Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
an. Der Lärm ließ die Fenster erzittern.
»Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben«, schrie DeWitt.
Sie schüttelten ihm die Hand und verließen den Raum. Der MP-Sergeant nickte ihnen wegen des Lärms nur wortlos zu, bevor er sich wieder in seinen Papierkram vertiefte. Sie hasteten die Treppe hinunter. Der Kopilot öffnete die Seitentür der Maschine. Sie rannten geduckt die kurze Strecke über den Platz. Jodie, deren Haar wild zerzaust wurde, lachte vor Begeisterung. Der Kopilot streckte ihr eine Hand hin und zog sie an Bord. Reacher folgte ihr. Während sie sich auf den Sitzen an der Rückwand anschnallten, schloss der Kopilot die Schiebetür und kletterte nach vorn ins Cockpit. Dann kam das vertraute Rütteln, als die Twin Huey abhob. Die Gebäude schienen plötzlich schräg zu stehen. Man sah die Dächer und schließlich das umliegende Land, durch das sich Straßen wie graue Bleistiftstriche zogen. Der Hubschrauberbug senkte sich, und der Triebwerkslärm ließ etwas nach, als die Twin Huey Kurs auf den Flughafen nahm und ihre Marschgeschwindigkeit von hundert Meilen erreichte.
In den Broschüren, die Sark gelesen hatte, hieß diese Fortbewegungsart »Power Walking«, und der Gedanke dabei war, möglichst fünf Kilometer in der Stunde zurückzulegen. Das erhöhte den Puls, was für die Fitness gut war, ohne Knie- und Hüftgelenke übermäßig zu beanspruchen, wie es richtiges Jogging tat. Eine Idee, die ihn überzeugte. So hätten sie für die fünfhundert Meter nur etwa fünf Minuten brauchen dürfen, tatsächlich waren es aber knapp acht Minuten, weil er O’Hallinan dabei hatte. Sie war nicht schlecht in Form, wollte sich aber nicht hetzen lassen und sagte immer: Ich bin für Bequemlichkeit, nicht für Geschwindigkeit gebaut. Das Ganze war ein Kompromiss. Er war auf ihre Kooperation angewiesen, deshalb beschwerte er sich nie über ihr Tempo.
»Welches Gebäude?«, fragte er.
»Das Südgebäude, glaube ich«, antwortete O’Hallinan.
Sie gingen zum Haupteingang des Südturms und betraten die Eingangshalle. Hinter einer Theke standen Männer in der Uniform eines Sicherheitsdiensts, aber sie waren so mit einer Gruppe ausländischer Besucher beschäftigt, dass Sark und O’Hallinan an den Wegweiser durchs Gebäude traten, um sich selbst zu orientieren. Die Geschäftsräume der Firma Cayman Corporate Trust befanden sich im siebenundachtzigsten Stock. Die beiden Polizeibeamten gingen zum Expressaufzug und traten in die Kabine, ohne dass das Sicherheitspersonal auch nur mitbekam, dass sie das Gebäude betreten hatten.
Der Aufzug trug sie rasant nach oben. Dann wurde er langsamer und hielt im siebenundachtzigsten Stockwerk. Die Tür ging auf, und ein gedämpftes Klingelzeichen ertönte. Sark und O’Hallinan traten auf einen nüchternen, schmalen Korridor mit ziemlich niedriger Decke hinaus. Die Firma Cayman Corporate Trust residierte hinter einer modernen Eichentür mit einem kleinen rechteckigen Fenster und einer Messingklinke. Sark zog die Tür auf und ließ O’Hallinan den Vortritt.
Sie betraten den Empfangsbereich mit einer halb hohen Theke aus Eiche mit Messingbeschlägen, hinter der ein stämmiger Mann saß. Sark blieb mitten im Raum stehen; sein schwerer Gürtel betonte die Breite seiner Hüften und ließ ihn groß und beeindruckend wirken. O’Hallinan trat an die Theke und überlegte, was sie sagen sollte. Um die größtmögliche Wirkung zu erzielen, versuchte sie es mit der Art Frontalangriff, auf die manche Kriminalbeamten schworen.
»Wir sind wegen Sheryl hier«, sagte sie.
»Ich muss nach New York zurück, denke ich«, sagte Jodie.
»Nein, du kommst mit mir nach Hawaii.«
Sie waren wieder in dem eiskalten Terminalgebäude auf dem Dallas-Fort-Worth-Flughafen. Der Kopilot hatte sie auf dem Hubschrauberlandeplatz abgesetzt, mit einem olivgrün lackierten Golfwagen übers Vorfeld gefahren und ihnen eine Tür gezeigt, hinter der eine kurze Stahltreppe in den Terminal hinaufführte.
»Hawaii? Reacher, ich kann unmöglich nach Hawaii mitkommen! Ich muss nach New York zurück.«
»Ich kann dich dort nicht allein lassen. Es ist zu gefährlich. Und ich muss unbedingt nach Hawaii. Folglich bleibt dir nichts anderes übrig, als mich zu begleiten, so einfach ist das.«
»Reacher, ich kann nicht mitkommen«, wiederholte Jodie. »Ich habe morgen einen Termin. Das weißt du so gut wie ich. Du hast den Anruf selbst entgegengenommen, erinnerst du dich?«
»Dein Pech, Jodie. Ich lasse dich nicht allein
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