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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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war um sein Leben gerannt. Und sie konnten ihn einfach nicht finden. Paul Hubble hatte mir den winzigen Vorteil geliefert, den ich brauchen würde.
    »Was ist mit Hubble, daß Sie so scharf auf ihn sind?« fragte ich.
    Kliner sah mich achselzuckend an.
    »Er ist die einzige undichte Stelle«, erwiderte er. »Ich habe mich um alles gekümmert. Und ich werde nicht mein Geschäft verlieren, nur weil ein Arschloch wie Hubble irgendwo herumrennt und sein dummes Maul aufreißt. Also brauche ich ihn hier. Wo er hingehört. Und Sie werden ihn für mich holen.«
    Ich beugte mich vor und starrte ihm in die Augen.
    »Kann Ihr Sohn ihn nicht für Sie holen?« fragte ich ruhig.
    Niemand sagte etwas. Ich beugte mich noch etwas weiter vor.
    »Sagen Sie doch Ihrem Sohn, daß er ihn holen soll.«
    Kliner schwieg.
    »Wo ist Ihr Sohn, Kliner?« fragte ich ihn.
    Er sagte nichts.
    »Was ist mit ihm passiert?« fragte ich. »Wissen Sie es nicht?«
    Er wußte es und wußte es nicht. Ich konnte das sehen. Er hatte es noch nicht akzeptiert. Er hatte seinen Jungen auf mich angesetzt, und sein Junge war nicht zurückgekommen. Also wußte er Bescheid, aber er hatte es sich noch nicht eingestanden. Sein hartes Gesicht wurde schlaff. Er wollte es wissen. Aber er konnte mich nicht fragen. Er wollte mich dafür hassen, daß ich seinen Jungen umgebracht hatte. Aber das konnte er auch nicht. Denn das hieße, daß er sich die Wahrheit eingestand.
    Ich starrte ihn an. Er wollte das große Gewehr heben und mich zu Brei schießen. Aber das konnte er nicht. Weil er mich brauchte, um Hubble zu bekommen. Er verzehrte sich innerlich. Er wollte mich auf der Stelle erschießen. Aber vierzig Tonnen Geld waren für ihn wichtiger als das Leben seines Sohnes.
    Ich starrte in seine toten Augen. Ohne zu blinzeln. Sprach mit sanfter Stimme.
    »Wo ist Ihr Sohn, Kliner?«
    Lange Zeit herrschte Schweigen im Büro.
    »Bringt ihn raus«, sagte Kliner schließlich. »Wenn Sie nicht in einer Minute hier raus sind, Reacher, erschieße ich den Detective auf der Stelle.«
    Ich stand auf. Sah die fünf nacheinander an. Nickte Finlay zu. Ging hinaus. Picard folgte mir und schloß leise die Tür hinter sich.

KAPITEL 30

    Picard und ich gingen durch das Mannschaftsbüro nach draußen. Es war leer. Ruhig. Der Innendienstler war gegangen. Teale mußte ihn weggeschickt haben. Die Kaffeemaschine war eingeschaltet. Ich konnte es riechen. Ich sah Roscoes Schreibtisch. Ich sah das große schwarze Brett. Die Untersuchung im Morrison-Fall. Es war immer noch leer. Keinerlei Fortschritte. Ich ging um die Empfangstheke herum. Stieß die schwere Glastür mit der steifen Gummiabdichtung auf. Trat hinaus in den hellen Nachmittag.
    Picard bedeutete mir mit seinem kurzen Lauf, daß ich in den Bentley steigen und fahren sollte. Ich widersprach nicht. Ging nur über den Parkplatz zum Wagen. Ich war der Panik näher als je in meinem ganzen Leben. Mein Herz hämmerte, und ich konnte nur flach atmen. Ich setzte einen Fuß vor den anderen und nahm alle Kraft zusammen, die ich noch hatte, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Ich sagte zu mir, bis ich an der Fahrertür angekommen war, mußte ich besser eine verdammt gute Idee haben, was zum Teufel ich als nächstes tun könnte.
    Ich stieg in den Bentley und fuhr zu Eno's Diner. Langte nach dem Fach im Sitz und fand die Landkarte. Ging durch die strahlende Nachmittagssonne und trat durch Enos Tür. Glitt in eine leere Nische. Bestellte Kaffee und Rühreier.
    Ich schrie mich innerlich an, dem zu folgen, was ich in dreizehn harten Jahren gelernt hatte. Je kürzer die Zeit, desto besonnener muß man sein. Wenn man nur einen einzigen Schuß hat, muß man dafür sorgen, daß er trifft. Man kann sich nicht leisten, danebenzuschießen, nur weil man die Planung vermasselt hat. Oder weil man einen Unterzucker bekommt und einem in den frühen Morgenstunden schwindlig und übel wird. Also zwang ich mir die Eier runter und trank den Kaffee. Dann schob ich den leeren Becher und den Teller beiseite und breitete die Karte auf dem Tisch aus. Fing an, nach Hubble zu suchen. Er konnte überall sein. Aber ich mußte ihn finden. Ich hatte nur einen Versuch. Ich konnte nicht von einem Ort zum anderen rasen. Ich mußte ihn in meinem Kopf finden. Es mußte ein gedanklicher Prozeß sein. Ich mußte ihn zuerst in meinem Kopf finden und dann zu ihm fahren. Also beugte ich mich über Enos Tisch. Starrte auf die Karte. Starrte lange Zeit darauf.
    Ich verbrachte fast eine Stunde mit

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