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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Einen verrückten, heimatlosen Söldner mit einem Mobiltelefon, der herumreiste und Leute umbrachte. Der ihre toten Körper zu Brei trat. Der sich dann mit einer Untergrundorganisation in Verbindung setzte, um das nächste Ziel abzusprechen. Immer unterwegs.
    Finlay lehnte sich vor. Er schob mir ein Stück Papier herüber. Es war aus einem Computerausdruck herrausgerissen. Nicht alt. Fettig glänzend wegen der Abnutzung. Die Patina, die Papier bekommt, wenn es einen Monat in der Hosentasche steckt. Darauf war eine unterstrichene Überschrift gedruckt. Sie lautete: Pluribus. Unter der Überschrift stand eine Telefonnummer. Ich betrachtete das Stück Papier. Faßte es aber nicht an. Wollte keine Mißverständnisse wegen der Fingerabdrücke.
    »Ist das Ihre Telefonnummer?« fragte Finlay.
    »Ich habe kein Telefon«, sagte ich wieder. »Ich war letzte Nacht nicht hier. Je länger Sie mich nerven, desto mehr Zeit verschwenden Sie, Finlay.«
    »Es ist die Nummer für ein Mobiltelefon«, sagte er. »Das wissen wir. Gehört zu einem Betreiber in Atlanta. Aber wir können die Nummer erst am Montag zurückverfolgen. Also fragen wir Sie. Sie sollten kooperieren, Reacher.«
    Ich blickte wieder auf den Fetzen Papier.
    »Wo haben Sie das gefunden?« fragte ich ihn.
    Finlay überdachte die Frage. Entschied sich zu antworten.
    »Es war im Schuh Ihres Opfers«, sagte er. »Zusammengefaltet und versteckt.«
    Lange Zeit saß ich schweigend da. Ich war beunruhigt. Ich fühlte mich wie jemand in einem Kinderbuch, der in ein tiefes Loch fällt. Der sich selbst in einer fremden Welt wiederfindet, wo alles anders und irgendwie verrückt ist. Wie Alice im Wunderland. War sie in ein Loch gefallen? Oder war sie am falschen Ort aus dem Bus gestiegen?
    Ich saß in einem feudalen, reich ausgestatteten Büro. Ich hatte schon schlechtere Büros in Schweizer Banken gesehen. Ich war in Gesellschaft zweier Polizisten. Intelligenter und professioneller Polizisten. Wahrscheinlich hatten sie zusammen mehr als dreißig Jahre Erfahrung. Ein Department mit Kompetenz und Erfahrung. Anständig mit Personal und Geld ausgestattet. Sie hatten mit dem Arschloch Morrison einen Schwachpunkt an der Spitze, aber sonst hatte ich so etwas Gutorganisiertes wie dieses Department schon lange nicht mehr gesehen. Und doch rannten alle so schnell sie konnten in eine Sackgasse. Sie schienen überzeugt zu sein, daß die Erde flach war. Daß der gewaltige Himmel über Georgia die Glocke war, die genau darüber paßte. Ich war der einzige, der wußte, daß die Erde rund war.
    »Zwei Dinge«, sagte ich. »Der Mann wurde aus nächster Nähe mit einer Automatik mit Schalldämpfer erschossen. Der erste Schuß streckte ihn nieder. Der zweite Schuß war nur zur Sicherheit. Die Patronenhülsen sind unauffindbar. Was sagt Ihnen das? Professionell oder nicht?«
    Finlay sagte nichts. Sein Hauptverdächtiger besprach den Fall mit ihm wie mit einem Kollegen. Als Untersuchungsleiter durfte er das nicht zulassen. Er mußte mich eigentlich unterbrechen. Aber er wollte mich ausreden lassen. Ich konnte sehen, wie er mit sich kämpfte. Er blieb reglos, aber in seinem Kopf rumorte es wie junge Katzen in einem Sack.
    »Weiter«, sagte er schließlich. Gewichtig, als sei es eine große Sache.
    »Das ist eine Hinrichtung, Finlay«, sagte ich. »Kein Raubüberfall oder Streit. Das ist ein kalter, steriler Schlag. Keine Beweise. Das ist ein schlauer Bursche mit einer Taschenlampe, der hinterher auf dem Boden nach zwei Patronenhülsen für Kleinkaliber herumsucht.«
    »Weiter«, sagte Finlay wieder.
    »Schuß aus nächster Nähe in die linke Schläfe«, sagte ich. »Möglicherweise saß das Opfer in einem Wagen. Der Mörder spricht mit ihm durch das Fenster und hebt dann seine Waffe. Peng. Er lehnt sich hinein und schießt zum zweiten Mal. Dann sammelt er die Patronenhülsen ein und verschwindet.«
    »Er verschwindet?« fragte Finlay. »Und was ist mit dem Rest der Geschichte? Wollen Sie etwa sagen, daß da noch ein zweiter war?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es waren drei«, sagte ich. »Das ist doch klar, oder?«
    »Wieso drei?« sagte er.
    »Es müssen mindestens zwei gewesen sein, richtig?« sagte ich. »Wie kam das Opfer zum Gewerbegebiet? Es fuhr mit einem Wagen, richtig? Es war in jedem Fall zu weit zu laufen. Aber wo ist der Wagen jetzt? Der Mörder ging auch nicht zu Fuß. Also müssen es mindestens zwei gewesen sein. Sie fuhren zusammen hin und fuhren getrennt wieder weg, einer der beiden im

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