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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Baseball wäre mein Leben? Dann ist’s das Ende der Welt, wenn ich grob danebentippe.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, dass solche Beurteilungen mein Leben sind. Um beruflich etwas zu taugen, muss ich auf diesem Gebiet gut sein. Ich war bisher immer gut. Auf meine Intuition konnte ich mich verlassen.«
    »Aber du hattest nicht genügend Informationen für ein Urteil.«
    »Bockmist, Jodie. Ich hatte reichlich Informationen. Sehr viel mehr als in manchen anderen Fällen. Ich habe die Eltern von Hobie besucht, seine Briefe gelesen, mit seinem Jugendfreund gesprochen, seine Militärakte gelesen, mit seinem alten Kriegskameraden gesprochen - und alles hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dieser Kerl könne sich unmöglich so verhalten haben, wie er’s offenbar getan hat. Also habe ich mich schlicht und einfach geirrt, und das macht mich fertig, denn wo stehe ich jetzt?«
    »In welcher Beziehung?«
    »Ich muss es den Hobies sagen«, antwortete er. »Das überleben sie nicht. Du hättest sie sehen sollen! Sie haben ihren Jungen vergöttert. Das Militär, den ganzen damaligen Patriotismus, den Dienst fürs Vaterland, diesen ganzen Scheiß. Jetzt muss ich ihnen mitteilen, dass ihr Junge ein Mörder und Deserteur ist. Und ein grausamer Sohn, der sie dreißig Jahre lang in schrecklicher Ungewissheit gelassen hat. Erfahren sie das, kippen sie wahrscheinlich tot um, Jodie.«
    Er verfiel in Schweigen.
    »Und?«, fragte sie.
    Er wandte sich ihr zu. »Und die Zukunft. Was soll ich machen? Ich habe ein Haus, ich brauche einen Job. Was für eine Art Job? Meine Dienste als Ermittler kann ich nicht mehr anbieten, seit ich plötzlich angefangen habe, Fälle völlig falsch zu beurteilen. Der Zeitpunkt ist ideal gewählt, nicht? Meine Fähigkeiten lassen mich genau in dem Augenblick im Stich, in dem ich dringend Arbeit brauche. Am besten gehe ich wieder auf die Keys zurück und hebe den Rest meines Lebens Gräben für Swimmingpools aus.«
    »Du bist viel zu streng mit dir. Das war nur ein Gefühl. Eine Intuition, die sich als falsch herausgestellt hat.«
    »Intuitionen sollten sich als richtig erweisen«, erklärte er. »Meine waren bisher immer zutreffend. Ich könnte dir von einem Dutzend Fällen erzählen, in denen ich mich auf meine Intuition verlassen habe. Sie hat mir mehrmals das Leben gerettet.«
    Jodie nickte, ohne sich dazu zu äußern.
    »Und statistisch gesehen hätte ich Recht haben müssen«, begann er wieder. »Weißt du, wie viele Amerikaner nach dem Vietnamkrieg offiziell als unauffindbar gelten? Ungefähr fünf. Zweitausendzweihundert werden vermisst, aber die sind tot, das weiß jeder. Im Lauf der Zeit wird Nash sie alle aufspüren, alle ihre Namen abhaken. Aber fünf Männer lassen sich in keine der bekannten Kategorien einordnen. Drei haben die Seite gewechselt, sind dort geblieben und haben nach dem Krieg in Vietnam auf dem Land gelebt. Zwei sind in Thailand untergetaucht. Einer von ihnen hat später in Bangkok in einer Hütte unter einer Brücke gehaust. Fünf faule Eier unter einer Million Männer, und Victor Hobie ist eines davon, und ich habe ihn völlig falsch beurteilt.«
    »Aber du hast dich nicht wirklich getäuscht«, wandte Jodie ein. »Du hast den früheren Victor Hobie beurteilt, das war alles. Alle deine Informationen haben sich auf Victor Hobie vor dem Krieg und vor dem Absturz bezogen. Der einzige Zeuge, der irgendwelche Veränderungen hätte bemerken können, war DeWitt, der sich größte Mühe gegeben hat, sie nicht wahrzunehmen.«
    Er schüttelte erneut den Kopf. »Auch das habe ich berücksichtigt oder in Betracht zu ziehen versucht. Ich habe nicht geglaubt, dass er sich so grundlegend verändern könnte.«
    »Vielleicht war der Absturz an allem schuld«, sagte sie. »Überleg doch mal, Reacher. Wie alt war er damals - einundzwanzig oder zweiundzwanzig. Sieben Männer sind gestorben, und vielleicht hat er sich dafür verantwortlich gefühlt. Schließlich war er der Pilot des Hubschraubers, stimmt’s? Und er war entstellt. Er hatte seine rechte Hand verloren und wahrscheinlich auch schlimme Brandwunden, Körperlich entstellt zu sein ist ein Trauma für einen jungen Mann, oder? Und im Feldlazarett stand er vermutlich unter Medikamenten und hatte einfach Angst vor dem angekündigten Rücktransport.«
    »Er wäre nicht in den Kampf zurückgeschickt worden«, bemerkte Reacher.
    Jodie nickte. »Natürlich nicht, aber vielleicht konnte er nicht klar denken. Von Morphium

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