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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sehen?«, fragte er.
    »Abteilung K?«, antwortete Conrad. »Dauert ungefähr vier Minuten.«
    Sie saßen schweigend bei ihrem inzwischen kalten Kaffee, bis der Gefreite mit F. G. Kaplans Lebensgeschichte kam. Sie steckte in einem alten Ordner, dessen Umfang der Akte Hobie entsprach. Auch er war vorn mit Kästchen versehen, in die alle früheren Anforderungen eingetragen waren. Die einzige akuelleren Datums stammte vom April des vergangenen Jahres, als Leon Garber sich telefonisch nach Kaplan erkundigt hatte. Reacher schlug den Ordner ganz hinten auf. Begann mit dem vorletzten Blatt, das mit dem letzten in Hobies Ordner identisch war. Der gleiche Einsatzbericht mit dem gleichen Augenzeugenbericht von DeWitt, den er dem Kompanieschreiber diktiert hatte.
    Aber das letzte Blatt in Kaplans Ordner war genau zwei Jahre später eingefügt worden. Nach Würdigung aller Umstände stellte das Heeresministerium offiziell fest, E G. Kaplan sei vier Meilen westlich des Am-Khe-Passes gefallen, als der Hubschrauber, dessen Kopilot er gewesen war, durch feindliches Feuer abgestürzt war. Seine Leiche war nicht geborgen worden, aber offiziell galt Kaplan als tot. Reacher zeigte auf das amtliche Schriftstück.
    »Warum hat Victor Hobie nicht auch so eines?«
    Conrad zuckte mit den Schultern »Keine Ahnung.«
    »Ich muss nach Texas«, sagte Reacher.

    Der Flughafen Noi Bai außerhalb von Hanoi und Hickam Field außerhalb von Honolulu liegen auf genau demselben Längengrad, deshalb flog die Starlifter der U.S. Air Force weder nach Norden noch nach Süden. Sie flog genau auf West-Ost-Kurs über den Pazifik und blieb dabei ständig zwischen dem Wendekreis des Krebses und dem zwanzigsten Breitengrad. Sechstausend Meilen, sechshundert in der Stunde, zehn Stunden Flugzeit, aber die Maschine setzte sieben Stunden vor dem Start zur Landung an - um fünfzehn Uhr des Vortages. Die Pilotin gab wie üblich das Überfliegen der Datumsgrenze bekannt. Hinten im Cockpit stellte der große, grauhaarige Amerikaner seine Uhr zurück und freute sich über den geschenkten Tag.
    Hickam Field ist der größte Militärflugplatz auf Hawaii, aber er teilt sich die Boden- und Anflugkontrolle mit Honolulu International, deshalb musste die Starlifter eine Warteschleife über dem Meer fliegen, bis eine Boeing 741 der JAL aus Tokio gelandet war. Dann drehte sie dahinter ein und setzte mit quietschenden Reifen und auf volle Schubumkehr gestellten Triebwerken auf. Die Pilotin brauchte sich nicht um zivile Fluggäste zu kümmern, deshalb bremste sie die Maschine so stark ab, dass sie die Landebahn über den ersten Rollweg verlassen konnte. Die Flughafenverwaltung legte großen Wert darauf, die Militärmaschinen von den Touristen fernzuhalten. Vor allem von den japanischen. Die Pilotin stammte aus Connecticut und hatte deshalb kein wirkliches Interesse an der hiesigen Tourismusbranche oder fremdländischen Empfindlichkeiten, aber der erste Rollweg war die kürzeste Verbindung zum Hickam Field, also versuchte sie immer, ihn zu benutzen.
    Die Starlifter rollte langsam, wie es ihrer Fracht angemessen war, und kam fünfzig Meter vor einem langen, niedrigen Gebäude in der Nähe des Flugplatzzauns zum Stehen. Die Pilotin stellte die Triebwerke ab und blieb schweigend sitzen. Zwei Männer des Bodenpersonals in Uniform kamen übers Vorfeld und zogen ein dickes Elektrokabel hinter sich her. Sie schlossen es unter dem Bug des Flugzeugs an, damit seine Systeme von außen mit Strom versorgt wurden. So konnte die Zeremonie ohne Triebwerkslärm stattfinden.
    Die an diesem Tag aufmarschierende Ehrengarde bestand aus den üblichen acht Mann in den üblichen Paradeuniformen: zwei von der U.S. Army, zwei von der U.S. Navy, zwei vom U.S. Marine Corps und zwei von der U.S. Air Force. Diese acht kamen langsam heranmarschiert und warteten schweigend hinter der Maschine. Die Pilotin betätigte einen Schalter, der die Heckrampe leise surrend herabsenkte. Als der Vorgang beendet war, marschierte die Ehrengarde in den Laderaum und zwischen den in zwei Reihen angetretenen Besatzungsmitgliedern hindurch. Der Lademeister löste die Spanngummis, und die Männer der Ehrengarde hoben den ersten Sarg vom Podest auf ihre Schultern. Sie gingen damit durch den abgedunkelten Laderaum zurück, die Heckrampe hinunter und in den strahlenden Sonnenschein hinaus. Das polierte Aluminium glitzerte, und die Stars and Stripes leuchteten vor dem Blau des Pazifik und dem Grün des Hochlands von Oahu. Die Ehrengarde

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