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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ich das Pentagon verlassen hatte. Von Washington, Baltimore, Philadelphia, New York, Boston, Pittsburgh, Detroit, Chicago. Von Museen, Musik, billigen Hotels, Bars, Bussen und Zügen. Von der Einsamkeit. Wie ich als Billigtourist durch mein Land gereist war, die meisten Dinge zum ersten Mal gesehen hatte. Mir die Relikte der Geschichte ansah, die ich in Schulräumen auf der anderen Seite der Erde gelernt hatte. Die großen Dinge betrachtete, die die Nation geformt hatten. Schlachtfelder, Fabriken, Deklarationen, Revolutionen. Wie ich nach den kleinen Dingen gesucht hatte. Geburtsorte, Clubs, Straßen, Inschriften. Die großen Dinge und die kleinen Dinge, die meine Heimat repräsentieren sollten. Ich hatte ein paar von ihnen gefunden.
    Ich erzählte Hubble über die lange Reise durch die endlosen Ebenen und Deltas zwischen Chicago und New Orleans. Wie ich mich die Golfküste entlang bis nach Tampa hatte treiben lassen. Wie dann der Greyhound nach Atlanta hochgedonnert war. Erzählte ihm von meiner verrückten Entscheidung, in der Nähe von Margrave auszusteigen. Vom langen Spaziergang gestern morgen im strömenden Regen. Als ich einer Laune folgte. Einer halbvergessenen Bemerkung meines Bruders folgend, der erzählt hatte, er sei an einem kleinen Ort gewesen, wo möglicherweise vor über sechzig Jahren Blind Blake gestorben war. Als ich ihm das erzählte, fühlte ich mich ziemlich dämlich. Hubble kämpfte mit einem Alptraum, und ich unternahm eine sinnlose Wallfahrt. Aber er verstand meinen Drang dazu.
    »Ich habe das auch mal gemacht«, sagte er. »In unseren Flitterwochen. Wir flogen nach Europa. In New York hatten wir eine Zwischenlandung, und ich verbrachte den halben Tag damit, mir das Dakota-Building anzusehen, Sie wissen doch, das, vor dem John Lennon erschossen wurde. Dann verbrachten wir drei Tage in England, wo wir in Liverpool nach dem Cavern Club suchten. Wo die Beatles angefangen hatten. Wir konnten ihn nicht finden, schätze, er wurde abgerissen.«
    Er redete noch eine Zeitlang. Hauptsächlich übers Reisen. Er hatte eine Menge Reisen mit seiner Frau unternommen. Es hatte ihnen Spaß gemacht. Sie waren überall gewesen. In Europa, Mexiko, in der Karibik. In den Staaten und Kanada. Sie hatten schöne Tage zusammen erlebt.
    »Waren Sie nicht einsam?« fragte er mich. »Während Sie die ganze Zeit allein reisten?«
    Ich sagte nein. Ich hatte es genossen. Ich sagte ihm, daß ich die Einsamkeit genoß, die Anonymität. Als wäre ich unsichtbar.
    »Wie meinen Sie das: unsichtbar?« fragte er. Er schien interessiert.
    »Ich reise auf der Straße, immer nur auf der Straße. Gehe ein Stück und fahre mit dem Bus. Manchmal mit dem Zug. Bezahle immer bar. So gibt es keine Papierspur. Keine Transaktionen mit Kreditkarten, keine Passagierlisten, nichts. Niemand könnte mich verfolgen. Ich sage nie meinen Namen. Wenn ich in einem Hotel schlafe, bezahle ich bar und gebe einen falschen Namen an.«
    »Warum?« fragte er. »Wer zum Teufel ist hinter Ihnen her?«
    »Niemand«, sagte ich. »Es macht mir nur Spaß. Ich mag die Anonymität. Ich fühle mich, als könnte ich das System schlagen. Und im Moment bin ich richtig sauer auf das System.«
    Ich sah, wie er wieder nachdachte. Er dachte eine ganze Weile nach. Ich konnte sehen, wie Ernüchterung von ihm Besitz ergriff, als er mit seinen Problemen kämpfte, die nicht verschwinden würden. Ich konnte sehen, wie seine Panik nachließ und stieg wie Ebbe und Flut.
    »Also, geben Sie mir einen Rat in bezug auf Finlay«, sagte er. »Wenn er mich nach meinem Geständnis fragt. Ich werde sagen, daß ich wegen irgendwelcher Geschäfte angespannt war. Ich werde sagen, daß es eine Art Konkurrenzkampf war, Drohungen gegen meine Familie. Ich werde sagen, daß ich nichts über den Toten oder über die Telefonnummer weiß. Ich werde alles leugnen und einfach versuchen, die Wogen zu glätten. Was denken Sie?«
    Ich dachte, daß sich das wie ein ziemlich dünner Plan anhörte.
    »Sagen Sie mir eins, ohne mir weitere Details zu verraten: Erfüllen Sie eine wichtige Funktion für die? Oder sind Sie nur eine Art Zuschauer?«
    Er zog an seinen Fingern und dachte einen Moment lang nach.
    »Ja, ich erfülle eine wichtige Funktion für sie, eine entscheidende sogar.«
    »Und wenn Sie sie nicht erfüllten?« fragte ich ihn. »Müßten Sie jemand anders dafür anheuern?«
    »Ja, das müßten sie, und es würde ziemlich schwierig sein, wegen der Besonderheiten dieser Funktion.«
    Er wog seine

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