Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
beugte sich auf dem Sofa vor und stellte beide Füße fest auf den Boden.
Robby drängte sich an dem FBI-Agenten vorbei, als Ryan vom Sofa sprang und die Hände nach O'Neils Hals ausstreckte. Jackson hielt seinen Freund mit der Schulter auf, umklammerte ihn mit beiden Armen und versuchte, ihn zurückzuschieben, während drei Fotografen die Szene knipsten. Jack gab keinen Ton von sich, aber Robby wußte genau, was er vorhatte. Er war im Vorteil, drückte ihn weiter nach hinten und stieß ihn auf das Sofa zurück. Dann drehte er sich schnell um.
«Schaffen Sie den Bastard raus, ehe ich ihn umbringe!» Jackson war zehn Zentimeter kleiner als der Ire, aber genauso aufgebracht wie Jack. «Schaffen Sie diesen verdammten Terroristen hier raus!»
«Officer!» Agent Donoho zeigte auf einen Polizeibeamten, der O'Neil an der Schulter nahm und ihn in Sekundenschnelle aus dem Raum komplimentierte. Die Reporter eilten hinterher, während O'Neil laut seine Unschuld beteuerte.
«Haben Sie den Verstand verloren?» zischte Jackson den FBI- Agenten an.
«Beruhigen Sie sich, Commander. Ich bin auf Ihrer Seite, ja? Beruhigen Sie sich.»
Jackson setzte sich neben Ryan, der auf den Boden starrte und wie ein Pferd nach dem Rennen atmete. Donoho setzte sich auf die andere Seite.
«Mr. Ryan, ich konnte ihn nicht daran hindern, hierher zu kommen. Tut mir leid, aber das liegt für uns nicht drin. Er wollte Ihnen sagen ... Verdammt, er hat mir in der Maschine dauernd erzählt, daß sein Verein nichts damit zu tun hat und daß es eine Katastrophe für sie ist. Ich nehme an, er wollte Ihnen sein Mitgefühl ausdrücken.» Der Agent haßte sich dafür, das zu sagen, obgleich es, jedenfalls was ihn betraf, die reine Wahrheit war. Er haßte sich noch mehr, weil er im Lauf der letzten Wochen beinahe angefangen hatte, Paddy O'Neil zu mögen. Der Repräsentant der Sinn Fein hatte einen unleugbaren Charme und die Gabe, seinen Standpunkt sehr überzeugend zu vertreten. Ed Donoho beteuerte: «Ich werde dafür sorgen, daß er Sie nicht wieder belästigt.»
«Tun Sie das», sagte Robby.
Donoho ging in die Halle zurück und wunderte sich nicht, als er schon von weitem sah, wie O'Neil seine Nummer vor den Reportern abzog. «Mr. Ryan ist durcheinander», sagte er gerade, «das wäre jeder Familienvater unter diesen Umständen.»
Als Ed Donoho den Mann letzte Woche kennengelernt hatte, war er ihm zuerst unsympathisch gewesen. Dann hatte er angefangen, sein Können und seine gewinnende Art zu bewundern. Während er nun seine Worte hörte, verabscheute er ihn auf einmal. Er hatte eine Idee. Er fragte sich, ob das Bureau einverstanden wäre, und kam zu dem Schluß, es sei das Risiko wert. Zuerst nahm er einen Streifenpolizisten am Arm und bat ihn, dafür zu sorgen, daß der Kerl nicht wieder in Ryans Nähe kommen würde. Als nächstes trat er zu einem Pressefotografen und redete mit ihm. Zusammen gingen sie zu einem Arzt, der gerade durchs Foyer kam.
«Nein, auf keinen Fall», beschied der Chirurg ihre Bitte.
«Hören Sie, Doktor», sagte der Fotograf. «Meine Frau ist zum erstenmal schwanger. Wenn es diesem Mann helfen wird, bin ich dafür. Es kommt nicht in die Zeitung, Sie haben mein Wort.»
«Ich glaube, es wird ihm helfen», sagte der FBI-Agent. «Wirklich.»
Zehn Minuten später zogen Donoho und der Fotograf die keimfreie Kluft aus. Der FBI-Agent nahm den Film und steckte ihn in die Tasche. Ehe er O'Neil wieder zum Flughafen brachte, rief er das Hauptquartier in Washington an, und zwei Agenten fuhren zu Ryans Haus in Peregrine Cliff hinaus. Sie hatten keine Schwierigkeiten mit der Alarmanlage.
Jack war jetzt über vierundzwanzig Stunden wach. Wenn er imstande gewesen wäre, darüber nachzudenken, hätte er gestaunt, daß er noch funktionierte, obgleich jemand, der ihn beobachtete, vielleicht daran gezweifelt hätte. Robby war gegangen, um irgend etwas zu erledigen. Was es war, wußte er nicht mehr.
Er wäre auf jeden Fall allein gegangen. Vor zwanzig Minuten war Cathy in das Hauptgebäude verlegt worden, und er mußte sie sehen. Wie jemand, der sich zur Hinrichtung begibt, schritt er durch einen gefliesten Korridor. Er bog um eine Ecke und sah sofort, welches Zimmer es sein mußte. Die Tür wurde von zwei Polizisten flankiert. Sie beobachteten, wie er sich näherte, und Jack suchte in ihrem Blick nach einem Zeichen, daß sie wußten, all dies sei seine Schuld - seine Frau und seine Tochter seien nur deshalb beinahe ums Leben gekommen, weil
Weitere Kostenlose Bücher