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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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hatte, wie er ums Leben gekommen war. Ein professionell und gewissenhaft arbeitender Mann, der die längste und komplizierteste kriminaltechnische Untersuchung aller Zeiten geleitet und dabei nur Lob und Anerkennung erhalten hatte. Wie konnte ausgerechnet Nash Newman einen so grundlegenden Fehler gemacht haben? Reacher starrte ihn an, dann holte er tief Luft und schloss einen Moment die Augen.
    »O Gott, Nash«, sagte er langsam. »Sie wissen, dass Hobie überlebt hat, stimmt’s? Sie wissen es wirklich. Sie haben nicht nach ihm gesucht, weil Sie das sicher wissen.«
    Newman nickte. »Richtig.«
    »Aber woher wissen Sie das?«
    Newman sah sich im Labor um. Senkte seine Stimme.
    »Weil er später aufgetaucht ist«, sagte er. »Er ist drei Wochen später in einem Feldlazarett aufgekreuzt - rund fünfzig Meilen von der Absturzstelle entfernt. Das steht alles in seiner Krankenakte. Er hatte hohes Fieber, war unterernährt, hatte den rechten Arm verloren, Maden in seinem Armstumpf und das halbe Gesicht verbrannt. Er war die meiste Zeit nicht ansprechbar, wurde aber anhand seiner Erkennungsmarke identifiziert. Als er sich dann etwas erholt hatte, hat er erzählt, dass er der einzige Überlebende war. Daher wussten wir genau, was wir dort oben finden würden. Und aus diesem Grund war die Suche nicht sehr dringend, bis Leon plötzlich darauf gedrängt hat.«
    »Aber was ist noch passiert?«, fragte Jodie. »Weshalb die ganze Geheimniskrämerei?«
    »Das Feldlazarett lag ziemlich weit nördlich«, sagte Newman. »Der Vietcong ist nach Süden vorgestoßen, und wir waren auf dem Rückzug. Deshalb wurde das Lazarett zur Evakuierung vorbereitet.«
    »Und?«, fragte Reacher.
    »Er ist in der Nacht verschwunden, bevor er nach Saigon verlegt werden sollte.«
    »Er ist verschwunden?«
    Newman nickte. »Einfach weggelaufen. Vom Krankenbett aufgestanden und abgehauen. Ist nie wieder gesehen worden.«
    »Scheiße«, meine Reacher.
    »Ich verstehe die ganze Geheimniskrämerei trotzdem nicht«, wandte Jodie ein.
    Newman zuckte mit den Schultern. »Nun, vielleicht kann Reacher sie Ihnen erklären. Das ist mehr sein Fachgebiet als meines.«
    Reacher hielt noch immer Hobies Knochen in der Hand. Elle und Speiche seines rechten Arms, am unteren Ende in Gelenkpfannen auslaufend, am oberen Ende durch einen Splitter von seinen eigenen Rotorblättern durchtrennt und zerschmettert. Hobie hatte die Vorderkante dieser Rotorblätter studiert und beobachtet, dass sie armdicke Äste abschlagen konnte. Er hatte diese Beobachtung nutzbringend verwertet, um anderen Männern das Leben zu retten. Dann war dasselbe Rotorblatt abgeknickt, hatte in sein Cockpit geschlagen und ihm die Hand abgetrennt.
    »Er war im Prinzip ein Deserteur«, sagte er. »Er war als Soldat in Vietnam und hat sich unerlaubt von der Truppe entfernt. Aber die Army hat darauf verzichtet, ihn zu verfolgen. Denn was hätte die Army anderes tun sollen? Nehmen wir einmal an, sie hätte ihn erwischt - was dann? Sie hätte einen Mann mit vorbildlicher Laufbahn und neunhunderteinundneunzig Kampfeinsätzen anklagen müssen, einen Offizier, der nach dem Trauma seines Absturzes und grässlicher Entstellungen desertiert war. Das konnte sie nicht. Dieser Krieg war unpopulär. Man konnte keinen durch schwere Verwundungen entstellten Helden in Fort Leavenworth einbuchten, nachdem er unter solchen Umständen desertiert war. Aber man konnte auch nicht den Eindruck erwecken, als gingen Deserteure straffrei aus. Das wäre ein Skandal anderer Art gewesen. Die Army hat damals zahlreiche Deserteure bestraft. Männer, die keine Verdienste aufzuweisen hatten. Sie durfte nicht erkennen lassen, dass für verschiedene Leute verschiedene Maßstäbe galten. Deshalb wurde die Akte Hobie geschlossen und als streng geheim klassifiziert. Deshalb endet der offizielle Teil mit seinem letzten Einsatz. Der gesamte Rest liegt irgendwo im Pentagon in einem Panzerschrank.«
    Jodie nickte.
    »Und deshalb steht sein Name nicht auf dem Ehrenmal für die Gefallenen des Vietnamkriegs«, sagte sie. »Sie wissen, dass er noch lebt.«
    Reacher widerstrebte es, die Knochen in den Sarg zurückzulegen. Er hielt sie in einer Hand und fuhr mit den Fingern der anderen darüber.
    »Haben Sie seine Krankenakte eingesehen?«, fragte er Newman. »Seine alten Röntgenbilder, sein Zahnschema und all das übrige Zeug?«
    Newman schüttelte den Kopf. »Er ist kein Vermisster. Er hat überlebt und ist desertiert.«
    Reacher beugte sich über

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