellten sich ihnen sogar in den Weg; aber nichts konnte Davey bremsen – bis plötz lich der Bahnsteig zu Ende war. Davey ließ Jacks Arm los und sprang hinunter auf die Gleise.
    Jack zögerte.
    »Hier lang!«, rief Davey. »Schnell.«
    Auf dem Bahnsteig entstand Unruhe, als die Leute sich fragten, was los war. Jemand rief den beiden etwas nach, und die Trillerpfeife eines Polizisten schrillte. Jack sah genau in dem Moment nach hinten, als die drei Gestalten aus ihren Umhängen hervorbrachen. Ihre uralten Rüstungen schimmer ten im trüben Licht des U-Bahnhofs, und das glatte Profil ihrer Helme war unverkennbar: Die Paladine hatten sie gefunden.
    Jack sprang hinunter auf die Schienen. Oben schrien die Leute auf und riefen:
    »Dumme Jungen!«
    »Wo wollt ihr denn hin?«
    »Ihr seid wohl lebensmüde, verdammt!«
    »Sollen sie doch!«
    Jack ließ die Schreihälse hinter sich und folgte Davey, der in der Finsternis des Tunnels verschwand. Hinter ihnen spran gen die Paladine auf die Schienen wie tödliche Krähen bei der Landung.
    Jack verschlug es den Atem, eine Urangst quetschte seine Eingeweide zusammen. Er blieb mit dem Fuß an einer Schwelle hängen und taumelte der Länge nach in den Dreck. Davey blieb stehen, und sein Blick zuckte zwischen Jack und der herannahenden Bedrohung hin und her. Er machte einen zögernden Schritt von ihm weg, weiter in den Tunnel hinein. Dann kam er zu Jacks Verblüffung zurückgerannt und zog ihn auf die Füße.
    Jack rannte Hals über Kopf in die Schwärze. Vor ihm war der undeutliche Umriss von Davey zu sehen, der in einem halsbrecherischen Tempo voranlief. Hinter sich hörte er die Schritte der aufholenden Paladine und warf trotz seiner Angst einen Blick über die Schulter. Sie hatten ihn schon fast! Mit einem Aufschrei rannte er schneller und stolperte in Davey hinein, brachte sie diesmal beide zu Fall.
    Die Anführerin der Paladine – Jack erkannte sie in dem Moment, als ihr Helm sich auffaltete – zog ihr Schwert und beschrieb einen Bogen damit. Die anderen beiden taten es ihr nach und nahmen Drohhaltungen ein, mit vorgereckten Schwertern.
    »Was machen wir jetzt?«, rief Jack.
    Daveys Gesicht war starr vor hilflosem Schrecken. Es gab kein Entkommen. Von Davey war nichts zu erwarten, und Jack war wieder auf sich allein gestellt: Er konnte sich auf niemanden verlassen außer auf sich selbst. In diesem Moment sah er an der Mauer hinter den Paladinen ein schwaches weißes Licht größer werden.
    Er stand auf und stellte sich ihnen, die zitternden Hände zu Fäusten geballt. Er öffnete den Mund und wollte sie anbrüllen, aber seine Stimme klang lahm und zögernd. »Ich … ich habe keine Angst vor euch!«
    Captain de Vienne hielt einen Moment inne,

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