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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Wagen des Opfers.«
    »Aber?« fragte Finlay.
    »Aber die aktuelle Beweislage deutet auf mindestens drei hin«, sagte ich. »Betrachten Sie es doch mal aus psychologischer Sicht. Das ist der Schlüssel zu der ganzen Sache. Ein Mann, der eine kleinkalibrige Automatik mit Schalldämpfer für einen sauberen Kopfschuß und einen Sicherheitsschuß benutzt, ist nicht der Typ, der dann plötzlich durchdreht und einer Leiche die Seele aus dem Leib tritt, oder? Und der Typ, der in derartige Raserei verfällt, wird nicht plötzlich ruhig und versteckt den Körper unter ein paar alten Pappabdeckungen. Also gibt es hier drei völlig verschiedene Dinge, Finlay. Es waren drei Männer beteiligt.«
    Finlay zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht auch nur zwei«, sagte er. »Der Mörder könnte ja nachher aufgeräumt haben.«
    »Ausgeschlossen«, sagte ich. »Er hätte nicht so lange gewartet. Ihm hätte diese Art Raserei nicht gefallen. Sie hätte ihn in Verlegenheit gebracht. Und beunruhigt, denn dadurch wäre alles nur auffälliger und gefährlicher geworden. Und wenn so ein Typ nachher aufgeräumt hätte, dann richtig. Er hätte den Körper nicht dort gelassen, wo jeder Erstbeste ihn sofort finden würde. Also haben Sie es mit drei Männern zu tun.«
    Finlay dachte scharf nach.
    »Und?« fragte er.
    »Und: Welcher von den dreien soll ich sein?« fragte ich. »Der Mörder, der Wahnsinnige oder der Trottel, der die Leiche versteckte?«
    Finlay und Baker sahen sich an. Antworteten nicht.
    »Wer auch immer, was stellen Sie sich denn vor?« fragte ich weiter. »Ich fahre mit meinen beiden Kumpanen dorthin, und wir erschießen den Mann um Mitternacht, und dann fahren die beiden anderen weg, und ich beschließe dortzubleiben? Warum sollte ich das tun? Das ist doch Unsinn, Finlay.«
    Er antwortete nicht. Er dachte nach.
    »Ich habe keine zwei Komplizen«, sagte ich. »Und kein Auto. Also können Sie bestenfalls sagen, das Opfer lief dorthin, und ich lief dorthin, wir trafen uns, und ich erschoß ihn mit aller Sorgfalt, wie ein Profi, dann sammelte ich meine Patronenhülsen auf, nahm seine Brieftasche, leerte seine Taschen, vergaß aber, seine Schuhe zu durchsuchen. Dann versteckte ich meine Waffe, den Schalldämpfer, die Taschenlampe, das Mobiltelefon, die Patronenhülsen, die Brieftasche und das ganze Zeug. Danach wechselte ich vollkommen die Persönlichkeit und trat die Leiche wie ein Wahnsinniger zu Brei. Dann wechselte ich erneut die Persönlichkeit und machte den sinnlosen Versuch, die Leiche zu verstecken. Und dann wartete ich acht Stunden im Regen und ging danach in die Stadt. Mehr als das können Sie nicht behaupten. Und das ist totaler Unsinn, Finlay. Denn warum zum Teufel sollte ich acht Stunden im Regen warten, bis zum Tagesanbruch, um den Tatort zu verlassen?«
    Er sah mich eine ganze Weile an.
    »Ich weiß nicht, warum«, sagte er.
    Ein Mann wie Finlay sagt so etwas nicht, außer er kämpft mit sich. Er sah ernüchtert aus. Sein Fall ergab keinen Sinn, und er wußte es. Aber er hatte ein ernstes Problem mit dem neuen Beweis seines Chefs. Er konnte nicht zu seinem Boss gehen und sagen: Sie haben Unsinn geredet, Morrison. Er konnte auch nicht aktiv einer anderen Theorie nachgehen, wenn ihm sein Boss einen Verdächtigen auf dem Silbertablett präsentiert hatte. Er konnte mein Alibi überprüfen. Das konnte er tun. Niemand würde ihn für seine Sorgfalt kritisieren. Dann konnte er Montag wieder von vorn anfangen. Also war er unglücklich, weil zweiundsiebzig Stunden zum Teufel wären. Und er konnte jetzt schon sehen, daß ein großes Problem auf ihn wartete. Er mußte seinem Boss mitteilen, daß ich eigentlich um Mitternacht nicht dort gewesen sein konnte. Er würde diesen Typen in aller Höflichkeit dazu bringen müssen, seine Aussage zurückzuziehen. Schwierig, wenn man ein Angestellter ist, der erst seit sechs Monaten dabei ist. Und wenn die Person, mit der man es zu tun hat, ein komplettes Arschloch ist. Und der Boss. Probleme über Probleme also, und der Mann war todunglücklich darüber. Er saß da und atmete schwer. Er war in Schwierigkeiten. Zeit, ihm da rauszuhelfen.
    »Die Telefonnummer«, sagte ich. »Sie haben sie als Mobiltelefonnummer identifiziert?«
    »An der Vorwahl«, sagte er. »Statt einer Ortsvorwahl haben Mobiltelefone eine Vorwahl, die einen in ihr Netz bringt.«
    »Okay«, sagte ich. »Aber Sie können nicht herausfinden, wem sie gehört, weil Sie kein Nummernverzeichnis für Mobiltelefone haben und die

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