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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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abgestellt hatte.
    »Also meinen Sie, ich brächte den Schuldigen keinen Kaffee?« fragte sie zurück.
    »Vielleicht würden Sie mit den Schuldigen noch nicht mal sprechen«, sagte ich.
    »Ich weiß, daß Sie sich keiner großen Sache schuldig gemacht haben.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?« fragte ich. »Weil meine Augen nicht eng genug beieinanderstehen?«
    »Nein, Sie Dummkopf«, lachte sie. »Weil wir noch nichts aus Washington gehört haben.«
    Ihr Lachen war großartig. Ich wollte auf ihr Namensschild über der Brusttasche sehen. Aber ich wollte nicht, daß sie meinte, ich würde ihre Brüste anstarren. Ich erinnerte mich, wie sie auf dem Rand des Tisches ruhten, als sie die Aufnahmen von mir machte. Ich sah hin. Hübsche Brüste. Ihr Name war Roscoe. Sie blickte sich rasch um und kam näher ans Gitter. Ich nippte an dem Kaffee.
    »Ich habe Ihre Abdrücke über den Computer nach Washington geschickt«, sagte sie. »Das war um 12 Uhr 36. Dort ist eine große Datenbank, Sie wissen schon, FBI. In deren Computer sind Millionen von Fingerabdrücken gespeichert. Alle eingesandten Abdrücke werden überprüft. Es gibt eine strikte Reihenfolge. Zuerst werden sie mit denen der zehn am dringendsten Gesuchten verglichen, dann mit den ersten hundert, dann mit den ersten tausend. Wenn Sie unter denen gewesen wären, Sie wissen schon, den aktiven, bisher nicht gefaßten Straftätern, dann hätten wir fast sofort eine Meldung bekommen, Das geht ganz automatisch. Sie wollen nicht, daß einer der Meistgesuchten entkommt. Aber Sie sind jetzt fast drei Stunden im Computer, und wir haben noch nichts gehört. Also kann ich Ihnen mitteilen, daß Sie nicht wegen etwas wirklich Schlimmem aktenkundig sind.«
    Der Wachhabende sah zu uns herüber. Mißbilligend. Sie mußte gehen. Ich leerte meinen Becher und gab ihn ihr durch das Gitter zurück.
    »Ich bin wegen gar nichts aktenkundig«, sagte ich.
    »Nein«, sagte sie. »Sie entsprechen auch nicht dem üblichen Delinquentenprofil.«
    »Nicht?« sagte ich.
    »Das hätte ich Ihnen gleich sagen können«, lächelte sie. »Sie haben freundliche Augen.«
    Sie zwinkerte und ging weg. Warf die Becher in den Mülleimer und ging zurück zu ihrem Arbeitsplatz. Setzte sich hin. Jetzt konnte ich nur noch ihren Hinterkopf sehen. Ich ging hinüber in meine Ecke und lehnte mich gegen die harten Gitterstäbe. Seit sechs Monaten war ich ein einsamer Streuner. Etwas hatte ich dabei gelernt. Wie Blanche in diesem alten Film ist ein Streuner von der Freundlichkeit Fremder abhängig. Nicht in bezug auf etwas Besonderes oder Materielles. Sondern in bezug auf Moral. Ich blickte auf Miss Roscoes Hinterkopf und lächelte. Ich mochte sie.
    Baker war vielleicht seit zwanzig Minuten weg. Lang genug, um allmählich von Hubbles Wohnsitz zurückzukommen, wo auch immer der war. Ich glaubte, daß man in zwanzig Minuten die Strecke hin und zurück schaffen konnte. Das war schließlich eine Kleinstadt. Ein Punkt auf der Landkarte. Ich glaubte, daß man in zwanzig Minuten überall hingehen und wieder zurückkommen konnte. Auf Händen sogar. Obwohl die Stadtgrenzen ziemlich seltsam waren. Es kam darauf an, ob Hubble mitten in der Stadt lebte oder irgendwo innerhalb der Bezirksgrenzen. Nach meiner Erfahrung war man ja auch in der Stadt, wenn man vierzehn Meilen davon entfernt war. Wenn sich diese vierzehn Meilen in alle Richtungen erstreckten, dann war Margrave ungefähr so groß wie New York City.
    Baker hatte gesagt, Hubble sei Familienvater. Ein Banker, der in Atlanta arbeitete. Das bedeutete, er hatte ein Einfamilienhaus in Stadtnähe. Schulen und Freunde für die Kinder ringsum. Geschäfte und den Country Club für die Frau in der Nähe. Und für ihn war es eine kurze Fahrt über die Landstraße zum Highway. Praktisches Pendeln über den Highway zu seinem Büro in der großen Stadt. Die Adresse klang wie eine Stadtadresse. Beckman Drive fünfundzwanzig. Nicht zu nahe an der Hauptstraße. Wahrscheinlich lief der Beckman Drive vom Zentrum der Stadt in die Außenbezirke. Hubble war ein Finanzmann. Wahrscheinlich reich. Wahrscheinlich hatte er ein weißes Haus auf einem großen Grundstück. Mit schattigen Bäumen. Vielleicht einen Pool. Vielleicht vier Morgen Land. Ein quadratisches Grundstück über vier Morgen ist auf einer Seite ungefähr 140 Meter lang. Wenn die Straße auf der rechten und linken Seite Häuser hat, dann ist die Nummer fünfundzwanzig wohl zwölf Grundstücke von der Innenstadt entfernt. Eine

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