Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
diese Vorstellung in einen Film und ließ ihn zweimal durch meinen Kopf laufen, bevor ich herausfand, wofür der Schlüssel war.
    »Für etwas im Friseurladen«, sagte ich.
    Ich schnappte mir die Desert Eagle von Finlay und drängte ihn und Roscoe in den Wagen. Roscoe fuhr. Sie zündete den Motor und schleuderte aus dem Parkplatz. Bog nach Süden in Richtung Stadt ein.
    »Warum?« fragte sie.
    »Er ging immer dorthin«, sagte ich. »Drei- bis viermal die Woche. Der alte Mann hat mir das erzählt. Er war der einzige Weiße, der jemals dorthin kam. Er hielt es für sicheres Territorium. Weit weg von Teale, Kliner und den anderen. Und eigentlich brauchte er keinen Friseur. Du hast gesagt, er hatte einen langen, ungepflegten Bart und kaum noch Haare. Er ging nicht dorthin, um rasiert zu werden. Er ging dorthin, weil er die alten Männer mochte. Er wandte sich an sie. Gab ihnen irgend etwas zum Verstecken.«
    Roscoe brachte den Chevy vor dem Friseurladen abrupt zum Stehen, und wir sprangen hinaus und liefen in den Laden. Es waren keine Kunden da. Nur die beiden alten Männer, die untätig in ihren Frisiersesseln saßen. Ich hielt den Schlüssel hoch.
    »Wir sind wegen Grays Sachen gekommen«, sagte ich.
    Der jüngere Mann schüttelte den Kopf.
    »Die kann ich Ihnen nicht geben, mein Freund.«
    Er kam herüber und nahm mir den Schlüssel ab. Ging zu Roscoe und drückte ihn ihr in die Hand.
    »Jetzt können wir es tun«, sagte er. »Der alte Mr. Gray sagte zu uns, daß wir sie niemandem außer seiner Freundin Miss Roscoe geben dürften.«
    Er nahm ihr den Schlüssel wieder ab. Ging zurück zum Waschbecken und bückte sich, um ein schmales Mahagonifach aufzuschließen, das darunter eingebaut war. Zog drei Akten heraus. Es waren dicke Akten, jede steckte in einem alten, gefütterten, ockerfarbenen Umschlag. Er überreichte eine mir, eine Finlay und eine Roscoe. Dann gab er seinem Partner ein Zeichen, und die beiden gingen nach hinten hinaus. Ließen uns allein. Roscoe setzte sich auf die gepolsterte Bank am Fenster. Finlay und ich hievten uns in die Frisiersessel. Stellten unsere Füße auf den Chromstützen ab. Fingen an zu lesen.
    Meine Akte war ein dicker Stapel von Polizeiberichten. Sie waren alle kopiert und durchgefaxt worden. Ziemlich verblichen. Aber ich konnte sie lesen. Sie bildeten ein Dossier, das von Detective James Spirenza vom fünfzehnten Revier, Police Department in New Orleans, Morddezernat, zusammengestellt worden war. Spirenza war vor acht Jahren ein Mord zugeteilt worden. Dann noch sieben weitere. Am Ende hatte er einen Fall mit acht Morden. Keinen davon hatte er aufgeklärt. Nicht einen einzigen.
    Aber er hatte es wirklich versucht. Seine Untersuchung war sorgfältig gewesen. Gewissenhaft. Das erste Opfer war der Besitzer einer Textilfirma. Ein Spezialist für neue chemische Verarbeitungsprozesse für Baumwolle. Das zweite Opfer war der Werkmeister des ersten Mannes. Er hatte dessen Betrieb verlassen und versucht, Startkapital aufzutreiben, um eine eigene Firma aufzubauen.
    Die nächsten sechs Opfer waren von der Regierung. Angestellte der Umweltbehörde. Sie hatten von ihrem Büro in New Orleans aus eine Untersuchung durchgeführt. Die Sache betraf einen Fall von Umweltverschmutzung im Mississippi-Delta. Dort gab es ein Fischsterben. Das Gift wurde zweihundertfünfzig Meilen den Fluß hinauf zurückverfolgt. Eine Textilfirma im Staat Mississippi leitete Chemikalien in den Fluß, Ätznatron, Natriumhypochlorit und Chlor, die sich mit dem Flußwasser vermischten und einen tödlichen säurehaltigen Cocktail ergaben.
    Alle acht Opfer waren auf dieselbe Weise gestorben. Durch zwei Schüsse in den Kopf. Mit einer Automatik mit Schalldämpfer. Kaliber 22. Kalt und steril. Spirenza ging davon aus, daß es sich um einen professionellen Killer handelte. Er suchte ihn auf zwei Wegen. Erst forderte er jede erdenkliche Quelle an und klopfte überall auf den Busch. Profikiller sind dünn gesät. Spirenza und seine Männer sprachen mit jedem einzelnen. Keiner von ihnen wußte etwas.
    Spirenzas zweiter Weg war der klassische Ansatz. Er versuchte herauszufinden, wer der Nutznießer war. Er brauchte nicht lange, um die Einzelheiten zusammenzufügen. Der Textilverarbeiter in Mississippi sah vielversprechend aus. Er war von allen acht Personen, die starben, angegriffen worden. Zwei von ihnen hatten sein Geschäft bedroht. Die anderen sechs wollten seinen Betrieb schließen. Spirenza nahm ihn sich zur Brust. Kehrte sein

Weitere Kostenlose Bücher