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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Er bewirkte auch etwas bei mir. Ich war zornig, und mir blieb keine Zeit. Im Geiste sah ich Molly aus dem Flugsteig kommen. Mit großen Schritten, entschlossen, Joes Bruder zu helfen. Mit einem breiten, triumphierenden Lächeln. Mit einer Aktentasche voller Unterlagen, die sie nicht hätte kopieren dürfen. Sie hatte ein großes Risiko auf sich genommen. Für mich. Für Joe. Dieses Bild in meinem Kopf baute sich auf wie ein massiver Druck auf eine alte geologische Schicht. Ich mußte entscheiden, wie dieser Druck zu nutzen war. Ich mußte entscheiden, ob er mich zerquetschen oder in einen Diamanten verwandeln würde.
    Wir waren auf dem Parkplatz und hatten uns gegen den vorderen Kotflügel von Roscoes Wagen gelehnt. Betäubt und schweigend. Mittwoch nachmittag, fast drei Uhr. Ich hielt Finlays Arm. Er hatte bleiben und sich um Molly kümmern wollen. Er hatte gesagt, das sei seine Pflicht. Ich hatte ihn angeschrien, daß wir dazu nicht die Zeit hätten. Ich hatte ihn gewaltsam aus dem Terminal gezogen. Ich hatte ihn zum Wagen geschleppt, weil ich wußte, daß das, was wir in den nächsten paar Augenblicken taten, den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen würde.
    »Wir müssen Grays Akte finden«, forderte ich. »Was Besseres können wir jetzt nicht mehr tun.«
    Finlay zuckte die Schultern. Gab den Kampf auf.
    »Mehr bleibt uns nicht«, sagte er.
    Roscoe nickte.
    »Dann los«, sagte sie.
    Sie und ich fuhren in ihrem Wagen. Finlay war die ganze Zeit vor uns. Roscoe und ich sprachen kein einziges Wort. Aber Finlay redete während der ganzen Strecke mit sich selbst. Er schrie und fluchte. Ich konnte sehen, wie sein Kopf im Wagen hin und her zuckte. Er fluchte, brüllte und schrie gegen seine Windschutzscheibe an.
    Teale wartete am Eingang des Polizeireviers. Lehnte an der Empfangstheke. Umklammerte den Stock mit seiner fleckigen, alten Hand. Er sah, wie wir drei hineinkamen, und hinkte in das große Mannschaftsbüro. Setzte sich an einen Schreibtisch. An den Tisch, der dem Aktenraum am nächsten war.
    Wir gingen an ihm vorbei zum Rosenholzbüro. Setzten uns, um abzuwarten. Ich nahm Joes Ausdruck aus meiner Tasche und schob ihn über den Schreibtisch. Finlay sah ihn durch.
    »Nicht viel, oder?« sagte er. »Was soll die Überschrift bedeuten? E Unum Pluribus? Das ist umgedreht, richtig?«
    Ich nickte.
    »Aus einem werden viele«, sagte ich. »Ich verstehe die Bedeutung nicht.«
    Er zuckte die Schultern. Ging das Papier noch mal Zeile für Zeile durch. Ich beobachtete ihn dabei. Dann klopfte es laut an der Bürotür, und Baker kam herein.
    »Teale verläßt das Gebäude«, sagte er. »Will mit Stevenson auf dem Parkplatz sprechen. Brauchen Sie irgendwas?«
    Finlay gab ihm den Computerausdruck.
    »Machen Sie mir eine Kopie davon, ja?«
    Baker ging, um das zu erledigen, und Finlay trommelte mit seinen Fingern auf die Schreibtischplatte.
    »Was sind das für Initialen?« fragte er.
    »Wir kennen nur die der Toten«, sagte ich. »Hubble und Molly Beth. Zwei Telefonnummern sind von Universitäten. Princeton und Columbia. Die letzte ist von einem Detective unten in New Orleans.«
    »Was ist mit Stollers Garage?« fragte er. »Haben Sie einen Blick hineingeworfen?«
    »Da war nichts. Nur ein paar leere Kartons von Klimaanlagen, vom letzten Jahr, als er eine Ladung nach Florida brachte und die Anlagen gestohlen hat.«
    Finlay stöhnte leise auf, und Baker kam zurück. Gab mir Joes Ausdruck mit einer Kopie davon. Ich behielt das Original und gab Finlay die Kopie.
    »Teale ist weg«, sagte Baker.
    Wir hasteten aus dem Büro. Konnten einen letzten Blick auf den weißen Cadillac werfen, der langsam vom Parkplatz fuhr. Stießen die Tür zum Aktenraum auf.
    Margrave war eine winzige Stadt mitten im Nirgendwo, aber Gray hatte fünfundzwanzig Jahre damit verbracht, diesen Aktenraum mit Papier zu füllen. Es gab dort mehr Papier, als ich in sämtlichen Jahren davor gesehen hatte. Alle vier Wände waren von deckenhohen Metallschränken mit frisch gestrichenen weißen Türen bedeckt. Wir öffneten alle. Jeder Schrank war voll von Aktenreihen. Es mußten an die tausend Din-A4-große Fächer darin sein. Fächer aus Hartfaser mit Etiketten auf dem Rücken und kleinen Plastikschlaufen unter den Etiketten, so daß man das Fach bei Bedarf herausziehen konnte. Links von der Tür deckte das oberste Regal den Bereich A ab. Rechts von der Tür, ganz weit unten, galt das letzte Regal dem Buchstaben Z. Der Bereich K war an der Wand

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