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Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
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Schwert.«
    Davey nickte, eine Hand auf der Waffe.
    »Dann trinkt aus, und ich werde euch zu ihr bringen.«
    Sie fuhren in Warnocks Privatlift, wie er es nannte, bis ins unterste Kellergeschoss. Wieder konnte Davey über die Ge schwindigkeit und die Technik nur staunen. Die Tür ging auf, und sie traten in einen leeren Raum mit Betonwänden.
    Warnock legte seine Hand auf einen diskret in der Ecke ver borgenen Scanner. Ein kaltes blaues Licht strich über seine knochige Hand, mit einem Klicken setzte sich die gegenüberliegende Wand in Bewegung und rollte langsam beiseite. Dahinter kam ein zweiter Raum von gleicher Größe zum Vor schein. In der Mitte stand auf einem niedrigen Sockel ein alter Sarkophag aus Stein. Warnock lächelte und deutete seinen Gästen an einzutreten.
    »Ist sie das?«, fragte Jack mit angespanntem Gesicht.
    »Ja«, sagte Warnock ehrfürchtig.
    Davey umrundete den Sarkophag bereits und suchte ihn auf Beschädigungen ab. Jack schloss sich ihm an, und in einer gemeinsamen Anstrengung hoben sie den schweren Deckel ab und legten ihn auf den Boden.
    Dort lag Eloise und sah immer noch genauso aus wie an dem Tag, als sie sie darin eingeschlossen hatten. Die offene Wunde in ihrer Brust schien die beiden vorwurfsvoll anzustarren; Jack kam sich prompt wieder schuldig vor, und ihm wurde schlecht. Davey zog das Schwert aus der Scheide und legte es mit dem Griff in Eloises steife Hand.
    Ein schwermütiger Moment verstrich, niemand traute sich, ein Wort zu sagen, doch das Schwert blieb inaktiv. Während die hohle Stille wuchs, ging Jacks Erwartung in Angst über.
    »Es funktioniert nicht«, schluchzte Davey. Seine Hände zitterten. »Sie ist tot.«
    Jack hatte ihn noch nie so aufgelöst erlebt. Es ging ihm genauso, er hatte Mühe, sich zusammenzureißen.
    »Nein!«, keuchte Warnock. »Habe ich diese ganzen Jahre vergeblich gewartet?« Er sah zum ersten Mal so alt aus, wie er war, und Jack fürchtete plötzlich, dass er vielleicht an Ort und Stelle zusammenbrach.
    Dann flackerte plötzlich das Deckenlicht und ging aus, und der kleine Raum versank in Dunkelheit. Ein winziger Lichtpunkt, zunächst kaum wahrnehmbar, erhellte das Innere des Sarkophags, als das Schwert zu glühen begann. Seine Energie war wieder erwacht und pulsierte in Eloises Hand hinein. Das Licht wurde stärker, bis es orange loderte wie die Herbstsonne. Lichtbogen regneten die Länge der Klinge hinab und Funken und Blitze tanzten aufwärts die Decke entlang wie Glühwürmchen. Dann, als das Licht Jack zu blenden drohte, erlosch es unerwartet, und sie waren wieder im Dunklen. Das Licht oben ging zögernd wieder an, und Jack beugte sich vor und schaute in den Sarkophag.
    Eloise regte sich weiterhin nicht, doch ihr Brustkorb war geheilt, und das Schwert lag schlummernd an ihrer Seite. Dann öffnete sie die Augen.
    »Ich bin gestürzt.« Ihre Stimme war trocken und brüchig. »Bin wieder durch die Schwärze gestürzt.«
    Sie setzte sich mit langsamen, vorsichtigen Bewegungen auf; ihr Körper war steif nach der langen Ruhe. Sie hob eine Hand an ihr Gesicht und machte Greifbewegungen mit den Fingern. Die Gelenke knarrten und knackten, als sie sich an ihre Funktion erinnerten.
    Sie musterte Daveys Gesicht, als wäre er ein Fremder. Schließlich lächelte sie schief. »Du bist Davey.« Sie sah Jack an. »Und dich kenne ich auch … Jack.« Dann schaute sie in Warnocks runzeliges Gesicht.
    »Eloise«, sagte er. »Ich bin’s, Warnock, Ihr Wächter in all diesen langen Jahren.«
    »Ihr seid alt geworden«, sagte sie nach einer Weile. »Ist der Plan aufgegangen?«
    »Ja«, sagte Jack. »Das ist er. Willkommen im Jahr 2008.«
    Sie kehrten in das Penthouse zurück, wo Eloise im Laufe der nächsten drei Stunden allmählich wieder zu Kräften kam. Jack döste ein bisschen, weil er so schnell wie möglich aufbrechen wollte, aber Warnock bestand darauf, dass sie sich ausruhten und etwas aßen. Als die ersten Sonnenstrahlen des nächsten Tages über die Stadt strichen, kehrten Jacks Gedanken zu seiner Mutter zurück.
    Morgen. Morgen stirbt sie.
    »Davey.« Er rüttelte seinen Freund. »Wir sollten los.«
    Sie sahen zu Eloise. Wie um Jacks Dringlichkeit vorwegzu nehmen, stand sie steif auf und nickte. »Ich bin bereit.«
    Warnock hob seinen Gehstock und sagte: »Vielleicht kann ich ein letztes Mal behilflich sein. Ich fürchte, meine streitbaren Zeiten liegen längst hinter mir; den letzten Kampf liefere ich mir mit dem Allmächtigen – und ich gehe davon aus,

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