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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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so gefährlich sein. Warum also haben sie das gemacht? Warum haben sie jemanden engagiert, der noch schlauer ist als der Vorgänger?«
    »Das ist leicht zu erklären. Sie hielten Finlay für einen echten Dummkopf.«
    »Einen Dummkopf?« sagte sie. »Wie zum Teufel sind sie denn darauf gekommen?«
    Also erzählte ich ihr die Geschichte, die Finlay mir am Montag bei Kaffee und Doughnuts an der Theke des Drugstores erzählt hatte. Über seine Scheidung. Seine Geistesverfassung zu der Zeit. Was hatte er gesagt? Er sei ein Wrack gewesen. Ein Idiot. Konnte nicht zwei Wörter vernünftig aneinanderreihen.
    »Chief Morrison und Bürgermeister Teale führten mit ihm das Vorstellungsgespräch«, erzählte ich ihr. »Er dachte, es sei die schlechteste Bewerbung aller Zeiten gewesen. Er dachte, er hätte wie ein Idiot gewirkt. Er war völlig überrascht, als sie ihm den Job gaben. Jetzt verstehe ich, warum sie das taten. Sie suchten nach einem echten Idioten.«
    Roscoe lachte. Mir wurde leichter ums Herz.
    »Mein Gott«, sagte sie. »Das ist Ironie des Schicksals. Sie müssen sich zusammengesetzt und es ausgeheckt haben. Gray ist ein Problem, sagten sie. Besser, wir ersetzen ihn durch einen Idioten. Besser, wir nehmen den schlechtesten aller Bewerber.«
    »Richtig. Und das taten sie ja auch. Sie nahmen einen traumatisierten Idioten aus Boston. Aber als er hier seine Stelle antrat, hatte er sich beruhigt und war wieder zu dem coolen und intelligenten Mann geworden, der er immer schon war.«
    Sie lächelte die nächsten zwei Meilen darüber. Dann überquerten wir eine leichte Steigung und fuhren den langen Bogen nach Margrave hinunter. Wir waren angespannt. Es war, als würden wir die Kriegszone betreten. Wir hatten uns eine Weile aus ihr entfernt. Es fühlte sich nicht gut an zurückzukehren. Ich hatte erwartet, mich besser zu fühlen, wenn die Gegner identifiziert waren. Aber es war anders gekommen, als ich erwartet hatte. Der Kampf wurde nicht nur zwischen mir auf der einen Seite und ihnen auf der anderen ausgetragen, vor einem neutralen Hintergrund. Der Hintergrund war nicht neutral. Der Hintergrund war ebenfalls der Gegner. Die ganze Stadt gehörte dazu. Der ganze Ort war gekauft. Niemand würde neutral sein. Wir fuhren mit fünfzig Stundenkilometern den Hügel hinab, auf Chaos und Gefahr zu. Eine größere Gefahr, als ich erwartet hatte.
    Roscoe verlangsamte auf die zugelassene Geschwindigkeit. Der große Chevy glitt über Margraves glatten Asphalt. Die Magnolien und die Strauchpflanzen rechts und links wurden durch samtige Rasenflächen und Zierkirschen abgelöst. Bäume mit glatten, glänzenden Stämmen. Die wirken, als hätte sie jemand mit der Hand poliert. In Margrave war das auch nicht unwahrscheinlich. Die Kliner-Stiftung zahlte wahrscheinlich jemandem ein ansehnliches Gehalt für den Job.
    Wir fuhren an den gepflegten Geschäftshäusern vorbei, die leer und selbstzufrieden mit tausend verdienten Dollar pro Woche vor sich hin träumten. Wir fuhren um den Anger mit der Statue von Caspar Teale herum. Glitten an der Abfahrt zu Roscoes Haus und der demolierten Vordertür vorbei. Am Drugstore vorbei. An den Bänken unter den schicken Markisen vorbei. An den Parkanlagen vorbei, wo sich früher Bars und Pensionen befunden hatten, damals als Margrave noch redlich war. Dann zum Polizeirevier. Wir bogen in den Parkplatz ein und hielten. Charlie Hubbles Bentley stand immer noch dort, wo ich ihn abgestellt hatte.
    Roscoe stellte den Motor ab, und wir blieben eine Minute lang sitzen. Wollten nicht aussteigen. Wir gaben uns die Hand, ihre rechte in meiner linken. Ein kurzes: Viel Glück. Wir verließen den Wagen. Auf in den Kampf.
    Das Revier war kühl und leer bis auf Baker, der an seinem Schreibtisch saß, und Finlay, der gerade aus dem Rosenholzbüro im hinteren Teil kam. Er sah uns und eilte herbei.
    »Teale ist in zehn Minuten zurück«, sagte er. »Und wir haben ein kleines Problem.«
    Er brachte uns eilends zum Büro zurück. Wir gingen hinein, und er schloß die Tür.
    »Picard hat angerufen.«
    »Und was ist das Problem?« fragte ich.
    »Es betrifft den Unterschlupf«, sagte er. »Wo Charlie und die Kinder versteckt sind. Das Ganze muß inoffiziell bleiben, klar?«
    »Das hat er mir schon erklärt«, sagte ich. »Er wagt sich damit gefährlich weit vor.«
    »Genau«, sagte er. »Das ist das Problem. Er kann keine Leute dafür abstellen. Er braucht jemanden, der dort bei Charlie bleibt. Er hat sich bis jetzt selbst darum

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