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Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht

Titel: Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Gästebad zurück und fand die Salbe in der braunen Papiertüte. Brachte sie mit in die Küche. Jodie nahm sie ihm aus der Hand, schraubte die Verschlusskappe ab, durchstieß das Metallsiegel mit dem Plastikdorn und drückte eine erbsengroße Menge Brandsalbe auf die Spitze ihres Zeigefingers. Sie konzentrierte sich darauf, ließ ihre Zungenspitze zwischen den Lippen sehen. Sie trat vor ihn, berührte sanft die Brandwunde und rieb die Salbe mit der Fingerspitze ein. Reacher starrte angestrengt über ihren Kopf hinweg. Jodie stand dicht vor ihm. Unter ihrem T-Shirt nackt. Rieb seine nackte Brust mit einer Fingerspitze. Er wollte sie in seine Arme nehmen und an sich drücken. Sie zart auf den Nacken, auf den Mund küssen. Ihr Zeigefinger beschrieb sanfte kleine Kreise auf seiner Brust. Er konnte ihr feuchtes, glänzendes Haar riechen, ihre Haut. Er holte tief Luft und ballte seine Hände zu Fäusten. Jodie trat einen Schritt zurück.
    »Tut’s weh?«, fragte sie.
    »Was?«
    »Hab ich dir wehgetan?«
    Er sah ihre Fingerspitze von der Salbe glänzen.
    »Ein bisschen.«
    Sie nickte.
    »Tut mir Leid«, sagte sie. »Aber das war nötig.«
    Diesmal nickte er.
    »Wahrscheinlich«, sagte er.
    Dann war die Krise überstanden. Jodie schraubte die Verschlusskappe wieder zu, und Reacher ging zum Kühlschrank und holte eine Flasche Mineralwasser heraus. Nahm sich eine Banane aus der Obstschale auf dem Tisch. Sie legte die Brandsalbe auf den Küchentisch.
    »Ich zieh mich schnell an«, erklärte sie. »Wir müssen bald los.«
    »Okay«, sagte er. »Ich bin gleich fertig.«
    Sie verschwand wieder in ihrem Schlafzimmer. Er trank sein Wasser und aß die Banane. Ging in sein Zimmer, zog Hemd, Socken und Schuhe an und schlüpfte in das Sakko. Kam dann ins Wohnzimmer zurück, um auf sie zu warten. Er zog die Jalousie ganz auf, entriegelte das Fenster und schob es hoch. Dann beugte er sich hinaus und inspizierte die Straße, die drei Stockwerke unter ihm lag.
    Am frühen Morgen sah sie völlig anders aus. Das Licht der Leuchtreklamen war erloschen, dafür spitzte die Sonne über die Gebäude auf der anderen Straßenseite und erhellte schon den Gehsteig. Auch die Nachtschwärmer waren verschwunden. Jetzt strebten Büroangestellte mit Pappbechern voller Kaffee und in Papierservietten gehaltenen Muffins eilig in verschiedene Richtungen. Taxis drängelten sich durch den Verkehr und hupten vor den Ampeln, als würden diese dann schneller auf Grün schalten. Eine leichte Brise trug den Geruch des Flusses herüber.
    Das Gebäude, in dem Jodie wohnte, stand auf der Westseite des Lower Broadway Um wie üblich zu Fuß in die Kanzlei zu kommen, wäre Jodie aus dem Haus getreten, hätte sich nach rechts gewandt und wäre parallel zum Verkehr nach Süden gegangen. Sie hätte den rechten Gehsteig benutzt, um in der Sonne zu sein. Nach etwa acht Blocks hätte sie den Broadway an einer Ampel überquert, die letzte Teilstrecke auf dem linken Gehsteig zurückgelegt und wäre an der Wall Street links abgebogen, um ins Büro zu gelangen.
    Wie würden sie also versuchen, Jodie zu schnappen? Dazu musste er wie die beiden Kerle denken. Sie waren skrupellos, brutal, gewaltbereit und gefährlich, aber keine Profis. Wahrscheinlich würden sie in einer Querstraße etwa drei Blocks südlich von hier in einem viertürigen Wagen warten, der so am rechten Randstein geparkt war, dass sie sofort losfahren und nach rechts auf den Broadway abbiegen konnten. Dort würden beide schweigend auf den Vordersitzen hocken und den Fußgängerübergang vor sich beobachten, damit rechnend, Jodie über die Straße hasten oder an der Ampel stehen zu sehen. Sie würden noch einen Augenblick warten, dann losfahren und rechts abbiegen. Langsam weiterfahren. Sie einholen. Zu ihr aufschließen. Zwei Meter Vorfahren. Dann würde der Beifahrer herausspringen, sich Jodie schnappen, die hintere Tür aufreißen, sie hineinstoßen und sich hinter ihr in den Wagen zwängen. Eine primitive Methode, aber sehr effektiv. Garantiert erfolgreich - je nachdem, um wen es sich bei der Zielperson handelte und ob sie sich der ihr drohenden Gefahr bewusst war. Reacher hatte mit dieser Methode schon oft bei Menschen Erfolg gehabt, die größer, stärker und wachsamer als Jodie gewesen waren. Einmal hatte dabei sogar Leon den Wagen gefahren.
    Er beugte sich nach vorn und streckte den ganzen Oberkörper aus dem Fenster. Drehte seinen Kopf nach rechts und sah den Broadway entlang. Konzentrierte sich auf die

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