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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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durch. Parkten in kurzer Distanz von der großen Metallrolltür.
    Wir stiegen aus dem Wagen. Streckten uns auf dem Wendekreis vor dem Eingang. Die Sonne wärmte den Tag. Es wäre angenehm gewesen, draußen zu bleiben. Aber wir gingen hinein und suchten nach dem Mediziner. Fanden ihn in seinem schäbigen Büro. Er saß an seinem abgenutzten Schreibtisch. Sah immer noch müde aus. Steckte immer noch in einem weißen Kittel. Er blickte auf und nickte uns zu.
    »Morgen, Leute. Was kann ich für euch tun?«
    Wir setzten uns auf dieselben Stühle wie am Dienstag. Ich hielt mich vom Faxgerät fern. Überließ Roscoe das Reden. Es war besser so. Ich hatte keine offizielle Funktion.
    »Februar diesen Jahres«, sagte sie. »Als sich der Chief Detective vom Police Department in Margrave umgebracht hat. Erinnern Sie sich?«
    »War das ein Mann namens Gray?«
    Roscoe nickte, und der Pathologe stand auf und ging zu einem Aktenschrank. Zog eine Schublade auf. Sie klemmte und machte ein quietschendes Geräusch. Er ließ seine Finger über die Akten gleiten.
    »Februar«, wiederholte er. »Gray.«
    Er zog eine Akte heraus und brachte sie zu seinem Schreibtisch. Warf sie auf die Schreibunterlage. Ließ sich schwer auf seinen Stuhl fallen und öffnete sie. Es war eine dünne Akte.
    »Gray«, sagte er wieder. »Ja, ich erinnere mich an diesen Mann. Hat sich aufgehängt, richtig? Das erste Mal seit dreißig Jahren, daß wir so einen Fall in Margrave hatten. Ich wurde zu seinem Haus gerufen. Es war in der Garage, nicht wahr? An einem Dachsparren?«
    »Das ist richtig«, bestätigte Roscoe. Sie wurde still.
    »Und wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Stimmte irgend etwas nicht?« fragte sie.
    Der Mann blickte auf die Akte. Blätterte eine Seite um.
    »Wenn sich jemand aufhängt, stimmt immer irgendwas nicht«, sagte er.
    »Gab's was Besonderes?« fragte ich.
    Der Pathologe wandte seinen müden Blick von Roscoe zu mir herüber.
    »Etwas Verdächtiges?« fragte er.
    Fast lächelte er so wie am Dienstag.
    »Ja, war irgendwas verdächtig an dem Fall?« fragte ich ihn.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Selbstmord durch Erhängen. Ein ganz klarer Fall. Er stand auf einem Küchenhocker in seiner Garage. Legte sich eine Schlinge um den Hals und sprang vom Hocker. Alles war stimmig. Wir bekamen die Hintergrundinformationen von ein paar Leuten aus Margrave. Ich konnte nichts Problematisches sehen.«
    »Und wie lauteten diese Hintergrundinformationen?« fragte Roscoe ihn.
    Er wandte seinen Blick wieder ihr zu. Sah die Akte durch.
    »Er war depressiv«, sagte er. »Schon eine ganze Weile. In der Nacht, als es geschah, war er einen trinken. Mit seinem Chef, diesem Morrison, den wir gerade hier hatten, und mit dem Bürgermeister, einem Mann namens Teale. Die drei spülten ihren Kummer über einen Fall runter, den Gray vermasselt hatte. Er fiel betrunken hin, und die beiden mußten ihn nach Hause bringen. Sie halfen ihm also und ließen ihn dann allein. Er muß sich schlecht gefühlt haben. Er schaffte es bis zur Garage und hängte sich auf.«
    »So lautete die Geschichte?« fragte Roscoe.
    »Morrison hat seine Aussage unterzeichnet«, sagte der Mann. »Er war wirklich betroffen. Hatte das Gefühl, er hätte mehr tun können. Sie wissen schon, bei ihm bleiben oder so.«
    »Hörte sich das stimmig für Sie an?« fragte sie ihn.
    »Ich kannte Gray ja nicht«, antwortete er. »Dieses Institut hat mit einem Dutzend Police Departments zu tun. Ich habe vor diesem Fall nie jemanden aus Margrave gesehen. Ein ziemlich ruhiger Ort, nicht wahr? Zumindest war er das. Aber was mit diesem Mann geschah, entspricht dem Üblichen. Solche Dinge werden häufig durchs Trinken ausgelöst.«
    »Irgendwelche körperlichen Spuren?« fragte ich ihn.
    Der Doktor blickte wieder in die Akte. Sah mich dann an.
    »Die Leiche stank nach Whisky. Ein paar frische Druckstellen an den Ober- und Unterarmen. Das paßt zu der Angabe, daß er von zwei Männern nach Hause gebracht werden mußte, weil er betrunken war. Ich konnte daran nichts Verdächtiges sehen.«
    »Haben Sie eine Autopsie vorgenommen?« fragte Roscoe ihn.
    Der Pathologe schüttelte den Kopf.
    »Gab es keinen Grund für«, sagte er. »Es war ein glasklarer Fall, und wir hatten sehr viel zu tun. Wie ich schon sagte, wir haben uns noch um andere Dinge zu kümmern als um Selbstmorde drüben in Margrave. Im Februar hatten wir viele Fälle. Steckten bis zum Hals in Arbeit. Ihr Chief Morrison bat uns darum, sowenig Aufhebens wie

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