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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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einen Bogen und hielt mich auf dem feuchten Gras. Kid ging langsam. Er war beunruhigt. Er war allein. Er konnte nicht gut sehen. Die enge Kapuze vor seinem Gesicht begrenzte sein Sichtfeld. Er drehte ständig seinen Kopf von einer Seite zur anderen, mit steifem Hals, wie eine mechanische Puppe. Am Rand des Pools blieb er stehen. Ich war einen Meter hinter ihm. Ich wich nach rechts und links aus, rechts und links, blieb immer außerhalb seines Sichtfelds, während er mit seinem Blick von einer Seite zur anderen wanderte. Sein riesiges Gewehr schwenkte nach rechts und links über dem aufgewühlten Pool.
    Nach den Büchern, die ich früher gelesen hatte, nach den Filmen, die man so sieht, hätte ich ehrenhaft mit ihm kämpfen müssen. Ich war hier, um für meinen Bruder einzustehen. Und direkt vor mir war der Typ, der seine Leiche wie ein Lumpenbündel durch die Gegend getreten hatte. Wir hätten es von Angesicht zu Angesicht austragen sollen. Ich hätte ihm sagen sollen, wer sein Gegner war. Ich hätte ihm sagen sollen, warum er sterben mußte. Das ganze Zeugs von Ehre und Mann gegen Mann. Aber das wirkliche Leben ist eben nicht so. Joe hätte über all das gelacht.
    Ich ließ den Totschläger mit aller Kraft, die ich hatte, auf seinen Kopf niederfahren. Genau in dem Moment, als er sich umdrehte, um zum Haus zurückzugehen. Der Totschläger prallte am glatten Nylon ab, und der Schwung des schweren, bleigefüllten Rohrs brachte mich rettungslos aus dem Gleichgewicht. Ich fiel hin wie ein Mann auf Glatteis. Kid wirbelte herum und hob das Gewehr. Eine Patrone wurde in die Kammer gepumpt. Ich warf meinen Arm nach oben und schlug den Lauf zur Seite. Rollte aus der Schußlinie. Er drückte den Abzug, und es gab eine ungeheure Explosion, lauter als der schlimmste Donner. Ich hörte, wie die Blätter abrissen und fielen, als der Schuß in die Bäume hinter mir ging.
    Der heftige Rückstoß warf Kid nach hinten, aber schon wurde die zweite Patrone in den Lauf gepumpt. Ich hörte das bedrohliche Ritsch-Ratsch des Mechanismus. Ich lag am gefliesten Schwimmbeckenrand auf dem Rücken, doch ich warf mich nach oben und ergriff seine halbautomatische Waffe mit beiden Händen. Zwang den Lauf nach oben und den Schaft nach unten, und er feuerte ein zweites Mal, diesmal in die Luft. Wieder eine furchteinflößende Explosion. Jetzt schob ich in Rückstoßrichtung und riß ihm die Waffe aus den Händen. Stieß nach oben und rammte ihm den Schaft ins Gesicht. Es war ein schwacher Schlag. Die Ithaca hat ein großes Gummipolster am Schaft. Es soll die Schulter vor dem Rückstoß schützen. Jetzt schützte es Kids Kopf vor meinem Hieb. Er wurde nur zurückgeschleudert. Ich tauchte nach seinen Beinen und warf ihn nach hinten. Riß ihm die Füße weg und stieß ihn in den Pool. Er klatschte auf seinem Rücken hinein. Ich sprang auf ihn.
    Wir waren am tiefen Ende des Pools und zappelten herum, um den todbringenden Griff anzusetzen. Der Regen peitschte. Chlor brannte mir in Augen und Nase. Ich kämpfte, bis ich seine Kehle zu fassen bekam. Riß die Nylonkapuze zurück und konnte meine Hände direkt um seinen Hals legen. Spannte meine Arme und stieß Kids Kopf tief unter Wasser. Ich zerquetschte seinen Kehlkopf mit all meiner Kraft. Dieser Biker in Warburton hatte gedacht, daß er mir schön zugesetzt hätte, aber im Vergleich zu dem, was ich dem Kliner-Sohn antat, war das eine zärtliche Umarmung gewesen. Ich riß an seinem Kopf und drückte ihn noch tiefer. Hielt ihn einen Meter unter Wasser, bis er starb. Lange dauerte das nicht. In einer solchen Situation tut es das nie. Der erste, der unten ist, bleibt auch unten. Ich hätte es ebenso sein können.
    Ich versuchte zu schwimmen und schnappte durch den Chlorgestank nach Luft. Der Regen wühlte die Wasseroberfläche auf. Man konnte unmöglich sagen, wo das Wasser aufhörte und die Luft begann. Ich ließ seinen Körper los und schwamm zum Rand. Klammerte mich daran und wartete, bis ich wieder genügend Luft bekam. Das Wetter war ein Alptraum. Der Donner war jetzt ein kontinuierliches Grollen, und das grelle Zucken hatte sich zu Flächenblitzen entwickelt. Der Regen ging unerbittlich nieder. Trockener war es im Pool. Aber ich hatte noch einiges zu tun.
    Ich schwamm zurück, um Kids Leiche zu holen. Sie trieb einen Meter unter Wasser. Ich zog sie zurück zum Rand. Hievte mich selbst aus dem Wasser. Packte mit jeder Hand eine Handvoll Nylon und zog die Leiche hinter mir heraus. Sie wog eine Tonne, lag

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