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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Innerstes nach außen. Er war ein Jahr lang hinter ihm her. Die Unterlagen in meiner Hand waren der Beweis dafür. Spirenza hatte das FBI und die Steuerfahndung mit hineingezogen. Man hatte jeden Cent auf jedem Konto nach einer Verbindung zu dem ominösen Profikiller untersucht.
    Man hatte ein Jahr lang gesucht und nichts gefunden. Dabei war eine Menge Unerfreuliches ans Licht gekommen. Spirenza war überzeugt, daß der Mann seine Frau umgebracht hatte. Schlicht zu Tode geprügelt. Der Mann hatte wieder geheiratet, und Spirenza hatte dem dortigen Police Department eine Warnung zugefaxt. Der einzige Sohn des Mannes war ein Psychopath. Schlimmer noch als sein Vater, nach Spirenzas Ansicht. Der Textilverarbeiter hatte seinen Sohn die ganze Zeit geschützt. Ihn gedeckt. Ihn mit Geld aus allen Schwierigkeiten geholt. Der Junge hatte Akten in einem Dutzend verschiedener Heilanstalten. Aber nichts zog. Das FBI in New Orleans hatte das Interesse verloren. Spirenza hatte den Fall abgeschlossen. Ihn vergessen, bis ein alter Detective aus Georgia ihm gefaxt hatte, um Informationen über die Kliner-Familie zu bekommen.
    Finlay schloß seine Akte. Drehte seinen Frisiersessel zu mir herum.
    »Die Kliner-Stiftung ist ein Schwindel«, sagte er. »Ein Schwindel von vorn bis hinten. Sie ist ein Deckmantel für irgendwas anderes. Es steht alles hier drin. Gray hat es aufgedeckt. Von vorn bis hinten überprüft. Die Stiftung gibt jedes Jahr Millionen aus, aber ihr Einkommen liegt nachweislich bei Null. Exakt bei Null.«
    Er nahm ein Blatt aus der Akte. Lehnte sich herüber. Übergab es mir. Es war eine Art Bilanz, die die Ausgaben der Stiftung aufwies.
    »Sehen Sie das?« fragte er. »Es ist unfaßbar. Soviel gibt sie jedes Jahr aus.«
    Ich blickte darauf. Das Blatt zeigte eine riesige Zahl. Ich nickte.
    »Vielleicht noch viel mehr«, sagte ich. »Ich bin jetzt seit fünf Tagen hier, richtig? Vorher war ich sechs Monate lang überall in den Staaten. Und davor war ich überall in der Welt. Margrave ist bei weitem der sauberste, am besten erhaltene und gepflegteste Ort, den ich je gesehen habe. Er ist gepflegter als das Pentagon oder das Weiße Haus. Glauben Sie mir, ich war da. Alles in Margrave ist entweder neu oder perfekt renoviert. Es ist total perfekt. So perfekt, daß es schon Angst macht. Das muß ein ungeheures Vermögen kosten.«
    Er nickte.
    »Und Margrave ist ein äußerst seltsamer Ort«, fuhr ich fort. »Die meiste Zeit ist er menschenleer. Ohne Leben. Es gibt praktisch keinerlei Geschäftsaktivität in der Stadt. Nichts passiert hier. Niemand verdient Geld.«
    Er wirkte verwirrt. Konnte nicht folgen.
    »Denken Sie mal nach. Nehmen Sie zum Beispiel Eno's Diner. Ein nagelneues Restaurant. Ein glänzendes Diner auf dem neuesten Stand der Technik. Aber er hat nie irgendwelche Kunden. Ich war ein paarmal dort. Es waren nie mehr als ein, zwei Kunden da. Es gibt mehr Kellnerinnen als Gäste. Wie also bezahlt Eno seine Rechnungen? Seine festen Kosten? Seine Hypothek? Dasselbe gilt für jedes andere Geschäft hier in der Stadt. Haben Sie jemals gesehen, wie die Leute an einem der Läden Schlange standen oder rein- und rauskamen?«
    Finlay dachte darüber nach. Schüttelte den Kopf.
    »Dasselbe gilt für den Friseurladen hier. Ich war hier Sonntag morgen und Dienstag morgen. Der alte Mann sagt, daß sie dazwischen keine anderen Kunden hatten. Keine Kunden in achtundvierzig Stunden.«
    Dann schoß es mir in den Kopf. Ich mußte daran denken, was der alte Mann mir noch gesagt hatte. Plötzlich sah ich es in einem ganz neuen Licht.
    »Der alte Friseur hat mir etwas erzählt. Es war ziemlich seltsam. Ich dachte, er sei verrückt. Ich fragte ihn, wie sie denn ohne Kunden ihren Lebensunterhalt verdienten. Er behauptete, sie brauchten keine Kunden dafür, weil sie Geld von der Kliner-Stiftung bekämen. Also fragte ich: Wieviel denn? Er sagte: tausend Dollar. Und alle Geschäftsleute bekämen das. Also dachte ich, er meinte eine Art Zuschuß zum Geschäft, tausend Dollar im Jahr, klar?«
    Finlay nickte. Das erschien ihm stimmig.
    »Es war nur Geplauder. Wie es beim Friseur eben so üblich ist. Also sagte ich, tausend Dollar im Jahr seien okay, würden aber noch nicht mal den größten Hunger stillen, oder so. Wissen Sie, was er geantwortet hat?«
    Finlay schüttelte den Kopf und wartete. Ich konzentrierte mich, um mich an den exakten Wortlaut des alten Mannes zu erinnern. Ich wollte sehen, ob Finlay das Ganze ebenso leicht verwerfen würde

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