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Jack Reacher 01: Größenwahn

Jack Reacher 01: Größenwahn

Titel: Jack Reacher 01: Größenwahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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durch den Rest des Abends treiben. Schliefen gegen Mitternacht rasch ein. Hubble rief nicht zurück.

    Am Montag morgen nahm ich verschwommen wahr, daß Roscoe sich für die Arbeit fertigmachte. Ich hörte die Dusche und spürte, wie sie mich zärtlich küßte, und dann war das Haus wieder heiß, still und friedlich. Ich schlief bis nach neun. Das Telefon läutete nicht. Das war okay. Ich brauchte etwas Ruhe, um nachzudenken. Ich mußte Entscheidungen treffen. Ich räkelte mich in Roscoes warmem Bett und fing an, die Frage zu beantworten, die mir die leise Stimme in meinem Kopf wieder stellte.
    Was würde ich wegen Joe unternehmen? Meine Antwort kam ziemlich schnell. Sie stand schon lange fest. Die Stimme hatte darauf gewartet, seit ich neben Joes zerschmettertem Körper im Leichenschauhaus gestanden hatte. Es war eine sehr einfache Antwort. Ich würde mich für ihn einsetzen. Ich würde seinen Job zu Ende bringen. Was auch immer das war.
    Ich rechnete nicht mit größeren Schwierigkeiten. Hubble war das einzige Bindeglied, das ich hatte, aber Hubble war auch das einzige Bindeglied, das ich brauchte. Er würde kooperieren. Er war von Joes Hilfe abhängig gewesen. Jetzt würde er von mir abhängig sein. Er würde mir geben, was ich brauchte. Seine Bosse waren für eine Woche angreifbar? Was hatte er gesagt? Ein Fenster für mögliche Angreifer, das bis Sonntag weit offenstand? Ich würde es nutzen, um sie in Stücke zu reißen. Ich hatte mich entschieden. Ich konnte nichts anderes tun. Ich konnte es nicht Finlay überlassen. Finlay würde die Routine meiner Kindheit nicht verstehen. Finlay konnte die Art Bestrafung, die unumgänglich werden würde, nicht billigen. Finlay konnte die einfache Wahrheit nicht verstehen, die ich mit vier Jahren gelernt hatte: Niemand legt sich mit meinem Bruder an. Also war es mein Job. Es war eine Sache zwischen mir und Joe. Es war meine Pflicht.
    Ich lag da in Roscoes warmem Bett und ging die Sache durch. Ich wollte es mir einfach machen. So einfach wie nur möglich. Hubble zu finden würde nicht schwierig werden. Ich wußte, wo er wohnte. Ich kannte seine Telefonnummer. Ich räkelte mich, lächelte und wurde von unruhiger Energie erfüllt. Stand auf und fand fertig zubereiteten Kaffee. Eine Notiz lehnte an der Kanne: Frühes Mittagessen bei Eno's? Elf Uhr? Überlaß Hubble Finlay, okay? Die Notiz war mit vielen Küssen versehen und einer kleinen Zeichnung von einem Paar Handschellen. Ich las sie und lächelte über die Zeichnung, aber ich würde Hubble nicht Finlay überlassen. Keine Chance. Hubble gehörte mir. Also nahm ich wieder die Nummer und rief am Beckman Drive an. Niemand zu Hause.
    Ich goß mir einen großen Becher Kaffee ein und schlenderte durch das Wohnzimmer. Die Sonne draußen war gleißend hell. Ein neuer heißer Tag. Ich lief durch das Haus. Es war klein. Ein Wohnzimmer, eine Wohnküche, zwei Schlafzimmer, ein Bad, eine Gästetoilette. Sehr neu, sehr sauber. Einfach und kühl eingerichtet. Wie ich es von Roscoe erwartet hatte. Ein einfacher, kühler Stil. Etwas Navajokunst, ein paar Teppiche in kräftigen Farben, weiße Wände. Sie mußte in New Mexico gewesen sein, und offensichtlich hatte es ihr gefallen.
    Es war still und friedlich. Sie hatte eine Stereoanlage, ein paar Platten und Kassetten, süßer und melodischer als das Heulen und Summen, das ich Musik nenne. Ich holte mir mehr Kaffee aus der Küche. Ging hinaus. Vor dem Haus lag eine ordentliche Wiese mit ein paar frisch gepflanzten immergrünen Pflanzen. Rindenmulch, um das Unkraut zu ersticken, und rohe Holzbalken, die die bepflanzten Bereiche begrenzten. Ich stand in der Sonne und nippte an meinem Kaffee.
    Dann duckte ich mich unter der Tür hindurch, ging wieder hinein und wählte noch einmal Hubbles Nummer. Niemand nahm ab. Ich duschte und zog mich an. Roscoe hatte eine kleine Duschkabine, der Duschkopf war nicht sehr hoch angebracht, feminine Seifen lagen in der Schale. Ich fand ein Handtuch in einem Schrank und einen Kamm auf der Frisierkommode. Keinen Rasierer. Ich zog meine Kleider an und spülte den Kaffeebecher aus. Versuchte noch einmal Hubbles Nummer vom Küchentelefon aus. Ich ließ es lange klingeln. Niemand zu Hause. Ich mußte Roscoe fragen, ob sie mich nach dem Mittagessen noch einmal hinfahren konnte. Ich verschloß die Hintertür und ging vorn hinaus.
    Es war gegen halb elf. Eineinviertel Meilen bis zu Eno's Restaurant. Eine halbe Stunde gemächliches Schlendern in der Sonne. Es war schon

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