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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Meile etwa.
    Jenseits der großen Glastüren dämmerte die Sonne in den Nachmittag. Das Licht wurde rötlicher. Die Schatten wurden länger. Ich sah, wie Bakers Streifenwagen holpernd in die Auffahrt einschwenkte. Kein Lichtsignal. Gemächlich fuhr er die Einfahrt entlang und blieb langsam stehen. Federte einmal nach. Die gesamte Länge der Glastüren war durch den Wagen ausgefüllt. Baker stieg auf der Fahrerseite aus und geriet außer Sichtweite, als er den Wagen umrundete. Er kam wieder ins Blickfeld, als er sich der Beifahrertür näherte. Wie ein Chauffeur öffnete er die Tür. Wegen seiner widersprüchlichen Körpersprache sah er ganz verkrampft aus. Zum Teil respektvoll, weil er es mit einem Banker aus Atlanta zu tun hatte. Zum Teil freundlich, weil es der Bowlingkumpel seines Partners war. Zum Teil offiziell, weil dies der Mann war, dessen Telefonnummer auf einem Stück Papier im Schuh einer Leiche entdeckt worden war.
    Paul Hubble stieg aus dem Wagen. Baker schloß die Tür. Hubble wartete. Baker hüpfte um ihn herum und zog die große Glastür des Reviers auf. Die Gummiabdichtung machte ein saugendes Geräusch. Hubble trat ein.
    Er war ein großer Weißer. Sah aus, als käme er direkt aus einer Zeitschrift. Aus einer Werbeanzeige. Die Art Werbeanzeige, in der man ein grobkörniges Foto von Geldscheinen sieht. Er war Anfang dreißig. Fit, aber nicht kräftig. Rotblondes Haar, das zerzaust war und gerade so weit zurückwich, um eine intelligente Stirn zu zeigen. Gerade genug, um zu sagen: Ja, ich war ein verwöhntes Kind, aber seht her, jetzt bin ich ein Mann, Er trug eine runde Brille mit Goldrand. Hatte ein eckiges Kinn. Dezente Sonnenbräune. Sehr weiße Zähne. Als er den Wachhabenden anlächelte, waren viele davon zu sehen.
    Hubble trug ein ausgeblichenes Polohemd mit einem kleinen Markenzeichen und eine verwaschene Drillichhose. Die Art Kleider, die getragen aussehen, wenn man sie für fünfhundert Dollar kauft. Ein dicker weißer Pullover lag über seinen Schultern. Die Ärmel hatte er vom lose verknotet. Ich konnte seine Füße nicht sehen, weil die Empfangstheke im Weg war. Aber ich war sicher, er trug dunkelbraune Segelschuhe. Ich schloß eine hohe Wette mit mir selbst ab, daß er keine Socken anhatte. Es war ein Mann, der sich in seinem Yuppie-Traum wälzte wie ein Schwein in seinem Dreck.
    Er war irgendwie aufgeregt. Er legte seine Handflächen auf die Empfangstheke, und dann drehte er sich um und ließ seine Hände herunterhängen. Ich sah Unterarme mit rotblonden Härchen und das Aufblitzen einer schweren Uhr aus Gold. Mir war klar, daß er sich normalerweise wie ein jovialer, reicher Mann verhalten würde. Daß er das Revier besuchen würde, wie unser Präsident im Wahlkampf eine Fabrik besucht. Aber er war nervös. Beunruhigt. Ich wußte nicht, was Baker zu ihm gesagt hatte. Wieviel er preisgegeben hatte. Wahrscheinlich gar nichts. Ein guter Polizist wie Baker würde Finlay die Sensationsmeldungen überlassen. Also wußte Hubble nicht, warum er hier war. Aber er wußte etwas. Ich hatte mich dreizehn Jahre lang als Polizist bezeichnet, und ich kann einen Mann, der besorgt ist, aus einer Meile Entfernung riechen. Hubble war ein Mann mit Sorgen.
    Ich lehnte immer noch bewegungslos am Gitter. Baker bedeutete Hubble, ihm durch den hinteren Teil des Mannschaftsbüros zu folgen. Zum Rosenholzbüro an der Rückseite des Gebäudes. Als Hubble um die Empfangstheke herumging, sah ich seine Füße. Dunkelbraune Segelschuhe. Keine Socken. Die beiden Männer gingen zum Büro und damit außer Sichtweite, Die Tür schloß sich. Der Wachhabende verließ seinen Posten und ging nach draußen, um Bakers Straßenkreuzer zu parken.
    Er kam mit Finlay zurück. Finlay ging direkt zum Rosenholzbüro, wo Hubble auf ihn wartete. Ignorierte mich, als er den Mannschaftsraum durchquerte. Öffnete die Bürotür und ging hinein. Ich wartete in meiner Ecke darauf, daß Baker herauskam. Baker konnte nicht drinnenbleiben. Nicht, während der Bowlingkumpel seines Partners in die Untersuchung eines Tötungsdeliktes einbezogen wurde. Das wäre moralisch nicht haltbar gewesen. Nicht im geringsten. Finlay erschien mir wie ein Mann, der großen Wert auf Moral legte. Ein Mann mit einem solchen Tweedanzug und einer Leinenweste und einer Ausbildung in Harvard würde großen Wert auf Moral legen. Einen Augenblick später öffnete sich die Tür, und Baker kam heraus. Er trat in das große Büro und ging auf seinen Schreibtisch zu.
    »Hey,

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