Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Jack Morrow und das Grab der Zeit: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niel Bushnell
Vom Netzwerk:
dass er am Ende gewinnt –, aber ich kann euch zumindest eine Transportmöglichkeit zur Verfügung stellen. Mein Auto gehört euch. Mein Fahrer steht bereit und wird euch überall hinbringen, wo ihr hinmüsst.«
    »Keine Kutsche. Wir gehen zu Fuß«, verkündete Eloise un vermittelt. »Ich habe mich lange genug ausgeruht.«
    »Ist mir recht«, sagte Davey.
    Warnock ließ sich zurück in seinen Sessel sinken. »Wie ihr wünscht.«
    Jack begriff, welches große Opfer der Mann gebracht hatte, indem er sein Leben der Sorge für Eloise gewidmet hatte. Sie kniete sich neben den Alten und küsste ihn sanft auf die Stirn. »Vielen Dank, freundlicher Herr. Eure Wache ist vorüber, aber ich werde Euch Euren Pflichteifer nie vergessen. Ich stehe in Eurer Schuld.«
    Warnocks Augen glänzten von Tränen, und er sah weg, kon zentrierte sich auf die frühmorgendliche Skyline draußen. Seine Stimme versagte. »Gehen Sie jetzt, bevor ein alter Mann sich noch zum Narren macht.«
    Eloise stand auf, ihre Hand strich über das lebensspendende Schwert, das nun an ihrer schmalen Taille hing. Jack und Davey gingen mit ihr zum Aufzug.
    Als die Tür aufging, drehte Davey sich noch einmal zu Warnock um. »Was du mir angetan hast«, sagte er nach einer Weile, »mich einfach so zu verkaufen, das kann ich nicht vergessen, niemals. Aber das hier« – er deutete zu Eloise –, »das war gute Arbeit. Verdammt gute Arbeit. Ich schätze, das gleicht es irgendwie aus.«
    Warnock lächelte kläglich, und Tränen rollten über sein altes Gesicht. Er zog Davey in eine unbeholfene Umarmung. »Danke«, brachte er heraus, dann wandte er sich ab.
    Jack und Davey stiegen in den Lift, die Tür schloss sich und überließ Warnock seiner Einsamkeit.
    Während die Dämmerung die langen Schatten vertrieb, wan derten sie vorsichtig zurück nach Whitechapel. Die Stadt erwachte, und die Straßen waren bereits voller Autos und Busse.
    »Die Stadt ist gewachsen«, sagte Eloise nüchtern.
    »Gewachsen?«, antwortete Davey. »Das ist nicht London, es riecht nicht mal richtig. Und diese ganzen Glastürme, die sehen aus, als könnte der Wind sie wegblasen! Backsteine und Mörtel sind mir da tausendmal lieber.«
    Als sie sich Whitechapel näherten, führte Jack sie zu einem Block mit Mietshäusern aus orangen Backsteinen. Es war, als würde er in eine Erinnerung hineingehen. Er war wieder in dem Viertel seiner Kindheit. Er war noch sehr klein gewesen, als sie hier gewohnt hatten, und trotzdem strömten jetzt all die Erinnerungen auf ihn ein wie beim Aufschlagen eines Fotoalbums. Hier hatte sein Leben stattgefunden, bevor es zerbrochen war, vor dem Tag, an dem seine Mutter gestorben war.
    Morgen.
    Ein Tag, den er ändern würde.
    Jack ging durch das Tor und auf eine Gestalt zu, die im Hof wartete. Davey und Eloise folgten ihm, und das Tor schloss sich mit einem Scheppern hinter ihnen, das von den Backsteinwänden widerhallte. Jack bekam weiche Knie, und seine Stimme verschwand irgendwo tief in seinem Inneren.
    Die Frau, deren schwarze Haare bis auf die Schultern flossen, neigte ihr schönes Gesicht zur Seite und lächelte Jack an. Es gab hier nichts, wovor er Angst haben musste, überhaupt nichts, und doch bekam er ein komisches Gefühl, wurde er tief drinnen von einer Ahnung erfasst, dass das alles nicht stimmte. Er träumte doch bestimmt nur.
    Die Frau trat vor und hielt ihm ihre Hand hin. Er nahm sie ohne Zögern und ging ganz in ihrer Wärme und dem schönen Sehnsuchtsgefühl auf. Sie war noch genauso, wie er sie in Erinnerung hatte, wie ein gefrorener Moment in der Zeit.
    »Hallo, Jo-Jo«, sagte seine Mutter.

24 Heimkehr
    24
    Heimkehr
    J acks Hände zitterten. Seine Mutter hatte ihm ein Glas Saft eingegossen und vor ihm auf den Tisch gestellt, doch er traute sich nicht, etwas zu trinken, weil er dann bestimmt kleckerte.
    Das Zimmer war genauso, wie er es kannte. Die Gerüche und Farben weckten unzählige frühkindliche Erinnerungen. Diese Wohnung war in sein Unterbewusstsein abgesunken und mit schrecklichen Erinnerungen zugeschüttet worden. Nun wurde eine Woge glücklicherer Momente freigesetzt, und Jack schwelgte in der guten alten Zeit. Hier war er, stand in dieser Vergangenheit und studierte die kleinen Einzelheiten, die er vergessen hatte: die abgestorbene Grünpflanze auf dem Bord, die gerahmten Fotos von vergessenen Urlaubsreisen, den abgewetzten Teppich, der sein erster Spielplatz gewesen war. Es war alles da, wie es leibte und lebte, die Zweite Welt in all

Weitere Kostenlose Bücher