Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
Hinter ihnen herrschte bereits Abenddämmerung.
     
    Rosemary Barry bewegte sich auf ihrem Stuhl und zerrte an dem Klebeband, mit dem ihre Hände gefesselt waren.
    »Wir wissen, dass es Charlie war«, sagte sie.
    »Charlie?«, wiederholte der Zec.
    »Der sogenannte Freund meines Bruders.«
    »Tschenko«, stellte der Zec fest. »Er heißt Tschenko. Und ja, er war’s. Taktisch war das sein Plan. Und er hat gute Arbeit geleistet. Natürlich war sein Körperbau dabei von Nutzen. Er konnte in den Stiefeln Ihres Bruders seine eigenen Schuhe tragen. Er musste nur die Hosenbeine und Mantelärmel aufkrempeln.«
    »Aber wir wissen’s«, sagte Rosemary.
    »Aber wer weiß es? Und was genau bringen sie zur Party mit?«
    »Helen Rodin weiß es.«
    »Die entlassen Sie als Ihre Anwältin. Sie entziehen ihr das Mandat. Sie darf nicht darüber reden, was sie während Ihrer vertraulichen Beziehung erfahren hat. Linsky, hab ich recht?«
    Linsky nickte. Er hockte zwei Meter entfernt seltsam verkrümmt auf dem Sofa, um seinen Rücken zu entlassen.
    »So bestimmt es das Gesetz«, sagte er. »Hier in Amerika.«
    »Franklin weiß es«, sagte Rosemary. »Und Ann Yanni.«
    »Nur vom Hörensagen«, entgegnete der Zec. »Theorien, Spekulationen und Vermutungen. Diese beiden besitzen keine überzeugenden Beweise. Und auch keine Glaubwürdigkeit. Privatdetektive und Fernsehjournalisten sind genau die Leute, die in Fällen dieser Art mit lächerlichen und unhaltbaren Theorien hausieren gehen. Das steht zu erwarten. Alles andere wäre ungewöhnlich. Bekanntlich wurde hierzulande vor über vierzig Jahren ein Präsident ermordet, und Leute wie diese behaupten noch immer, die wahren Hintergründe seien noch nicht aufgedeckt.«
    Rosemary schwieg.
    »Ihre Aussage wird unwiderruflich sein«, sagte der Zec. »Sie werden zu Rodin gehen und unter Eid aussagen, wie Ihr Bruder das alles geplant hat. Wie er Ihnen von seinem Vorhaben erzählt hat. In allen Einzelheiten. Ort, Zeit, alles. Sie werden sagen, dass Sie es Ihr Leben lang aufrichtig bedauern werden, dass sie ihn nicht ernst genommen haben. Dann wird irgendein armseliger Pflichtverteidiger einen Blick auf das Beweismaterial werfen und für Ihren Bruder auf schuldig plädieren, und damit ist alles vorbei.«
    »Das werde ich nicht tun«, sagte Rosemary.
    Der Zec blickte sie ernst an.
    »Doch, Sie werden’s tun«, sagte er. »Das verspreche ich Ihnen. In vierundzwanzig Stunden werden Sie darum betteln , es tun zu dürfen. Sie werden halb wahnsinnig vor Angst sein, wir könnten uns die Sache anders überlegen und Sie nicht aussagen lassen.«
    Im Raum wurde es still. Rosemary schaute den Zec an, als wollte sie noch etwas sagen. Dann sah sie weg. Aber der Zec antwortete ihr trotzdem. Er hatte ihre stumme Botschaft laut und vernehmlich gehört.
    »Nein, wir sind nicht dabei, wenn Sie Ihre Aussage machen«, sagte er. »Aber wir erfahren , was Sie ihnen erzählen. Binnen Minuten. Und denken Sie ja nicht an einen kleinen Umweg über den Busbahnhof. Zum einen würden wir ihren Bruder ermorden lassen. Zum anderen gibt es auf der Welt kein Land, in dem wir Sie nicht aufspüren könnten.«
    Rosemary schwieg.
    »Aber wir wollen nicht disputieren«, meinte der Zec. »Das ist unproduktiv. Und zwecklos. Sie erzählen denen, was wir Ihnen auftragen. Das werden Sie tun, wissen Sie. Sie werden schon sehen. Sie werden es verzweifelt wollen. Sie werden sich wünschen, wir hätten einen früheren Termin für Sie vereinbart. Damit Sie Ihre Aussage machen können. Sie werden die Wartezeit auf den Knien liegend verbringen und um eine Gelegenheit bitten, uns beweisen zu dürfen, wie perfekt Sie Ihren Text beherrschen. So läuft die Sache gewöhnlich ab. Wir verstehen uns sehr gut auf unsere Arbeit. Wir haben zu Füßen von Großmeistern gelernt.«
    »Mein Bruder hat die Parkinsonsche Krankheit«, sagte Rosemary.
    »Wann diagnostiziert?«, fragte der Zec, weil er die Antwort kannte.
    »Sie hat sich allmählich entwickelt.«
    Der Zec schüttelte den Kopf. »Zu subjektiv, um entlastend zu sein. Wer könnte sagen, ob das nicht durch seine kürzliche Verletzung hervorgerufene ähnliche Symptome sind? Und wer will andererseits behaupten, Parkinson sei tatsächlich ein Handikap? Bei Schüssen aus so geringer Entfernung? Zieht der Pflichtverteidiger einen Gutachter hinzu, bietet Rodin drei Gegengutachter auf. Er wird Ärzte finden, die beschwören, Little Annie Oakley habe seit ihrer Geburt an der Parkinsonschen Krankheit

Weitere Kostenlose Bücher