Jack Reacher 09: Sniper
die exakte zeitliche Reihenfolge gewahrt blieb. Dann legte er den Packen in die Schublade S zurück.
»Smith ist ein häufiger Name«, sagte Reacher. »Sogar der häufigste amerikanische Name, glaube ich.«
»Er war echt«, erklärte Cash. »Bevor jemand Mitglied werden kann, lasse ich mir den Führerschein zeigen.«
»Woher kam er ursprünglich?«
»Seinem Akzent nach? Irgendwo weit aus dem Norden.«
»Kann ich eine von James Barrs Scheiben haben?«
»Wofür, zum Teufel?«
»Als Souvenir«, sagte Reacher.
Cash schwieg.
»Sie gerät nicht in falsche Hände«, erklärte Reacher. »Ich versteigere sie nicht im Internet.«
Cash schwieg.
»Barr kommt nicht wieder«, meinte Reacher. »Das steht verdammt fest. Und wenn Sie wirklich nichts mit der Sache zu tun haben wollen, sollten Sie die Dinger ohnehin alle wegwerfen.«
Cash zuckte mit den Schultern, drehte sich wieder nach der Schublade um.
»Am liebsten die letzte Scheibe«, sagte Reacher. »Die wäre am besten.«
Cash blätterte den Stapel durch und zog ein Blatt heraus. Reichte es über die Theke. Reacher nahm es entgegen, faltete es sorgfältig zusammen und steckte es in seine Hemdtasche.
»Viel Glück mit Ihrem Kumpel«, sagte Cash.
»Er ist nicht mein Kumpel«, entgegnete Reacher. »Aber vielen Dank für Ihre Hilfe.«
»Gern geschehen«, sagte Cash. »Weil ich weiß, wer Sie sind. Ich hab Sie erkannt, als Sie sich hinters Gewehr gelegt haben. Diesen liegenden Anschlag werde ich nie vergessen. Sie haben das Einladungsturnier zehn Jahre nach meiner Teilnahme gewonnen. Ich habe von der Tribüne aus zugesehen. Ihr wirklicher Name ist Reacher.«
Reacher nickte.
»Nett von Ihnen«, fuhr Cash fort. »Dass Sie das nicht erwähnt haben, als ich Ihnen erzählte, dass ich nur Dritter gewesen bin.«
»Bei Ihnen war die Konkurrenz stärker«, meinte Reacher. »Zehn Jahre später waren’s lauter Flaschen.«
Er hielt an der letzten Tankstelle in Kentucky und füllte den Tank von Yannis Mustang. Dann rief er Helen Rodin von einem Münztelefon aus an.
»Ist der Cop noch da?«, fragte er.
»Jetzt sind’s zwei«, antwortete sie. »Einer unten im Foyer, einer vor meiner Tür.«
»Ist Franklin schon bei der Arbeit?«
»Er hat gleich heute Morgen angefangen.«
»Gibt’s Fortschritte?«
»Bis jetzt keine. Die Opfer waren fünf sehr gewöhnliche Menschen.«
»Wo hat Franklin sein Büro?«
Sie gab ihm die Adresse. Reacher sah auf seine Uhr. »Wir treffen uns dort um vier.«
»Wie war’s in Kentucky?«
»Verwirrend«, sagte er.
Er überquerte den Ohio River auf derselben Fachwerkbrücke, während Sheryl Crow ihm wieder erzählte, jeder Tag sei eine gewundene Straße. Er drehte die Lautstärke auf, bog nach links ab und fuhr nach Westen weiter. Auf Ann Yannis Karten war vierzig Meilen weiter ein Highwaykreuz eingezeichnet. Er konnte dort nach Norden abbiegen und einige Stunden später in zwölf Meter Höhe an der Stadt vorbeifahren. Das war bestimmt eine bessere Idee als zu versuchen, auf gewöhnlichen Straßen in die Stadt zu gelangen. Er rechnete sich aus, dass Emerson allmählich ernstlich frustriert und irgendwann im Lauf des Tages echt wütend sein würde. Reacher hätte so reagiert. Reacher war dreizehn Jahre lang Emerson gewesen, und in dieser Situation hätte er etliche Leute in den Hintern getreten, die Straßen mit Männern in Uniform überschwemmt, nichts unversucht gelassen.
Er erreichte die Kleeblattkreuzung und fuhr auf dem Highway nach Norden weiter. Er schaltete den CD-Player aus, als die CD von vorn begann, und machte es sich für die lange Fahrt bequem. Bei siebzig Meilen in der Stunde fühlte der Mustang sich ziemlich gut an. Er rollte dahin, reichlich Drehmoment, keinerlei Finesse. Hätte man diesen Antriebsstrang in eine verbeulte alte Limousine einbauen können, wäre das ein Wagen nach seinem Geschmack gewesen.
Bellantonio war seit sieben Uhr morgens in seinem Kriminallabor bei der Arbeit. Er hatte das unter der Hochstraße aufgefundene Handy auf Fingerabdrücke untersucht, aber nichts gefunden, mit dem sich etwas anfangen ließ. Dann hatte er das Verzeichnis der angerufenen Nummern kopiert. Die letzte Nummer ließ sich Helen Rodins Handy zuordnen. Die vorletzte gehörte zu Emersons Handy. Diese beiden Gespräche waren eindeutig von Reacher geführt worden. Davor kam jede Menge Telefonate von verschiedenen Handys, die alle auf Specialized Services of Indiana eingetragen waren. Auch diese Gespräche konnte Reacher geführt
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