Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
und betrachtete das Ergebnis in den mannshohen Spiegeln auf den Schranktüren. Nicht schlecht. Genau richtig für Nachtarbeit.
    Ich ging wieder nach draußen. Verschloß die Vordertür. Ich konnte fühlen, wie die riesigen Sturmwolken sich über mir zusammenballten. Es war sehr dunkel. Ich stand an der Vordertür und überprüfte alles noch mal. Steckte die Pistole in die Innentasche meiner Jacke. Zog den Reißverschluß herunter und prüfte, wie gut ich ziehen konnte. Es ging ganz gut. Durchgeladen und gesichert. Den Sicherungshebel vorgelegt. Ersatzpatronen in der oberen, rechten Außentasche. Springmesser in der linken Seitentasche. Totschläger in der rechten Seitentasche. Die Schuhe fest zugebunden.
    Ich ging die Auffahrt hinunter, weg vom Haus, am geparkten Bentley vorbei, etwa zwölf bis fünfzehn Meter. Arbeitete mich durch die Grünpflanzen und ließ mich an einer Stelle nieder, wo ich so gerade die Auffahrt nach oben und unten überblicken konnte. Ich setzte mich auf die kalte Erde und machte mich zum Warten bereit. Bei einem Hinterhalt ist Warten für den Sieg entscheidend. Wenn der Gegner vorsichtig ist, kommt er sehr früh oder sehr spät. Dann, wenn man ihn seiner Meinung nach nicht erwartet. So früh er also auch kommen mag, man muß noch früher bereit sein. So spät er auch kommen mag, man muß es abwarten. Man wartet in einer Art Trance. Man braucht unendliche Geduld. Es hilft nicht, unruhig oder besorgt zu sein. Man wartet einfach. Tut nichts, denkt an nichts, verbraucht keine Energie. Dann plötzlich setzt man sich in Bewegung. Nach einer Stunde, nach fünf Stunden, einem Tag, einer Woche. Warten ist eine Fähigkeit wie alles andere auch.
    Ich hatte mich um Viertel vor zwölf zum Warten niedergelassen. Ich konnte spüren, wie sich das Unwetter über mir zusammenzog. Die Luft war wie Suppe. Es war stockdunkel. Gegen Mitternacht brach der Sturm los. Schwere Tropfen, so groß wie Vierteldollarmünzen, bespritzten die Blätter um mich herum. Sie entwickelten sich innerhalb von Sekunden zu einem sintflutartigen Regen. Es war, als säße ich in einer Duschkabine. Furchterregende Donnerschläge hallten um mich herum. Sie dröhnten und knallten, und es blitzte in einem fort. Der Garten um mich herum wurde jedes Mal für Sekunden taghell. Ich saß im peitschenden Regen und wartete. Zehn Minuten. Fünfzehn.
    Der Besuch kam um zwanzig Minuten nach Mitternacht. Der Regen war immer noch fürchterlich, und der Donner krachte und rollte ununterbrochen. Ich hörte ihren Wagen erst, als er schon ziemlich weit die Auffahrt heraufgefahren war. Ich hörte ihn etwa in einer Entfernung von fünfzehn Metern über den Kies knirschen. Es war ein dunkelgrüner Lieferwagen. Mit Goldbeschriftung. Kliner-Stiftung. Wie der, den ich Dienstag morgen bei Roscoes Haus gesehen hatte. Er fuhr knirschend an mir vorbei, nur zwei Meter entfernt. Breite Reifen auf dem Kies. Genau das hatte Finlay bei Morrisons Haus gesehen. Spuren von Breitreifen im Kies.
    Der Wagen hielt ein paar Meter von mir entfernt. Dicht hinter dem Bentley. Konnte nicht an ihm vorbeifahren. Ich hatte sie genau da, wo ich sie haben wollte. Ich hörte, wie der Motor erstarb und die Handbremse gezogen wurde.
    Als erster stieg der Fahrer aus. Er trug einen weißen Nylonoverall. Die Kapuze hatte er eng um sein Gesicht zusammengezogen. Über seinem Gesicht trug er einen Mundschutz. Die Hände in dünnen Gummihandschuhen. An den Füßen Gummiüberschuhe. Er schwang sich vom Fahrersitz und ging zur hinteren Tür. Ich kannte diesen Gang. Ich kannte diese große, schwere Gestalt. Ich kannte diese langen, kräftigen Arme. Es war der Kliner-Sohn. Kid Kliner war höchstpersönlich gekommen, um mich umzubringen.
    Er schlug mit der Hand auf die Tür zum Laderaum. Das verursachte ein hohles Geräusch. Dann drückte er den Griff und öffnete sie. Vier Männer sprangen heraus. Alle gleich angezogen. Weiße Nylonoveralls, die Kapuzen eng übers Gesicht gezogen, Mundschutz, Handschuhe, Gummiüberschuhe. Zwei trugen Taschen. Zwei hatten große, schwere Flinten. Insgesamt fünf Männer. Ich hatte vier erwartet. Mit fünf Männern konnte es schwieriger werden. Aber ertragreicher.
    Der Regen prasselte auf sie nieder. Ich konnte das schwache Trommeln hören, als er auf ihre steifen Nylonanzüge fiel. Ich konnte den metallischen Klang hören, als die schweren Tropfen auf das Dach ihres Wagens schlugen. Ich sah, wie sie von einem Blitz erhellt wurden. Sie sahen aus wie Boten des Todes. Wie

Weitere Kostenlose Bücher