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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Tochter zu töten.
    Fünf Minuten später trafen drei Beamte der Staatspolizei verspätet ein. Sie redeten zehn Minuten mit Ryan. Jackson beobachtete sie interessiert und sah, wie sein Freund erbleichte, während er ihre vielen Fragen stammelnd beantwortete. Wayson schaute nicht hin, hörte aber alles.
     
    «Sie hatten recht, Jimmy», sagte Murray. Er stand am Fenster und schaute auf den Frühmorgenverkehr an der Kreuzung Broadway und Victoria Street hinunter.
    «Paddy O'Neil sagt in Boston, daß die von der Sinn Fein alles prachtvolle Burschen sind», sagte Owens nachdenklich. «Und unser Freund O'Donnell beschließt, ihnen eins auszuwischen. Wir konnten es nicht wissen, Dan. Der Schatten eines Verdachts ist kein konkretes Indiz, das wissen Sie. Schon die Warnung, die Sie ihnen zukommen ließen, war durch keine Fakten gerechtfertigt. Aber Sie haben sie gewarnt.»
    «Sie ist so ein niedliches kleines Mädchen. Hat mich umarmt und mir einen Kuß gegeben, ehe sie heimflogen.» Murray schüttelte traurig den Kopf.
     
    Als Barry Shapiro wieder auf die Uhr blickte, war es fünf Uhr morgens. Kein Wunder, daß ich so müde bin, dachte er. Zwanzig Stunden Dienst. Ich bin zu alt dafür. Er las den Ausdruck, den die Blutanalyse-Apparatur eine Minute vorher gemacht hatte, und gab ihn der Schwester zurück. Sie heftete ihn an das Krankenblatt der Kleinen, setzte sich hin und strich ihr die schmutzigen Strähnen links und rechts von der Sauerstoffmaske zurück.
    «Ihr Vater ist unten. Lassen Sie sich ablösen und gehen Sie hin und sagen Sie es ihm. Ich gehe kurz nach oben und rauche eine.»
    Shapiro verließ die Intensivstation, nahm seinen Mantel und tastete in der Tasche nach den Zigaretten.
    Er schritt den Korridor hinunter zur Feuertreppe und ging langsam die drei Stockwerke zum Dach hoch. Mein Gott, dachte er, Gott, bin ich müde. Das Dach war flach und hatte einen Belag aus Teer und Splitt. Hier und da ragten UKW-Antennen der Funkstation des Krankenhauses oder Kondensatoren der Klimaanlage auf. Shapiro zündete sich im Windschatten des Fahrstuhlturms eine Zigarette an und verfluchte sich gleichzeitig, daß er die schädliche Gewohnheit nicht loswerden konnte. Er schritt zum Rand des Dachs, stellte einen Fuß auf die Brüstung wie auf eine Thekenstange und blies Qualm in die Luft. Der Arzt reckte sich und streckte die Arme aus. Der nächtliche Regen hatte die normalerweise verschmutzte Luft reingewaschen, und er konnte über sich in dem grauen Zwielicht die Sterne sehen.
    «Nein», flüsterte er. Zu sich selbst gewandt. Zu irgendeinem bösen Geist. Zu niemandem. «Nein! Diesmal nicht-die kriegst du nicht! Sie wird heimkehren.» Er schnippte die Zigarette fort und sah zu, wie der winzige orangefarbene Punkt auf die glänzende leere Straße fiel. Er drehte sich zur Treppe. Es war Zeit, daß er ein bißchen Schlaf bekam.

16
     
    Korvettenkapitän Robby Jackson fand die Presse genau wie viele andere Berufsoffiziere mehr oder weniger überflüssig. Jack hatte ihm immer wieder gesagt, daß seine Ansicht ganz falsch sei, daß die Presse für die Erhaltung der amerikanischen Demokratie ebenso wichtig war wie die Kriegsmarine, was für ihn eine bittere Ironie sein mußte. Im Augenblick bedrängten Reporter seinen Freund vor seinen Augen mit Fragen, die entweder blödsinnig oder widerlich indiskret waren. Warum wollte jeder wissen, wie Jack darunter litt, daß seine Tochter zwischen Leben und Tod schwebte? Es war doch ganz klar, daß man darunter litt - waren sie denn so dumm, daß sie es haarklein auseinandergesetzt haben mußten? Wie sollte Jack wissen, wer die Schüsse abgegeben hatte - wie konnte er, wenn nicht mal die Polizei es wußte?
    «Und wie heißen Sie?» fragte ihn plötzlich eine Journalistin. Er nannte ihr seinen Namen und seinen Rang, aber nicht die Dienstnummer.
    «Was machen Sie hier?» bohrte sie.
    «Wir sind befreundet. Ich habe ihn hierher gefahren.» Dumme Gans.
    «Und was halten Sie von all dem?»
    «Was soll ich davon halten? Was würden Sie denn davon halten, wenn das kleine Mädchen da oben die Tochter von Ihrer Freundin wäre?» fuhr der Pilot sie an.
    «Wissen Sie, wer es getan hat?»
    «Ich bin Pilot und kein Bulle. Warum fragen Sie nicht die Polizei?»
    «Die sagt nichts.»
    Robby lächelte dünn. «Nun, das spricht für sie. Warum lassen Sie den Mann nicht in Ruhe, meine Beste? Stellen Sie sich vor, Sie machten das durch, was er jetzt durchmacht - wie würde es Ihnen gefallen, wenn ein halbes Dutzend

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