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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ist.«
    Er schlug die Akte auf und überflog einige Seiten, dann nickte er. »Derselbe DeWitt. Er hat den Dschungel überlebt und ist dabei geblieben. Ein totaler Hubschrauberfreak. Ich denke, er wird Wolters nicht vor seiner Pensionierung verlassen.«
    Reacher nickte. Sah aus dem Fenster. Die Sonne hatte ihren Zenit überschritten.
    »Möchtet ihr einen Kaffee, Leute?«, fragte der Major.
    »Gern«, sagte Jodie. Reacher nickte wieder.
    Conrad griff nach dem Telefonhörer und rief im Archiv an.
    »Kaffee«, sagte er. »Das ist keine Akte, sondern ein Getränk, das ich hiermit bestelle. Drei Tassen, bestes Porzellan, okay?«
    Als der Gefreite den Kaffee auf einem Silbertablett hereinbrachte, war Reacher bereits in Fort Belvoir, Virginia, wo Victor Hobie und sein neuer Kumpel A. A. DeWitt sich zum Dienst bei der 3rd Transportation Company der First Cavalry Division meldeten. Die beiden Jungs waren nur vierzehn Tage dort - Zeit genug für die Army, den Namen der Einheit durch airmobile zu ergänzen und dann vollständig in Company B, 229th Assault Helicopter Battalion umzuändern. Nach diesen zwei Wochen stach die umbenannte Kompanie von Mobile aus als Teil eines aus siebzehn Schiffen bestehenden Konvois in See, um nach einunddreißig Tagen die Long-Mai-Bucht in Vietnam zu erreichen - zwanzig Meilen südlich von Qui Nhon und elftausend Meilen von der Heimat entfernt.
    Einunddreißig Seetage sind ein ganzer Monat, und die Kompanieführung ließ sich alle möglichen Arbeiten einfallen, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Hobies Akte zeigte, dass er sich für Wartungsarbeiten gemeldet hatte, die daraus bestanden, die zerlegten Hueys zu reinigen und einzufetten, um sie vor Korrosion in der salzhaltigen Luft in den Laderäumen des Schiffs zu schützen. Das wurde anerkannt, und Hobie betrat Indochina als Oberleutnant, nachdem er die USA als Leutnant verlassen hatte - dreizehn Monate, nachdem er als Offiziersanwärter in die Army eingetreten war. Verdiente Beförderungen für einen diensteifrigen jungen Mann. Reacher erinnerte sich daran, was Ed Steven über Hobie gesagt hatte: Sehr ernsthaft, sehr pflichtbewusst. Aber nicht wirklich aus dem Rahmen fallend.
    »Sahne?«, fragte Conrad.
    Reacher und Jodie schüttelten den Kopf.
    »Einfach nur schwarz«, sagten sie wie aus einem Mund.
    Conrad schenkte ein, und Reacher las weiter. Damals wurde die Huey in zwei Funktionen eingesetzt: als reiner Kampfhubschrauber und als Transporthubschrauber mit dem Spitznamen »Slick«. Die Company B flog Slicks und versorgte damit kämpfende Einheiten der First Cavalry Die Slicks waren Transporthubschrauber, aber sie flogen nicht unbewaffnet; es waren gewöhnliche Hueys ohne Seitentüren, in deren Öffnungen je ein schweres MG an einem Gummiseil hing. Die Besatzung bestand aus Pilot, Kopilot, zwei MG-Schützen und dem Lademeister, der zugleich Mechaniker und Mädchen für alles war. Die UH-1 konnte so viele GIs transportieren, wie sich in die Kabine hinter den beiden MG-Schützen quetschen konnten, oder eine Tonne Munition oder eine Kombination aus beiden.
    Hier fand zunächst eine praktische Fortbildung statt, denn schließlich war Vietnam ganz anders als Alabama. Es gab keine offizielle Bewertung, aber Hobie und DeWitt waren die ersten neu ausgebildeten Piloten, die über dem Dschungel eingesetzt wurden. Damals musste man fünf Einsätze als Kopilot fliegen. Wer sich dabei bewährte, wechselte auf den Pilotensitz und bekam selbst einen Kopiloten. Jetzt wurde es ernst, und das zeigte sich in der Akte. Der zweite Teil war voller Durchschläge von nüchternen Einsatzberichten. Aber die hatte nicht Hobie, sondern ein Kompanieschreiber verfasst.
    Zum Einsatz war er nur sporadisch gekommen. Um ihn herum tobte der Krieg, aber Hobie verbrachte wegen schlechten Wetters viele Tage am Boden, wenn die für Vietnam typischen Nebel und tief hängenden Wolken es unmöglich machten, mit Hubschraubern in die Dschungeltäler einzutauchen. Dann klarte das Wetter plötzlich auf, und die Einsatzberichte häuften sich: drei, fünf, manchmal sieben Einsätze pro Tag, alle unter starkem feindlichen Feuer, um Infanteristen abzusetzen, herauszuholen und zu versorgen. Bis die Nebel sich wieder herabsenkten und die Hueys erneut zur Untätigkeit verdammten.
    Unterbrochen wurden diese Berichte durch Unterlagen über die Beendigung seiner ersten Einsatzzeit, die routinemäßige Verleihung eines Ordens, seinen langen Heimaturlaub und den Beginn seiner zweiten

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