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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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teilen. Draußen war es inzwischen ganz dunkel gewurden.
    Die Zeit verrinnt.
    »Erzählen Sie uns von Ted Archer«, sagte Yanni. »Bitte.« Eine einfache Bitte, nur sieben Wörter, aber ihr Tonfall besagte: Ich halte euch für die beiden interessantesten Menschen der Welt und wäre liebend gern mit euch befreundet . Einen Augenblick lang glaubte Reacher, Yanni habe ihren Beruf verfehlt. Sie hätte eine großartige Kriminalbeamtin abgegeben.
    »Ted hatte geschäftliche Probleme«, begann die Frau.
    »Ist er deshalb verschwunden?«, fragte Yanni.
    Die Frau zuckte mit den Schultern. »Das hat Oline anfangs vermutet.«
    »Aber?«
    »Letztlich hat sie diese Erklärung verworfen. Und damit hatte sie recht, denke ich. Ted war nicht der Mann für so was. Und seine Probleme waren nicht diese Art Probleme. Tatsächlich ist er schrecklich betrogen worden und war verdammt zornig darüber. Er hat dagegen angekämpft. Und Leute, die kämpfen, laufen nicht einfach weg. Ich meine, das tun sie doch nicht?«
    »Wie ist er hintergangen worden?«
    Die Frau sah ihren Mann an. Er beugte sich etwas nach vorn. Männersache . »Sein Hauptkunde hat aufgehört, von ihm zu kaufen. So was kommt vor. Auf dem Markt herrscht ein ständiges Auf und Ab. Also hat Ted Preisverhandlungen angeboten. Hat angeboten, seine Preise zu senken. Nichts zu machen. Also hat er noch höhere Rabatte angeboten. Er hat mir erzählt, dass er zuletzt praktisch zum Selbstkostenpreis Offerten gemacht hat. Auch das hat nichts genutzt. Der Kunde wollte einfach nicht mehr bei ihm kaufen.«
    »Was ist Ihrer Ansicht nach passiert?«, fragte Yanni. Bitte weiter, Sir.
    »Korruption«, antwortete der Mann. »Verdeckte finanzielle Anreize. Das war offensichtlich. Einer von Teds Konkurrenten hat Schmiergeld gezahlt. Da konnte kein ehrlicher Geschäftsmann mithalten.«
    »Wann hat das begonnen?«
    »Vor ungefähr zwei Jahren. Für die beiden war das ein Riesenproblem. Finanziell ist’s mit ihnen sehr schnell bergab gegangen. Keine Einnahmen mehr. Ted hat sein Auto verkauft. Oline musste wieder arbeiten. Die DMV-Sache war der einzige Job, den sie finden konnte. Schon nach einem Monat war sie dort Sachbearbeiterin.« Ein schmallippiges Lächeln, aus dem Stolz auf seine Klasse sprach. »In einem weiteren Jahr hätte sie den Laden geleitet. Sie wäre die hiesige DMV-Chefin gewesen.«
    »Was hat Ted unternommen? Wie hat er sich gewehrt?«
    »Er hat rauszukriegen versucht, welcher Konkurrent an seiner Misere schuld war.«
    »Und hat er’s rausgekriegt?«
    »Das wissen wir nicht. Er hat’s lange versucht – und dann war er plötzlich verschwunden.«
    »Hat Oline das in ihrer Vermisstenmeldung nicht angegeben?«
    Der Mann lehnte sich zurück, und seine Frau ergriff wieder das Wort. »Das wollte Oline nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht schon damals. Alles war unbewiesen. Alles nur Spekulation. Sie wollte keine unbewiesenen Anschuldigungen verbreiten. Und der Zusammenhang war nicht eindeutig klar. So wie wir es jetzt schildern, lässt es alles viel plausibler erscheinen, als es damals war. Ich meine, Ted Archer war kein Sherlock Holmes oder dergleichen. Er hat nicht Tag und Nacht recherchiert und weiter normal gearbeitet. Er hat nur mit Leuten geredet, wenn sich Gelegenheit bot, wissen Sie, Fragen gestellt, Eindrücke ausgetauscht, Preise verglichen und versucht, das Puzzle zusammenzusetzen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren hinweg. Gelegentliche Gespräche, Anrufe, Erkundigungen, solche Sachen. Gefährlich ist einem das nie vorgekommen.«
    »Hat Oline in dieser Sache jemals Rat gesucht? Vielleicht später?«
    Die Frau nickte. »Nach seinem Verschwinden hat sie zwei Monate lang im eigenen Saft geschmort. Wir haben oft darüber geredet. Sie war mal optimistisch, mal pessimistisch. Letztlich war sie davon überzeugt, es müsse ein Zusammenhang bestehen. Ich stimmte ihr zu. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Ich riet ihr, die Polizei anzurufen.«
    »Und hat sie’s getan?«
    »Nein. Sie ist selbst hingegangen, weil sie hoffte, die Polizei werde ein persönlich vorgebrachtes Anliegen ernster nehmen. Was offenbar ein Irrtum war. Jedenfalls ist nichts passiert. Als ob man einen Stein in einen Brunnen wirft und nicht mal ein Platschen hört.«
    »Wann war sie bei der Polizei?«
    »Eine Woche vor dem Blutbad auf der Plaza am vergangenen Freitag.«
    Keiner sprach. Dann stellte Ann Yanni behutsam, freundlich die auf der Hand liegende Frage: »Sie haben keinen Zusammenhang

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