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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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machte auf dem Vorfeld rechtsum und marschierte langsam zu dem fünfzig Meter entfernten langen, niedrigen Gebäude. Die Männer betraten es mit ihrer Last und setzten den Sarg ab. Dann standen sie eine Minute lang schweigend mit auf den Rücken gelegten Händen und gesenkten Köpfen da, bevor sie kehrtmachten und langsam zu der C-141 Starlifter zurückmarschierten.
    Das Ausladen der sieben Särge dauerte eine Stunde. Erst als alle abtransportiert waren, stand der große, grauhaarige Amerikaner von seinem Sitz auf. Er benutzte die Pilotentreppe und blieb auf der obersten Stufe stehen, um seine müden Glieder in der Sonne zu recken.

12
    Stone musste hinter den schwarzen Scheiben fünf Minuten auf dem Rücksitz des Tahoe warten, weil in der Ladebucht unter dem World Trade Center ziemlicher Betrieb herrschte. Tony lungerte in der Nähe herum und wartete, bis ein Lastwagen in einer Wolke aus Dieselqualm wegfuhr. Dann nutzte er die Pause, bis das nächste Fahrzeug rückwärts einrangierte, um mit Stone durch die Garage und in den Lastenaufzug zu hasten. Sie fuhren schweigend nach oben, hielten die Köpfe gesenkt. Im siebenundachtzigsten Stock stiegen sie aus. Der Weg bis zur Tür von Hobies Bürosuite war frei.
    Der stämmige Mann saß hinter der Empfangstheke. Sie gingen an ihm vorbei ins Büro, das wie immer still und abgedunkelt war. Hobie saß schweigend in seinen Drehsessel zurückgelehnt und beobachtete Marilyn, die mit hochgezogenen Beinen auf dem mittleren Sofa saß.
    »Na?«, fragte er. »Auftrag erledigt?«
    Stone nickte. »Sie ist allein reingegangen.«
    »Wo?«, fragte Marilyn. »In welches Krankenhaus?«
    »St. Vincent’s Hospital«, erwiderte Tony »Geradewegs in die Notaufnahme.«
    Stone nickte zustimmend und sah Marilyn erleichtert lächeln.
    »Okay«, sagte Hobie in die Stille hinein. »Das war die gute Tat des Tages. Was sind diese Komplikationen, von denen ich wissen muss?«
    Tony stieß Stone um den Couchtisch herum zu dem Sofa. Er ließ sich neben Marilyn auf die Polster fallen und starrte blicklos ins Leere.
    »Na?«, wiederholte Hobie.
    »Es geht um die Aktien«, sagte Marilyn. »Sie gehören ihm eigentlich nicht.«
    Hobie starrte sie an. »Doch, sie gehören ihm! Das habe ich mir von der Börse bestätigen lassen.«
    Sie nickte. »Okay, richtig, sie gehören ihm - aber nicht uneingeschränkt. Er kann nicht frei über sie verfügen.«
    »Warum nicht, verdammt noch mal?«
    »Es gibt Treuhänder. Über die Aktien kann er nur mit ihrem Einverständnis verfügen.«
    »Welche Treuhänder? Wozu?«
    »Die hat sein Vater vor seinem Tod eingesetzt. Er hat Chester nicht zugetraut, das Aktienkapital richtig zu verwalten. Er hatte das Gefühl, ihn unter Aufsicht stellen zu müssen.«
    Hobie starrte sie an.
    »Aktienübertragungen müssen schriftlich genehmigt werden«, sagte sie. »Von den Treuhändern.«
    Danach herrschte Schweigen.
    »Von beiden«, fügte sie hinzu.
    Hobies Blick schweifte zu Chester Stone hinüber. Marilyn beobachtete sein linkes Auge. Beobachtete, wie er angestrengt nachdachte. Beobachtete, wie er auf ihre Lüge hereinfiel, womit sie gerechnet hatte, weil sie zu dem passte, was er bereits zu wissen glaubte. Chesters Firma stand vor dem Konkurs, weil er ein schlechter Geschäftsmann war. Einen unfähigen Geschäftsmann hätte ein naher Verwandter wie sein Vater frühzeitig erkannt. Und ein verantwortungsbewusster Vater hätte das Familienvermögen unter Treuhandverwaltung gestellt, um es zu schützen.
    »Dagegen ist nichts zu machen«, erklärte sie. »Wir haben’s weiß Gott oft genug versucht.«
    Hobie nickte. Nur eine leichte Kopfbewegung. Fast nicht wahrnehmbar. Marilyn lächelte innerlich. Triumphierend. Ihr letzter Kommentar hatte ihn überzeugt. Treuhänder waren dazu da, mit juristischen Mitteln ausgeschaltet zu werden. Deshalb bewiesen Versuche, sie zu entmachten, ihre Existenz.
    »Wer sind die Treuhänder?«, fragte er ruhig.
    »Ich bin einer von ihnen«, sagte sie. »Der andere ist der Seniorpartner seiner Anwaltsfirma.«
    »Nur zwei Treuhänder?«
    Sie nickte.
    »Und Sie sind einer davon?«
    Sie nickte wieder. »Und meine Stimme haben Sie bereits. Ich will den ganzen Krempel nur loswerden, damit wir vor Ihnen Ruhe haben.«
    Hobie erwiderte ihr Nicken. »Sie sind eine kluge Frau.«
    »Welche Anwaltsfirma?«, fragte Tony
    »Forster und Abelstein«, sagte sie. »Hier in New York.«
    »Wer ist der Seniorpartner?«, fragte Tony
    »Ein gewisser David Forster«, antwortete

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