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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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lautstark die Tür auf. Er war ein Mann mit festem Zeitplan. Baker legte Hubbles Uhr auf den nächsten Schreibtisch. Genau dorthin, wo meine Freundin Roscoe ihren Kaffee abgestellt hatte.
    »Okay, Männer, dann los«, sagte Baker.
    Er brachte uns zur Tür. Wir traten hinaus in den blendenden, heißen Sonnenschein. Mit Handschellen aneinandergekettet. Das Gehen war mühsam. Bevor wir zum Bus hinübergingen, blieb Hubble stehen. Er reckte seinen Hals und blickte sich sorgfältig um, wachsamer als Baker oder der Fahrer. Vielleicht hatte er Angst, von einem Nachbarn gesehen zu werden. Aber es war niemand da. Wir waren dreihundert Meter nördlich vom Stadtkern. Ich konnte den Kirchturm sehen. Wir gingen durch die warme Abendsonne zum Bus hinüber. Meine rechte Wange kribbelte, gewärmt von der tiefstehenden Sonne.
    Der Fahrer stieß die Tür nach innen auf. Hubble trat seitwärts auf die Stufen. Ich folgte ihm. Drehte mich unbeholfen in den Gang. Der Bus war leer. Der Fahrer führte Hubble zu einem Sitz. Er zog die Sonnenblende aus PVC vor das Fenster. Ich wurde danebengedrückt. Der Fahrer kniete sich auf den Sitz davor und befestigte je eine Hand von uns an der Stange aus Chrom, die über unseren Köpfen entlanglief. Dann rüttelte er an jeder der drei Handschellen. Wollte wissen, ob alles gesichert war. Ich konnte es ihm nicht verdenken. Sein Job war mir bestens bekannt. Nichts ist schlimmer, als mit nicht gesicherten Gefangenen zu fahren, die hinter einem sitzen.
    Der Fahrer ging nach vorn. Er ließ den Dieselmotor mit einem lauten Tuckern an. Der Bus fing an zu vibrieren. Die Luft war heiß. Stickig. Es gab keine Klimaanlage. Keines der Fenster war offen. Ich konnte die Abgase riechen. Das Getriebe krachte und knirschte, und der Bus setzte sich in Bewegung. Ich sah nach rechts aus dem Fenster. Niemand winkte uns zum Abschied.
    Wir fuhren in nördlicher Richtung aus dem Polizeigelände, ließen die Stadt hinter uns und steuerten den Highway an. Nach einer halben Meile fuhren wir an Eno's Diner vorbei. Der Parkplatz war leer. Niemand wollte ein frühes Abendessen. Eine Weile fuhren wir in Richtung Norden. Dann bogen wir von der Landstraße scharf nach links ab und steuerten über eine Straße, die zwischen Feldern verlief, nach Westen. Der Bus fuhr in gleichmäßiger Geschwindigkeit und machte dabei ziemlich viel Lärm. Endlose Buschreihen zogen an uns vorbei. Endlose Saatrillen mit roter Erde dazwischen. Vor uns ging die Sonne unter. Ein gigantischer roter Ball über den Feldern. Der Fahrer hatte die große Sonnenblende heruntergeklappt. Darauf waren Instruktionen zur Handhabung des Busses gedruckt.
    Hubble hüpfte und schaukelte neben mir. Er sagte nichts. Vorgebeugt war er zusammengesunken. Sein linker Arm war mit dem Handschellenring an der Chromstange über uns befestigt. Sein rechter Arm lag reglos zwischen uns. Er hatte immer noch den teuren Pullover über seinen Schultern. Wo vorher die Rolex gewesen war, sah man jetzt einen Streifen blasser Haut. Alle Lebenskraft war aus ihm gewichen. Er befand sich in den Klauen lähmender Angst.
    Wir hüpften und schaukelten fast noch eine Stunde durch die gewaltige Landschaft. Eine kleine Gruppe von Bäumen zischte rechts an uns vorbei. Dann sah ich in der Ferne ein Gebäude. Es stand allein zwischen Tausenden Morgen flachen Farmlands. Gegen die rote Sonne sah es aus wie der Vorhof zur Hölle. Als wäre es durch die Erdkruste hochgehoben worden. Es war ein ganzer Gebäudekomplex. Sah aus wie eine Chemiefabrik oder ein Atomkraftwerk. Massive Betonbunker und Laufstege aus glänzendem Metall. Da und dort Rohre, aus denen Dampf entwich. Das Ganze umgeben von Zäunen, die durch Kontrolltürme unterbrochen wurden. Als wir näher kamen, konnte ich Lichtbogenlampen und Stacheldraht sehen.
    Suchscheinwerfer und Gewehre in den Kontrolltürmen. Mehrere Zäune hintereinander, dazwischen aufgeschüttete rote Erde. Hubble blickte nicht auf. Ich stieß ihn auch nicht an. Schließlich war das da vorn nicht das Märchenland.
    Der Bus wurde langsamer, als wir näher kamen. Der äußerste Zaun war ungefähr hundert Meter vorgelagert und bildete einen gigantischen Kreis. Es war ein beeindruckender Zaun. Vielleicht fünf Meter hoch und über seine ganze Länge mit Paaren von Natriumdampflampen bestückt. Von den Paaren war jeweils eine Lampe nach innen über die Breite von hundert Metern aufgeschütteter Erde gerichtet. Die andere beleuchtete das umliegende Farmland. Alle Flutlichter waren an.

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