Jack Reacher 03: Sein wahres Gesicht
Schultern.
»Nein, im Ernst, was wollt ihr von mir?«
»Siebzehn Komma eins Millionen Dollar. So viel schulden Sie uns.«
Stone nickte. »Ja, ich weiß. Die bekommen Sie.«
»Wann?«, fragte Tony.
»Nun, dafür werde ich etwas Zeit brauchen«, antwortete Stone.
Tony nickte. »Okay, Sie haben eine Stunde Zeit.«
Stone schüttelte den Kopf. »Nein, ich brauche mehr als eine Stunde.«
»Mehr als eine Stunde gibt’s nicht.«
»In einer Stunde kann ich’s nicht schaffen.«
»Ich weiß, dass Sie das nicht können«, sagte Tony. »Sie können es weder in einer Stunde noch in einem Tag, noch in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr, weil Sie ein Versager sind, der sich nicht mal aus einer nassen Papiertüte befreien könnte, stimmt’s?«
»Was?«
»Sie sind eine Schande für Ihre Familie, Stone. Sie haben eine Firma übernommen, für die Ihr Großvater geschuftet und die Ihr Vater ausgebaut hat, und in den Ruin getrieben, weil Sie ein Vollidiot sind.«
Stone zuckte hilflos mit den Schultern. Dann schluckte er trocken.
»Okay, ich habe einige Male Pech gehabt«, sagte er. »Aber was hätte ich tun sollen?«
»Runter mit der Krawatte!«, brüllte Tony
Stone fuhr zusammen und riss die Hände hoch. Mühte sich mit dem Knoten ab.
»Runter damit, Scheißkerl!«, brüllte Tony wieder.
Stone zerrte die Krawatte herunter. Warf sie auf den Schreibtisch.
»Danke, Mr. Stone«, sagte Tony ruhig.
»Was wollt ihr von mir?«, flüsterte Stone.
Tony zog eine andere Schublade auf und nahm ein mit der Hand beschriebenes Blatt heraus. Es war gelb und in fast unleserlicher Schrift vollgekritzelt. Eine Liste mit unten aufaddierten Zahlen.
»Wir besitzen neununddreißig Prozent Ihres Unternehmens«, sagte er. »Nach dem Stand von heute Morgen. Wir wollen weitere zwölf Prozent.«
Stone glotzte ihn an. Rechnete die Zahlen im Kopf zusammen. »Eine Mehrheitsbeteiligung?«
»Genau«, erwiderte Tony. »Wir halten neununddreißig Prozent, zwölf dazu ergeben einundfünfzig, was tatsächlich eine Mehrheitsbeteiligung wäre.«
Stone schluckte erneut, schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Nein, die kriegen Sie nicht.«
»Okay, dann wollen wir binnen einer Stunde siebzehn Komma eins Millionen Dollar.«
Stone stand einfach nur da und blickte verwirrt um sich. Die Tür ging auf, und der stämmige Mann in dem teuren Anzug kam lautlos über den Teppich und baute sich mit verschränkten Armen links neben Tony auf.
»Ihre Uhr, bitte«, fuhr Tony fort.
Stone warf einen Blick auf sein linkes Handgelenk. Seine Uhr war eine Rolex. Sie sah wie Stahl aus, war aber aus Platin. Er hatte sie in Genf gekauft. Er nahm sie ab, legte sie auf den Schreibtisch. Tony nickte und ließ sie in die Schublade zu den Schlüsseln fallen.
»Ziehen Sie jetzt Mr. Hobies Hemd aus.«
»Sie können mich nicht dazu bringen, Ihnen mehr Aktien zu überlassen«, sagte Stone.
»Ich denke schon. Runter mit dem Hemd, okay?«
»Hören Sie, ich lasse mich nicht einschüchtern«, erwiderte Stone so selbstbewusst wie möglich.
»Sie sind schon eingeschüchtert«, meinte Tony. »Sie sind kurz davor, in Mr. Hobies Hose zu machen. Was übrigens ein großer Fehler wäre, weil wir Sie zwingen würden, sie wieder zu säubern.«
Stone sagte nichts. Er starrte nur zwischen den beiden Männern hindurch ins Leere.
»Zwölf Prozent des Stammkapitals«, sagte Tony freundlich. »Warum nicht? Es ist schließlich nichts wert. Und Sie hätten noch immer neunundvierzig Prozent.«
»Ich muss mit meinen Anwälten sprechen«, sagte Stone.
»Okay, tun Sie das.«
Stone sah sich verzweifelt in dem verdunkelten Raum um. »Wo ist das Telefon?«
»Hier drin gibt’s kein Telefon«, sagte Tony »Mr. Hobie mag keine Telefone.«
»Wie also?«
»Sie müssen rufen«, antwortete Tony »Rufen Sie richtig laut, vielleicht hören Ihre Anwälte Sie dann.«
»Was?«
»Rufen«, wiederholte Tony »Sie sind wirklich begriffsstutzig, Mr. Stone? Zählen Sie zwei und zwei zusammen, ziehen Sie einen Schluss daraus. Hier gibt’s kein Telefon, Sie können den Raum nicht verlassen. Sie wollen mit Ihren Anwälten sprechen, also müssen Sie rufen.«
Stone starrte ausdruckslos ins Leere.
»Plärren Sie schon, Sie wertloses Stück Scheiße!«, brüllte Tony
»Nein, ich kann nicht«, sagte Stone hilflos. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Ziehen Sie das Hemd aus!«, kreischte Tony
Stone zitterte wie Espenlaub. Zögerte mit halb erhobenen Armen.
»Runter damit, Sie Scheißkerl!«, schrie
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