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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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zurück.«
    Der Aufzug brachte uns nach unten in einen Gang, und dann gingen wir nach draußen auf einen heißen Betonhof. Die Gefängnistür schloß sich hinter uns mit einem saugenden Geräusch und rastete ein. Ich hielt der Sonne mein Gesicht entgegen und atmete die frische Luft ein. Ich muß ausgesehen haben wie ein Mann in einem schmalzigen, alten Film, der nach einem Jahr Einzelhaft entlassen wird.
    Zwei Wagen parkten im Hof. Der eine war eine große, dunkle Limousine, ein Bentley, vielleicht zwanzig Jahre alt, doch sah er immer noch aus wie neu. Darin saß eine blonde Frau, die ich für Hubbles Frau hielt, weil er auf sie zuging, als wäre sie das Süßeste, was er je in seinem Leben gesehen hatte. In dem anderen Wagen saß Officer Roscoe.
    Sie stieg aus und kam mir langsam entgegen. Sie sah wundervoll aus. Ohne Uniform. In Jeans und einem weichen Baumwollhemd. Lederjacke. Mit einem ruhigen, intelligenten Gesicht. Weichem, dunklem Haar. Riesigen Augen. Am Freitag hatte ich gedacht, sie sei schön. Ich hatte recht gehabt.
    »Hallo, Roscoe«, sagte ich.
    »Hallo, Reacher«, antwortete sie und lächelte.
    Ihre Stimme war wundervoll. Ihr Lächeln großartig. Ich beobachtete es, solange es andauerte, was eine ganze Weile war. Vor uns fuhren die Hubbles winkend in ihrem Bentley davon. Ich winkte zurück und überlegte einen Moment, wie sich die Dinge für sie entwickeln würden. Wahrscheinlich würde ich es nie erfahren, außer sie hatten Pech und ich las zufällig irgendwo in einer Zeitung darüber.
    Roscoe und ich stiegen in ihr Auto. Es gehörte nicht wirklich ihr, erklärte sie, nur ein Zivilfahrzeug des Departments, das sie benutzte. Ein brandneuer Chevrolet irgendwas, groß, weich und ruhig. Sie hatte den Motor und die Klimaanlage angelassen, und innen war es kühl. Wir fuhren aus dem Betonhof und rangierten den Wagen durch die Fahrzeugkäfige aus Draht. Hinter dem letzten Käfig gab Roscoe Gas, und wir donnerten die Straße hinunter. Die Motorhaube des Wagens hob sich, und das Heck drückte sich in die weiche Federung. Ich sah nicht zurück. Ich saß einfach nur da und fühlte mich gut. Eines der schönsten Gefühle im Leben ist es, aus dem Gefängnis herauszukommen. Genauso, wie nicht zu wissen, was der nächste Tag bringt. Und mit einer hübschen Frau am Steuer in aller Ruhe eine sonnige Straße entlangzufahren.
    »Was ist passiert?« fragte ich nach einer Meile. »Erzählen Sie.«
    Sie erzählte mir eine ziemlich klare Geschichte. Am späten Freitag abend hatten sie sich an die Überprüfung meines Alibis gemacht. Sie und Finlay. Ein dunkler Mannschaftsraum. Licht von ein paar Schreibtischlampen. Stapel von Papier. Becher mit Kaffee. Telefonbücher. Die zwei hatten Telefonhörer zwischen Ohr und Schulter geklemmt und Stifte gekaut. Leise Stimmen. Geduldige Anfragen. Ein Szene, die ich selbst schon tausendmal erlebt hatte.
    Sie hatten in Tampa und Atlanta angerufen, und gegen Mitternacht hatten sie einen Passagier aus meinem Bus und den Schalterbeamten im Busbahnhof von Tampa aufgetrieben. Beide erinnerten sich an mich. Dann erwischten sie auch den Busfahrer. Er bestätigte, daß er mich an der Straße nach Margrave rausgelassen hatte, am Freitag, um acht Uhr morgens. Gegen Mitternacht war mein Alibi so bombensicher, wie ich behauptet hatte.
    Samstag morgen kam ein langes Fax vom Pentagon über meine Dienstzeit. Dreizehn Jahre meines Lebens reduziert auf ein paar Faxseiten, die sich zusammenrollten. Für mich fühlte es sich inzwischen an wie das Leben eines Fremden, aber es stützte meine Geschichte. Finlay war davon beeindruckt. Dann kamen meine Fingerabdrücke von der Datenbank des FBI zurück. Sie waren bis halb drei Uhr morgens durch den unermüdlichen Computer gejagt worden. US Army, abgenommen bei der Einberufung vor dreizehn Jahren. Mein Alibi war gesichert und mein Hintergrund überprüft.
    »Finlay war zufrieden«, teilte Roscoe mir mit. »Sie sind, was Sie behaupten, und Donnerstag um Mitternacht waren Sie über vierhundert Meilen weit weg. Das ist bestätigt worden. Er rief den Gerichtsmediziner noch mal an für den Fall, daß der seine Meinung über die Todeszeit geändert hätte, aber nein, Mitternacht stimmte immer noch.«
    Ich schüttelte den Kopf. Finlay war ein sehr vorsichtiger Mann.
    »Was ist mit dem Toten?« fragte ich. »Haben Sie seine Fingerabdrücke noch mal eingegeben?«
    Sie konzentrierte sich darauf, einen Traktor zu überholen. Das erste Fahrzeug seit einer Viertelstunde. Dann

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