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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Mitternacht nicht dort«, sagte er. »Er war auf einer Party, dem Hochzeitstag eines alten Ehepaars. Ein Familienfest. Nicht weit von seinem Haus entfernt. Kam dort gestern abend gegen acht Uhr an. Ging mit seiner Frau dorthin. Blieb bis zwei Uhr morgens. Zwei Dutzend Menschen sahen ihn ankommen, zwei Dutzend Menschen haben ihn gehen sehen. Er wurde vom Schwager seiner Schwägerin mitgenommen. In dessen Wagen, weil es da schon schüttete.«
    »Weiter, Finlay«, sagte ich. »Raus damit.«
    »Der Schwager seiner Schwägerin«, wiederholte er. »Der ihn nach Hause fuhr, im Regen, um zwei Uhr morgens, das war Officer Stevenson.«

KAPITEL 5

    Finlay lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Seine langen Arme hatte er hinter dem Kopf gekreuzt. Er war ein großer, eleganter Mann. Aufgewachsen in Boston, Zivilisiert. Erfahren. Und er schickte mich für etwas ins Gefängnis, das ich nicht getan hatte. Er beugte sich vor. Breitete seine Hände auf dem Schreibtisch aus, mit den Handflächen nach oben.
    »Es tut mir leid, Reacher«, sagte er zu mir.
    »Es tut Ihnen leid?« fragte ich. »Sie schicken zwei Minner, die es nicht getan haben können, ins Gefängnis, und es tut Ihnen leid?«
    Er zuckte die Schultern. Wirkte nicht sehr glücklich.
    »So will es Chief Morrison haben«, sagte er. »Er bezeichnet die Sache als abgeschlossen. Legt uns fürs Wochenende still. Und er ist der Boss, nicht wahr?«
    »Sie scherzen wohl«, erwiderte ich. »Er ist ein Arschloch. Er nennt Stevenson einen Lügner. Seinen eigenen Mann.«
    »Nicht ganz«, sagte Finlay achselzuckend. »Er sagt, daß es vielleicht ein Komplott ist, Sie wissen schon, daß Hubble vielleicht nicht persönlich dort war, sondern Sie für den Job angeheuert hat. Ein Komplott eben. Er meint, Hubble habe mit seinem Geständnis vielleicht deshalb so übertrieben, weil er Angst vor Ihnen hat und sich nicht traut, Sie direkt zu verpfeifen. Morrison meint, Sie waren auf dem Weg zu Hubbles Haus, um Ihr Geld zu kassieren, als wir Sie aufgriffen. Er glaubt, Sie hätten deshalb acht Stunden gewartet. Meint, dies sei der Grund, warum Hubble heute zu Hause war. Daß er nicht zur Arbeit ging, weil er darauf wartete, Sie zu bezahlen.«
    Ich schwieg. Ich war beunruhigt. Chief Morrison war gefährlich. Seine Theorie klang plausibel. Bis Finlay mich überprüft hatte. Wenn Finlay mich überprüfte.
    »Also, Reacher, es tut mir leid«, sagte er. »Sie und Hubble kommen bis Montag in den Bau. Sie werden es überleben. Drüben in Warburton. Ein übler Ort, aber die U-Haft-Zellen sind in Ordnung. Wäre schlimmer, wenn Sie wegen einer Haftstrafe dorthin kämen. Viel schlimmer. Inzwischen werde ich bis Montag durcharbeiten und Officer Roscoe bitten, auch am Wochenende zu kommen. Sie ist die Hübsche draußen. Sie ist gut, unser bester Officer. Wenn es stimmt, was Sie sagen, sind Sie am Montag raus. Okay?«
    Ich starrte ihn an. Wurde wütend.
    »Nein, Finlay, das ist nicht okay«, sagte ich. »Sie wissen, daß ich nichts verbrochen habe. Sie wissen, daß ich es nicht war. Sie haben nur eine Scheißangst vor diesem nutzlosen, fetten Bastard Morrison. Also gehe ich ins Gefängnis, weil Sie nur ein verdammter rückgratloser Feigling sind.«
    Er steckte es ziemlich gut weg. Er errötete leicht, sein dunkles Gesicht wurde noch dunkler. Lange Zeit saß er nur ruhig da. Ich atmete tief ein und starrte ihn an. Doch als meine Wut abkühlte, wurde mein Starren zu einem normalen Blick. Alles wieder unter Kontrolle. Dafür starrte er mich jetzt an.
    »Zwei Dinge, Reacher«, sagte er. Sehr deutlich artikulierend. »Erstens, wenn es notwendig ist, kümmere ich mich am Montag um Chief Morrison. Zweitens, ich bin kein Feigling. Sie kennen mich nicht. Sie wissen nichts über mich.«
    Ich blickte zurück. Sechs Uhr. Zeit für den Bus.
    »Ich weiß mehr, als Sie denken«, sagte ich. »Ich weiß, daß Sie Ihren Doktor in Harvard gemacht haben, daß Sie geschieden sind und im April aufgehört haben zu rauchen.«
    Finlay wirkte verblüfft. Baker klopfte und trat ein, um zu melden, daß der Gefängnisbus eingetroffen sei. Finlay stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Sagte Baker, er werde mich selbst hinausbringen. Baker ging, um Hubble zu holen.
    »Woher wissen Sie das alles?« fragte Finlay mich.
    Er war fasziniert. Er würde das Spiel verlieren.
    »Das war leicht«, sagte ich. »Sie sind ein kluger Bursche, nicht wahr? Aufgewachsen in Boston, das erzählten Sie mir. Aber als Sie im Collegealter waren, nahm Harvard

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