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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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gedacht, ich hätte dich getötet. Ich habe für die Gelegenheit gebetet, es irgendwie wiedergutzumachen. Nun hat der Herr in seiner Güte es für passend befunden, dich wieder zu mir zu bringen. Das ist meine Gelegenheit, Davey. Ich weiß, ich kann dich nie wieder für das entschädigen, was ich dir angetan habe, aber wenn ich das hier jetzt mache, kann ich mir vielleicht wieder selber in die Augen sehen.«
    Daveys Zorn verflog anscheinend, und Mitleid trat an seine Stelle. »Ich werde dir nie vergeben, das weißt du aber?«
    »Ich weiß.« Warnock lächelte schwermütig. »Aber versuchen muss ich es.«
    Davey nickte und sah erst Eloise an, dann Jack. »Das ist Wahnsinn und wird nie funktionieren. Aber wenn Jack geht, dann geh ich auch.« Er grinste Jack dämonisch an. »Du kannst mich ja wieder tragen.«
    »Aber was ist mit den Gefahren?«
    Davey zog eine Augenbraue hoch. »Ich bin dein Opa, verflucht, und du wirst tun, was ich dir sage, junger Mann!« Er brachte ein schiefes Lächeln zustande. »Ich gehöre schließlich zur Familie, also betrifft es mich auch, oder etwa nicht? Eines Tages werde ich eine Tochter haben, und wenn sie in Gefahr ist, dann sollte ich für sie da sein.«
    Jack zögerte. Doch irgendetwas tief in seinem Innern sagte ihm, dass er es so machen sollte, wie Davey vorschlug. Er versuchte dagegen anzukämpfen, aber der innere Zwang schien mit jeder Sekunde, die verging, an Schwung zu gewin nen. Mit einem Seufzer streckte er die Hand vor. Davey schaute auf sie hinunter, dann drückte er sie kräftig.
    Draußen war der Lärm der nächtlichen Bombardierung lau ter geworden, und der Boden erbebte, als ein Gebäude in der Nähe direkt getroffen wurde. Eloise stand auf; ihre wundersame Heilung war vollendet. Sie hielt Davey ihr Schwert hin.
    »Ich bin bereit.«

22 Zurück nach Whitechapel
    22
    Zurück nach Whitechapel
    W arnock brachte sie tiefer in eine längst vergessene Kammer, die einmal die Gruft einer wohlhabenden Familie gewesen war und mehrere steinerne Sarkophage enthielt, die inzwischen nichts als Knochen und Staub enthielten.
    Eloise stieg in eines der Gräber und legte sich in den Dreck. Jack, Davey und Warnock standen über ihr. Jack versuchte seinen inneren Aufruhr zu verbergen, als Eloise mit einem Nicken zu verstehen gab, dass sie bereit war, und Davey mit dem schweren Schwert ausholte.
    »Es tut mir leid«, flüsterte er, und ungebetene Tränen strömten seine geröteten Wangen hinab. Er stieß die Klinge mit einer gewaltigen Anstrengung hinab. Sie bohrte sich in Eloises Herz. Das Gesicht der Kriegerin verzerrte sich zu einem lautlosen Schrei, sie krallte die Hände um das Schwert und zerschnitt sich an der Klinge die Finger. Dann strömte ein überirdisches Glühen aus ihrem Körper und nährte das Schwert. Warnock rief immer wieder das Vaterunser, doch sein Bemühen, Daveys erbärmliches Schluchzen zu über tönen, war vergeblich. Jack konnte den Anblick nicht länger ertragen und wandte sich ab.
    Das Glühen des Schwerts ließ nach, als die letzte Lebenskraft aus Eloises schönen Augen verschwand. Ihr Herz blieb stehen.
    »Nun ist sie leblos«, sagte Warnock bitter. »Irgendwo zwischen dieser Welt und der nächsten gefangen.«
    Davey zog das Schwert heraus und wischte die Klinge an seinem Ärmel ab. Dann schob er das Schwert in die Scheide, die er sich bereits umgeschnallt hatte. »Jack«, sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, »ich brauche deine Hilfe.« Er stellte sich über den schweren steinernen Deckel. Gemeinsam setzten sie ihn auf das Grab und Eloises gequäl tes Gesicht verschwand. »Wehe, wenn das nicht funktioniert«, schimpfte Davey. Seine Stimme bebte vor Bedauern.
    Warnoc k nickte. » Ich werde dich nicht enttäuschen, Davey . «
    Draußen hatte die Bombardierung aufgehört, und eine gewaltige Stille lag über der Stadt. Die Kirche hatte zwei Bunt glasfenster verloren, aber ansonsten keine Schäden davongetragen. Die umliegenden Straßen hatten weniger Glück ge habt; Montys Haus war nur noch ein Haufen Schutt. Der Tod des Illuminators würde nun der Opferstatistik dieses blutigen Krieges zugeschlagen werden.
    Bis zur Morgendämmerung war es noch einige Stunden hin. Sie hatten einen langen Weg vor sich, zurück zum Friedhof von Whitechapel, wo Jacks Abenteuer seinen Anfang genommen hatte.
    Zwei Jungen – Großvater und Enkel – wanderten ernst durch die zerstörten Straßen Londons. Die Stadt, in die die fortwährende nächtliche Bombardierung

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