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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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bewegte den Haken nochmals, ließ ihn übers Eichenholz scharren.
    »Meine Gebühren bleiben im Rahmen«, sagte er. »Ich bin kein Kredithai. Wir reden hier nicht von Zinssätzen von mehreren hundert Prozent. Ich wäre bereit, Ihnen die eins Komma eins Millionen vorzustrecken, sagen wir zu sechs Prozent, um diese sechs Wochen zu überbrücken.«
    Stone wischte sich nochmals die Handflächen an den Knien ab. Sechs Prozent für sechs Wochen? Das entsprach welchem Jahreszinssatz? Fast zweiundfünfzig Prozent. Man lieh sich eins Komma eins Millionen Dollar, zahlte sie nach sechs Wochen mit sechsundsechszigtausend Dollar Zinsen zurück. Elftausend Dollar pro Woche. Nicht direkt die Konditionen eines Kredithais, aber nicht allzu weit davon entfernt. Aber zumindest war der Typ bereit, ihm den Kredit zu gewähren.
    »Was verlangen Sie als Sicherheit?«, fragte Stone.
    »Ich nehme ein Aktienpaket«, antwortete Hobie.
    Stone zwang sich, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Er vermutete, er solle irgendwie auf die Probe gestellt werden. Er schluckte erneut. Rechnete sich aus, so kurz vor dem Ziel sei Ehrlichkeit die beste Politik.
    »Die Aktien sind wertlos«, erklärte er ruhig.
    Hobie nickte, als gefalle ihm diese Antwort.
    »Im Augenblick schon«, entgegnete er. »Aber sie sind bald wieder etwas wert, stimmt’s?«
    »Erst nachdem Ihr Engagement beendet ist«, sagte Stone. »Ein Teufelskreis, nicht wahr? Der Aktienwert steigt erst, nachdem ich Ihren Kredit zurückgezahlt habe. Wenn ich’s geschafft habe.«
    »Dann profitiere ich eben später«, sagte Hobie. »Ich rede nicht von einer befristeten Hinterlegung. Ich werde ein Aktienpaket nehmen und es behalten.«
    »Behalten?«, wiederholte Stone. Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme überrascht klang. Der Kerl verlangte zweiundfünfzig Prozent Zinsen und ein Aktienpaket als Dreingabe?
    »Das mache ich immer so«, erklärte Hobie. »Eine sentimentale Anwandlung. Ich besitze gern ein kleines Stück von allen Unternehmen, denen ich helfe. Die meisten Leute sind damit einverstanden.«
    Stone schluckte. Sah zu Boden. Dachte über seine Optionen nach. Zuckte mit den Schultern.
    »Klar«, sagte er. »Das ist in Ordnung, denke ich.«
    Hobie griff nach links und zog eine Schreibtischschublade auf. Er nahm ausgefüllte Formulare heraus. Schob sie Stone über den Schreibtisch zu.
    »Die habe ich vorbereitet«, sagte er.
    Stone richtete sich gebückt vom Sofa auf und griff nach den Schriftstücken. Ein Kreditvertrag, eins Komma eins Millionen, sechs Wochen, sechs Prozent und ein Überlassungsvertrag für die Aktien. Für ein Paket, das vor nicht allzu langer Zeit eine Million Dollar wert gewesen war und es vielleicht schon bald wieder sein würde. Er blinzelte.
    »Kann’s nicht anders machen«, meinte Hobie. »Ich hab mich wie vorhin gesagt spezialisiert. Ich kenne dieses Marktsegment. Bessere Konditionen bekommen Sie nirgends. Tatsächlich kriegen Sie anderswo überhaupt nichts.«
    Hobie saß zwei Meter von ihm entfernt hinter dem Schreibtisch, aber Stone hatte das Gefühl, er hocke dicht neben ihm auf dem Sofa, bedränge ihn mit seinem schrecklichen Gesicht und zerfetze ihm mit seinem glänzenden Haken die Eingeweide. Er nickte nur, eine stumme, kaum wahrnehmbare Kopfbewegung, und griff in seine Jacke, um seinen dicken Montblanc-Füller herauszuholen. Beugte sich nach vorn und unterschrieb auf dem kalten, harten Glas des Couchtischs an den beiden dafür vorgesehenen Stellen. Hobie, der ihn dabei beobachtete, nickte seinerseits.
    »Ich nehme an, dass Sie das Geld auf dem Girokonto Ihrer Firma haben möchten?«, fragte er. »Wo die anderen Banken es nicht sehen?«
    Stone nickte erneut, war wie benommen.
    »Das wäre gut«, antwortete er.
    Hobie machte sich eine Notiz. »In einer Stunde ist’s auf Ihrem Konto.«
    »Danke«, sagte Stone. Das erschien ihm angebracht,
    »So, jetzt liegt das Risiko ganz bei mir«, sagte Hobie. »Sechs Wochen, keine wirkliche Sicherheit in der Hand. Kein sehr schönes Gefühl.«
    »Da gibt’s kein Problem«, murmelte Stone, ohne ihn anzusehen.
    Hobie nickte. »Davon bin ich überzeugt«, sagte er. Dann beugte er sich vor und drückte auf eine Taste seiner Gegensprechanlage. Stone hörte einen leisen Summton, der aus dem Vorzimmer kam.
    »Bitte das Stone-Dossier«, sagte Hobie ins Mikrofon.
    Danach herrschte kurz Stille, dann wurde die Tür geöffnet. Der Rezeptionist trat an den Schreibtisch. Er hatte einen dünnen grünen Ordner mitgebracht, den

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