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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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Erkennen huschte über ihre Züge. »Du!«, rief sie. »Der Junge aus der Kneipe!«
    Ein Grollen wie von einem Sommergewitter war zu hören. Praktisch ohne zu denken packte er Davey und zog ihn von den Schienen weg. Sie knallten gegen die Tunnelwand und drängten sich in eine schmale Nische, während Captain de Vienne sich umdrehte und schaute, was dieses laute Ge räusch war, das auf sie zuraste. In derselben Sekunde erfüllte das weiße Licht den Tunnel und ein U-Bahnzug kam um die Kurve geschossen und traf die Paladine mit voller Wucht, zog ihre zerschmetterten Körper unter seine Räder und weiter die Schienen entlang. Ein Bremsversuch ließ die Räder kreischen und Funken regnen. Der vorderste Wagen bäumte sich auf und entgleiste. Als der Wagen auf die Seite fiel, waren drinnen Schreie zu hören. Metall zermalmte Metall, und der Zug kam in einer Rauchwolke zum Stillstand.
    Drei verdrehte Körper lagen auf den Gleisen, reglos, still. Jack wurde schlecht bei dem Anblick.
    Plötzlich reckte sich ein zerschmetterter Arm in die Luft. Die Finger zuckten, und mit einem Übelkeit erregenden Knacken richtete sich der Bruch von allein.
    »Der lebt noch«, keuchte Jack und sah mit morbider Faszination zu.
    »Nein«, sagte Davey, der endlich seine Stimme wiederfand. »Die sind alle tot. Schon lange. Komm.«
    Die beiden Jungen rannten durch den Tunnel zurück zum Bahnhof. Die Leute drängten sich am Ende des Bahnsteigs, weil sie sehen wollten, was los war. Jack und Davey liefen zwischen den rufenden Männern, weinenden Kindern und verängstigten Frauen hindurch und dann die Rolltreppe hinauf zur Oberfläche.
    Sie waren schon zu weit entfernt, um das Scheppern der Rüstungen zu hören, als die Paladine ihre Gestalt zurückgewannen, einen zermalmten Knochen nach dem anderen.

8 Der Brunnen von Anteros
    8
    Der Brunnen von Anteros
    J ack hasste Dauerlauf. Sprints bekam er in der Schule einigermaßen hin und mit seiner Körpergröße war er für den Hürdenlauf wie geschaffen. Aber Langstrecken waren nicht sein Ding. Da fing seine Lunge an zu pfeifen. Galle und Spei chel sammelten sich im Mund. Seine Beine zitterten und drohten unter ihm nachzugaben. Langstreckenläufe und er, das passte einfach nicht zusammen; darum war die halbe Stunde, die er Davey durch das Gewirr der Straßen und Gassen folgte, eine richtige Qual. Aber stehen zu bleiben traute er sich nicht.
    Ab und zu tauchte zu ihrer Linken ein Stück des Flusses zwischen den Häusern auf, aber Jack nahm das alles nicht richtig wahr, es ging ihm zu schlecht. Die Luftangriffe der Nacht waren seit Stunden vorbei, doch noch immer lag eine Atmosphäre der Panik über der Stadt. Über den Dächern heulten die Hupen und Sirenen von Löschfahrzeugen, Krankenwagen und Militärfahrzeugen.
    Eine schmale Straße mündete unvermittelt in einen größeren freien Platz. Jack erkannte ihn sofort, obwohl die ganzen Lichtreklamen abgeschaltet waren.
    »Piccadilly Circus«, sagte er leise.
    Die meisten Gebäude waren so, wie er sie kannte, aber der berühmte Springbrunnen mit seiner Statue des Eros befand sich im Zentrum eines großen Kreisverkehrs. Der Samstag morgenverkehr rumpelte unablässig vorbei wie auf einem gigantischen Förderband, und die kriegsmüde Bevölkerung kümmerte sich ebenso stur wie verwirrt um ihre Alltagsgeschäfte. Einzelne Passanten jedoch starrten verwundert auf Jacks seltsame Kleidung, weshalb er sich am liebsten etwas angezogen hätte, das sich besser in die Umgebung fügte.
    Ohne das Hupen der Autofahrer zu beachten, rannten die beiden durch den Verkehr zum Springbrunnen. Jack trank sofort mehrere Händevoll des kalten Wasser, um das Kratzen in seinem Hals zu lindern.
    »Was machen wir hier?«, fragte er, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
    »Die Paladine suchen nach uns, richtig? Also müssen wir von der Bildfläche verschwinden.« Davey umrundete den Brunnen und besah sich den Bau.
    »Was sind die Paladine für Wesen?«, fragte Jack. »Wie konnten sie diesen Zusammenstoß überleben?«
    »Es gibt zwölf. Sie sind tote Ritter, die von manchen die Einstmalstoten genannt werden, Hunderte von Jahren alt und doch wieder am Leben … Das verdanken sie Rouland. Sie arbeiten für ihn. Man kann sie nicht aufhalten, man kann sie nicht töten, und wenn sie uns finden, war’s das mit uns. Also müssen wir tiefer runter.« Davey nickte zum Brunnen.
    »Tiefer? Aber wir sind doch gerade erst aus der U-Bahn hoch.«
    »Wo die Paladine uns gefunden haben. Also gehen wir noch

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