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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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nichts.
    »Reacher?« sagte der Mann mit dem Klemmbrett. »Verstanden?«
    »Sicher«, sagte ich. Ich hatte verstanden. Der Typ hatte nicht genug Personal. Hatte Probleme wegen des Etats. Während seine Freunde Arbeitslosengeld kassierten. Da erzählte er mir nichts Neues.
    »Gut«, sagte er. »Der Deal ist also folgender: Wir zwei machen um sieben Uhr Feierabend. Das ist in etwa einer Minute. Wir werden wegen euch Jungs keine Überstunden machen. Dazu haben wir keine Lust, und die Gewerkschaft würde das auch nicht zulassen. Also kriegt ihr jetzt etwas zu essen, dann werdet ihr hier eingesperrt, bis euch jemand nach oben bringen kann. Bevor die Lichter ausgehen, so gegen zehn Uhr, hat keiner Zeit dafür, okay? Aber dann würde kein Wärter mit Gefangenen herumlaufen, wenn die Lichter aus sind, ihr versteht? Das würde die Gewerkschaft auch nicht zulassen. Also kommt Spivey höchstpersönlich und holt euch. Der stellvertretende Direktor. Heute nacht der wichtigste Mann. Gegen zehn Uhr, okay? Wenn's euch nicht paßt, dann sagt es nicht mir, sagt es dem Gouverneur, okay?«
    Der Doughnutfan ging hinaus auf den Flur und kam nach einer ganzen Weile mit einem Tablett zurück. Darauf waren abgedeckte Teller, Papierbecher und eine Thermoskanne. Er stellte das Tablett auf dem Tisch ab, und die beiden gingen durch den Flur nach draußen. Schlossen die Tür von außen ab. Dann herrschte Grabesstille.
    Wir aßen. Fisch und Reis. Freitagsessen. In der Thermoskanne war Kaffee. Hubble sagte nichts. Er ließ den größten Teil des Kaffees für mich. Ein Punkt für Hubble. Ich räumte die Reste auf das Tablett und das Tablett auf den Boden. Noch drei Stunden Zeit zu vertreiben. Ich kippte meinen Stuhl nach hinten und legte die Füße auf den Tisch. Nicht gerade bequem, aber besser ging's nicht. Ein warmer Abend. September in Georgia.
    Ich sah ohne jede Neugier hinüber zu Hubble. Er schwieg immer noch. Ich hatte ihn erst einmal sprechen hören, über Finlays Lautsprecher. Er blickte zurück. Sein Gesicht war erfüllt von Niedergeschlagenheit und Furcht. Er sah mich an, als wäre ich ein Wesen von einem anderen Stern. Er starrte mich an, als würde ich ihn beunruhigen. Dann sah er weg.
    Vielleicht hatte ich gar keine Lust mehr, zum Golf zurückzukehren. Doch das Jahr war schon zu weit fortgeschritten, um noch nach Norden zu gehen. Zu kalt da oben. Vielleicht würde ich direkt auf die Inseln übersetzen. Vielleicht nach Jamaika. Dort gab es gute Musik. Eine Hütte am Strand. In einer Hütte am Strand von Jamaika überwintern. Ein Pfund Gras die Woche rauchen. Alles tun, was man so auf Jamaika tut. Vielleicht mit jemandem die Hütte und zwei Pfund Gras pro Woche teilen. Officer Roscoe driftete immer wieder ins Bild. Ihr Uniformhemd war sagenhaft gestärkt. Ein enges, gestärktes, blaues Hemd. Ich hatte noch nie ein Hemd gesehen, das besser aussah. In der Sonne am Strand von Jamaika würde sie kein Hemd brauchen. Ich glaubte nicht, daß das ein großes Problem gewesen wäre.
    Ihr Zwinkern hatte es mir angetan. Sie nahm meinen Kaffeebecher. Sie sagte, ich hätte freundliche Augen. Und sie zwinkerte. Das hatte was zu bedeuten, oder? Die Sache mit den Augen hatte ich schon mal gehört. Eine Engländerin, mit der ich eine Weile eine schöne Zeit hatte, mochte meine Augen auch. Sagte es immer wieder. Sie sind blau. Allerdings haben einige Leute auch schon gesagt, sie sähen aus wie Eisberge in der Arktis. Wenn ich mich konzentriere, kann ich aufhören zu blinzeln. Das verleiht meinem Blick eine einschüchternde Wirkung. Sehr nützlich. Aber Roscoes Zwinkern war das Beste an diesem Tag gewesen. Eigentlich das einzig Gute, außer Enos Rühreiern, die auch nicht schlecht waren. Eier kriegt man überall. Aber Roscoe würde ich vermissen. Ich ließ mich in den leeren Abend treiben.

    Kurz nach zehn wurde die Tür zum Flur aufgeschlossen. Ein Mann in Uniform kam herein. Er trug ein Klemmbrett. Und eine Repetierflinte. Ich musterte ihn. Ein Sohn des Südens. Ein schwerer, fleischiger Mann. Gerötete Haut, ein großer, harter Bauch und ein breiter Nacken. Kleine Augen. Eine enge, schmierige Uniform, die seinen massigen Körper umspannte. Wahrscheinlich war er genau auf dem Farmland geboren worden, das für den Bau des Gefängnisses enteignet worden war. Der stellvertretende Direktor Spivey. Der wichtigste Mann der Schicht. Mit zuwenig Männern und entnervt. Der die Untersuchungshäftlinge persönlich herumführte. Mit einer Flinte in seinen großen,

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