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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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möglich zu machen. Ich glaube, er schickte uns eine Notiz. Sagte, es sei ein bißchen heikel. Er wollte nicht, daß Grays Familie erfuhr, daß der alte Mann so betrunken war. Wollte ihm etwas Würde lassen. Das war für mich in Ordnung. Ich konnte nichts Verdächtiges sehen, und wir hatten sehr viel zu tun, also gab ich die Leiche sofort für die Einäscherung frei.«
    Roscoe und ich saßen da und sahen uns an. Der Mann ging zurück zum Schrank und ordnete die Akte wieder ein. Schloß die Schublade, daß es quietschte.
    »Alles klar, Leute?« fragte er. »Wenn Sie jetzt entschuldigen wollen, ich habe noch etwas zu tun.«
    Wir nickten und dankten ihm für seine Mühe. Dann gingen wir langsam aus dem engen Büro. Zurück in die warme Herbstsonne. Standen blinzelnd herum. Wir sagten nichts. Roscoe war zu aufgebracht. Sie hatte gerade gehört, daß ihr alter Freund umgebracht worden war.
    »Es tut mir leid«, sagte ich.
    »Eine Scheißgeschichte von vorn bis hinten«, sagte sie. »Er hat keinen Fall vermasselt. Er hat nie irgendeinen Fall vermasselt. Er war auch nicht besonders depressiv. Und er trank nicht. Hat nie einen Tropfen angerührt. Also ist er mit Sicherheit nicht betrunken hingefallen. Und er wäre nie mit Morrison ausgegangen. Oder mit dem verdammten Bürgermeister. Das hätte er einfach nicht getan. Er mochte sie nicht. Nicht in einer Million Jahre hätte er einen geselligen Abend mit ihnen verbracht. Und er hatte keine Familie. Also ist das ganze Zeug über seine Familie und das Heikle und seine Würde totaler Quatsch. Sie brachten ihn um, und verarschten den Gerichtsmediziner, damit er nicht zu genau hinsah.«
    Ich saß einfach nur im Wagen und ließ sie ihre Wut ausleben. Dann wurde sie ruhig und still. Sie überlegte sich, wie sie es gemacht hatten.
    »Glaubst du, es waren Morrison und Teale?« fragte sie mich.
    »Und noch jemand«, sagte ich. »Es waren drei Männer. Ich denke, die drei gingen zu seinem Haus und klopften an seine Tür. Gray öffnete, und Teale zog eine Waffe. Morrison und der dritte Mann packten ihn und hielten ihn an den Armen fest. Daher die Druckstellen. Es war vielleicht Teale, der ihm dann eine Flasche Whisky in den Hals geschüttet oder zumindest über seine Kleider gegossen hat. Sie brachten ihn schnell zur Garage und knüpften ihn auf.«
    Roscoe ließ den Wagen an und lenkte ihn vom Krankenhausgelände. Sie fuhr langsam über die Bodenschwellen. Dann warf sie das Steuer herum und schoß die Straße durch die Felder in Richtung Margrave.
    »Sie haben ihn umgebracht«, sagte sie. Das war eine einfache Feststellung. »Wie sie Joe umgebracht haben. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie du dich fühlst.«
    Ich nickte.
    »Sie werden dafür bezahlen«, sagte ich. »Für beide.«
    »Darauf kannst du deinen Arsch verwetten«, sagte sie.
    Wir wurden still. Rasten eine Weile Richtung Norden und fuhren dann auf die Landstraße. Und brachten die zwölf Meilen nach Margrave hinter uns.
    »Der arme, alte Gray«, sagte sie. »Ich kann es nicht fassen. Er war so schlau, so vorsichtig.«
    »Nicht schlau genug. Oder vorsichtig genug. Wir müssen immer daran denken. Du kennst doch die Regeln, oder? Nie allein bleiben. Wenn du jemanden auf dich zukommen siehst, renn um dein Leben. Oder knall den Bastard ab. Halte dich, wenn möglich, an Finlay, okay?«
    Sie konzentrierte sich aufs Fahren. Sie fuhr ein höllisches Tempo auf der geraden Straße. Dachte über Finlay nach.
    »Finlay«, wiederholte sie. »Weißt du, was ich nicht begreife?«
    »Was?«
    »Da sind die beiden, richtig?« sagte sie. »Teale und Morrison. Sie lenken für Kliner die Stadt. Sie leiten das Police Department. Die beiden teilen die Leitung unter sich auf. Ihr Chief Detective ist Gray. Ein alter Mann, ein kluger Kopf, gerissen und hartnäckig. Er ist dort seit fünfundzwanzig Jahren, lange bevor diese Scheiße angefangen hat. Sie haben ihn geerbt und können ihn nicht loswerden. Also kommt ihnen eines Tages der hartnäckige Detective auf die Schliche. Er findet heraus, daß etwas vor sich geht. Und sie finden heraus, daß er es herausgefunden hat. Also räumen sie ihn aus dem Weg. Sie bringen ihn um, damit alles beim alten bleibt. Und was tun sie als Nächstes?«
    »Sprich weiter«, sagte ich.
    »Sie engagieren einen Ersatz«, sagte sie. »Finlay, aus Boston. Einen Mann, der noch gerissener und noch hartnäckiger als Gray ist. Warum zum Teufel tun sie das? Wenn Gray schon eine Gefahr für sie dargestellt hat, dann wird Finlay zweimal

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