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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Vielleicht hat er einen Platten vorgetäuscht oder als Anhalter an der Straße gestanden. Darauf ist Archer natürlich reingefallen. Dann haben die Kerle die Leiche entsorgt, und Oliver hat den Pick-up versteckt.«
    »Und Oline Archer hegte keinen Verdacht?«
    »Irgendwann schon«, antwortete Reacher. »Sie hat zwei Monate gewartet, bis sie vermutlich genügend Informationen zusammengetragen hatte, um sich einen Reim auf sein Verschwinden zu machen. Dann hat sie angefangen, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, worauf alle möglichen Alarmglocken geschrillt haben müssen; denn eine Woche später war sie tot. Auf diese etwas komplizierte Weise, weil die Ermordung einer Frau, deren Mann seit zwei Monaten verschwunden ist, zu viele Fragen aufgeworfen hätte. Aber wenn das Blutbad den Anschein von Zufälligkeit erweckte, würde sie in der Menge der übrigen Opfer nicht auffallen.«
    »Zu wem ist Oline damit gegangen? Emerson?«
    Reacher schwieg.
    »Sie ist damit zu meinem Vater gegangen«, sagte Helen Rodin.
    Danach herrschte bedrücktes Schweigen.
    »Wie geht’s jetzt weiter?«, wollte Franklin wissen.
    »Sie müssen sich wieder an den Computer setzen«, meinte Reacher. »Wer im Besitz der städtischen Lieferverträge ist, hat sich hier so ziemlich als der Bösewicht definiert. Also müssen wir feststellen, wer er und wo er zu finden ist.«
    »Pflichtveröffentlichungen««, sagte Franklin.
    »Sehen Sie also dort nach.«
    Franklin wandte sich wortlos ab und hämmerte in die Tasten. Nach einer Weile hatte er die Antwort vor sich auf dem Bildschirm.
    »Specialized Services of Indiana«, las er. »Die Firma ist gegenwärtig Alleinlieferant der Stadt für Zement, Beton und Schotter. Das sind viele, viele Millionen Dollar.«
    »Und ihre Adresse?«
    »Das war die gute Nachricht.«
    »Wie lautet die schlechte?«
    »Es gibt keine näheren Angaben. Die Firma ist ein auf den Bahamas registrierter Offshore-Trust. Sie braucht überhaupt keine Unterlagen einzureichen.«
    »Wie ist das möglich, verdammt noch mal?«
    Franklin gab keine Antwort.
    »Ein Bermuda-Trust braucht einen hiesigen Rechtsvertreter«, klärte Helen sie auf. Ihre Stimme klang leise, bedrückt, resigniert. Reacher erinnerte sich an das Schild an A. A. Rodins Bürotür: sein Name, dahinter eine Abkürzung, die ihn als diplomierten Juristen auswies.
    Franklin klickte sich durch zwei weitere Bildschirme.
    »Es gibt nur eine Telefonnummer«, sagte er. »Mehr haben wir nicht.«
    »Wie lautet sie?«, fragte Helen.
    Franklin las sie vor.
    »Das ist nicht die Nummer meines Vaters«, sagte Helen.
    Franklin rief die Invers-Suche des Telefonbuchs auf. Als er die Nummer eingab, zeigte der Bildschirm einen Namen und eine Geschäftsadresse an.
    »John Mistrow«, sagte er.
    »Russischer Name«, stellte Reacher fest.
    »Vermutlich.«
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nur flüchtig. Er berät Leute, die Testamente machen und Treuhandkonten einrichten wollen. Ich hab nie für ihn gearbeitet.«
    Reacher sah auf seine Uhr. »Können Sie seine Privatadresse rauskriegen?«
    Franklin rief das örtliche Telefonbuch auf. Gab den Namen ein und hatte den Privateintrag auf dem Bildschirm.
    »Soll ich ihn anrufen?«, fragte er.
    Reacher schüttelte den Kopf. »Wir besuchen ihn gleich selbst. Ein persönliches Gespräch ist effektiver, wenn die Zeit drängt.«
     
    Wladimir ging in den Überwachungsraum im Erdgeschoss hinunter. Auf einem Drehstuhl mit Rollen saß Sokolow vor dem langen Tisch, auf dem vier Monitore standen. Sie waren von links nach rechts mit Norden, Osten, Süden und Westen bezeichnet, was nur logisch war, wenn man die Welt im Uhrzeigersinn betrachtete. Sokolow fuhr auf seinem Stuhl langsam die Reihe entlang, wobei er alle Bilder in Augenschein nahm, und kehrte dann rasch von Westen nach Norden zurück, indem er sich kräftig von der Wand abstieß. Alle vier Bildschirme waren verschwommen grün, weil draußen inzwischen Dunkelheit herrschte und die Infrarotkameras in Betrieb waren. Manchmal bewegte sich in weiter Ferne ein heller Punkt. Ein Tier, das nachts unterwegs war. Fuchs, Stinktier, Waschbär, eine streunende Katze oder ein Hund, der sich verlaufen hatte. Der Nord-Bildschirm zeigte ein Nachleuchten von dem Quetschwerk, das verschwinden würde, wenn die nicht mehr arbeitenden Maschinen abkühlten. Abgesehen davon war jeder Hintergrund dunkel olivgrün, denn dort draußen gab es meilenweit nur Felder, die ständig mit kaltem Wasser aus den sich unaufhörlich drehenden

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