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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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einem Zielfernrohr der Marke Leupold Ultra Scope und einem Zweibein unter dem Lauf – das beim Marinekorps eingeführte Scharfschützengewehr. Es war gebraucht, aber ausgezeichnet in Schuss. Cash legte es seitlich auf die Theke, nahm das Magazin ab und zeigte Reacher, dass es leer war. Betätigte den Ladehebel und machte Reacher deutlich, dass auch die Kammer leer war. Reflex, Routine, Vorsicht, professionelle Höflichkeit.
    »Meines«, erklärte er. »Auf genau dreihundert Yards eingeschossen. Von mir persönlich.«
    »Das genügt«, sagte Reacher. Und das stimmte auch. Auf einen ehemaligen Marineinfanteristen, der 1978 der drittbeste Schütze der Welt gewesen war, konnte man sich in solchen Dingen verlassen.
    »Ein Schuss«, sagte Cash. Er zog eine einzelne Patrone aus der Hosentasche. Hielt sie hoch. Eine Winchester-Patrone Kaliber 0,308 in Match-Ausführung. Er stellte sie aufrecht auf das X auf dem Papierziel. Der Patronenboden verdeckte es fast vollständig. Dann lächelte er. Reacher erwiderte sein Lächeln. Er verstand die Herausforderung. Er verstand sie sehr gut. Treffen Sie das X, dann rede ich mit Ihnen über James Barr.
    Wenigstens brauche ich nicht zum Nahkampf gegen ihn anzutreten, dachte Reacher.
    »Also los!«, sagte er.
     
    Draußen war die Luft reglos, und der Tag weder heiß noch kalt. Ideales Schießwetter. Kein Frösteln, keine Gefahr von Thermik, Böen oder Hitzeflimmern. Überhaupt kein Wind. Cash trug das Gewehr und die Zielscheibe, und Reacher hielt die Patrone in der Hand. Sie kletterten in Cashs Humvee, und sein Besitzer ließ ihn mit lautem Dieselnageln an.
    »Gefällt Ihnen diese Kiste?«, fragte Reacher laut, um den Lärm zu übertönen.
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Cash. »Eine Limousine wäre mir lieber. Aber das ist eine Imagefrage. Den Kunden gefällt der Wagen.«
    Die Landschaft um sie herum bestand aus sanften Hügeln, die mit Gras und verkümmerten Bäumen bewachsen waren. Jemand hatte mit einer Planierraupe in Abständen von Hunderten von Metern Dutzende von Bahnen angelegt, die jeweils Hunderte von Metern lang waren. Die so entstandenen Schießbahnen waren durch Hügel und hohe Erdwälle aus dem Abraummaterial voneinander getrennt. Die ganze Anlage sah wie ein halb fertiger Golfplatz aus. Sie war teils grün, teils aufgerissen, über und über mit rötlichen Schrammen bedeckt. Weiß gestrichene Felsbrocken bezeichneten Wege und Fahrtrouten durch das Labyrinth.
    »Dieses Land hat schon immer meiner Familie gehört«, erzählte Cash. »Der Schießplatz war meine Idee. Ich dachte, ich könnte’s wie ein Tennis- oder Golfprofi machen. Sie kennen diese Leute: Sie waren mal gut, dann treten sie in den Ruhestand und sind nur noch Trainer.«
    »Hat’s geklappt?«, fragte Reacher.
    »Eigentlich nicht«, sagte Cash. »Leute kommen hierher, um zu schießen, aber bevor ein Kerl zugibt, dass er nichts davon versteht, würde er sich eher alle Zähne reißen lassen.«
    Reacher sah die drei Pick-ups an einzelnen Schießstationen geparkt stehen. Die Männer, die schon um acht am Tor gewartet hatten, waren mit ihren morgendlichen Schießübungen schon ziemlich weit. Alle drei lagen auf Kokosmatten ausgestreckt, schossen, pausierten, zielten, schossen erneut.
    »Von irgendwas muss man ja leben«, sagte Cash, womit er eine Frage beantwortete, die Reacher nicht gestellt hatte. Dann bog er von der unbefestigten Straße ab und fuhr bis zur Dreihundert-Yard-Marke einer freien Schießbahn. Dort stieg er aus, befestigte die Zielscheibe in einem Rahmen, stieg wieder ein, wendete und fuhr an den Bahnanfang zurück. Er parkte ordentlich und stellte den Motor ab.
    »Viel Glück«, sagte er.
    Reacher blieb noch einen Augenblick sitzen. Er war nervöser, als er hätte sein sollen. Er atmete tief ein, hielt die Luft an und fühlte das Koffeinflimmern in seinen Adern. Vier Tassen starken Kaffees waren keine ideale Vorbereitung für zielsicheres Schießen aus großer Entfernung.
    Aber sie betrug nur dreihundert Yards. Dreihundert Yards mit einem guten Gewehr, keine Hitze, keine Kälte, kein Wind. Praktisch so, als hätte er die Gewehrmündung auf das X gesetzt und abgedrückt. Das konnte er mit geschlossenen Augen. Das Problem war nicht seine Zielsicherheit, sondern das, was hier auf dem Spiel stand. Er wollte den Drahtzieher dringender, als er damals vor vielen Jahren den Pokal der Marines hatte gewinnen wollen. Weit dringender. Weshalb, wusste er nicht. Aber das war das Problem.
    Reacher atmete aus. Es

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