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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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roten Farmerhänden.
    Er studierte das Klemmbrett.
    »Wer von euch beiden ist Hubble?« fragte er.
    Er hatte eine hohe Stimme. Paßte nicht zu seiner Gestalt. Hubble hob kurz seine Hand, wie ein Junge in der Grundschule. Spiveys kleine Augen glitten über ihn hinweg. Hoch und runter. Wie die Augen einer Schlange. Er grunzte und winkte mit dem Klemmbrett. Wir standen auf und gingen hinaus. Hubble war fügsam und starrte ins Leere. Wie ein erschöpfter Fußsoldat.
    »Nach links der roten Linie nach«, sagte Spivey.
    Er wies mit seinem Gewehr nach links. Dort war eine rote Linie in Taillenhöhe an die Wand gemalt. Das war die Orientierungshilfe zum Notausgang. Ich schätzte, sie führte nach draußen, aber wir gingen in die falsche Richtung. Ins Gefängnis hinein, nicht hinaus. Wir folgten der roten Linie durch Flure, über Treppen und um Ecken herum. Zuerst kam Hubble, dann ich. Danach Spivey mit der Flinte. Es war sehr dunkel. Nur schwache Notbeleuchtung. Spivey rief uns auf einem Treppenabsatz zu, wir sollten stehenbleiben. Er setzte mit seinem Schlüssel eine elektronische Sperrvorrichtung außer Kraft. Eine Vorrichtung, die bei Alarm den Notausgang entriegeln würde.
    »Keine Gespräche«, sagte er. »Die Regeln hier schreiben absolute Stille vor, sobald das Licht ausgegangen ist. Die Zelle liegt hinten auf der rechten Seite.«
    Wir traten durch die Tür. Der faulige Gefängnisgeruch schlug mir entgegen. Die nächtlichen Ausdünstungen zahlloser entmutigter Männer. Es war fast stockdunkel. Ein Nachtlicht glomm trübe vor sich hin. Die Zellenreihe spürte ich eher, als daß ich sie sah. Ich hörte die nächtliche Geräuschkulisse. Atmen und Schnarchen. Murmeln und Wimmern. Spivey brachte uns zum Ende der Reihe. Wies auf eine leere Zelle. Wir drängten uns hinein. Spivey schwang die Gittertür hinter uns zu. Sie schloß sich automatisch. Er ging weg.
    In der Zelle war es sehr dunkel. Ich konnte nur ein Etagenbett, ein Waschbecken und einen Lokus entdecken. Wenig Raum zum Gehen. Ich zog meinen Mantel aus und warf ihn in hohem Bogen auf das obere Bett. Langte nach oben und machte das Bett neu, indem ich das Kopfkissen auf die dem Gitter gegenüberliegende Seite legte. War mir lieber so. Laken und Decke waren zwar sehr abgenutzt, rochen aber sauber genug.
    Hubble setzte sich still auf das untere Bett. Ich benutzte den Lokus und wusch mir das Gesicht im Waschbecken. Hievte mich aufs Bett hoch, streifte die Schuhe ab und legte sie ans Fußende. Besser, ich wußte, wo sie waren. Schuhe konnten gestohlen werden, und dies waren gute Schuhe. Ich hatte sie vor vielen Jahren in Oxford, England, gekauft. In einer Universitätsstadt nahe der Airbase, wo ich stationiert gewesen war. Große, schwere Schuhe aus dickem Leder mit harten Sohlen.
    Das Bett war zu kurz für mich, aber das sind die meisten Betten. Ich lag dort in der Dunkelheit und lauschte auf die Unruhe im Gefängnis. Dann schloß ich meine Augen und ließ mich mit Roscoe zurück nach Jamaika treiben. Dort muß ich mit ihr eingeschlafen sein, denn das nächste, was ich mitbekam, war der Samstag. Ich war immer noch im Gefängnis. Und ein noch schlimmerer Tag begann.

KAPITEL 6

    Ich wurde durch helles Licht geweckt. Das Gefängnis hatte keine Fenster. Tag und Nacht wurden durch Strom erzeugt. Um sieben Uhr wurde das Gebäude plötzlich mit Licht überflutet. Keine Dämmerung oder mildes Zwielicht. Nur ein Zeitschalter, der um sieben Uhr umsprang.
    Im hellen Licht sah die Zelle nicht besser aus. Die Vorderseite bestand nur aus Gitter. Die eine Hälfte bildete die Tür und schwang beim öffnen nach außen. Das Etagenbett nahm fast die Hälfte der Breite und fast die ganze Länge ein. An der Rückwand waren ein Waschbecken aus Stahl und eine Toilettenschüssel aus Stahl. Die Wände bestanden aus Stein. Zum Teil Beton und zum Teil alte Backsteine. Alles dick mit Farbe überstrichen. Die Wände sahen ungeheuer dick aus. Wie in einem Kerker. Über meinem Kopf befand sich eine niedrige Betondecke. Die Zelle wirkte nicht wie ein Raum, der von Wänden, Boden und Decke eingefaßt wurde. Sie wirkte wie ein massiver Mauerblock mit einem mühsam darin eingegrabenen Raum zum Leben.
    Draußen war das unruhige Gemurmel der Nacht durch das Gelärme des Tages ersetzt worden. Alles rund herum war aus Metall, Backstein und Beton. Die Geräusche wurden davon verstärkt und zurückgeworfen. Es war ein höllischer Geräuschpegel. Durch die Gitter konnte ich nichts sehen. Gegenüber unserer

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