Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
getan hatten. Sie waren in einem Flugzeug. Viermal feuerte er eine Rakete auf ihren Vogel ab und wartete, bis sie durch das Loch gesogen wurden, das sie gemacht hatte, um ihnen mit seinem Bordgeschütz den Rest zu geben, ehe sie ins Meer stürzten.
Der Patriotenclub war eine Kneipe gegenüber von Broadway-Station in einem der irischen Viertel von Boston-Süd. Der Wirt, John Donoho, fühlte sich als hundertprozentiger Patriot. Er hatte während des demütigenden Rückzugs aus dem Chosin-Becken bei der Ersten Marineinfanterie-Division gedient. Obgleich zweimal verwundet, war er auf dem langen, kalten Marsch zur Hafenstadt Hung-nam bei seiner Abteilung geblieben. An seinem rechten Fuß waren vier Zehen abgefroren, und er humpelte immer noch ein wenig. Darauf war er stolzer als auf all seine Dekorationen, die neben einem Wimpel des Marineinfanterie-Korps unter Glas an der Wand hinter der Theke hingen. Wer in der Uniform der Marineinfanterie hereinkam, bekam den ersten Drink gratis und durfte sich eine oder zwei Geschichten über das alte Korps anhören, in das Corporal John Donoho im reifen Alter von achtzehn Jahren eingetreten war.
Er war außerdem ein nebenberuflicher Ire. Er flog jedes Jahr mit Aer Lingus zur grünen Insel, um seine Wurzeln und seinen Akzent aufzufrischen und die besseren Whiskysorten zu genießen, die anscheinend nie in ausreichender Menge nach Amerika exportiert wurden. Donoho versuchte auch, über die Geschehnisse in Nordirland auf dem laufenden zu bleiben, das er nur «die Sechs Grafschaften» nannte, und pflegte seine geistige Verbindung zu den Rebellen, die sich tapfer bemühten, ihr Volk vom britischen Joch zu befreien. So mancher Dollar war in seiner Kneipe für den Norden gesammelt worden, und so manches Glas wurde gehoben, um auf die Gesundheit der Aufständischen und die Sache zu trinken.
«Hallo, Johnny!» rief Paddy O'Neil von der Tür her.
«Schönen guten Abend, Paddy!» Donoho zapfte bereits ein Bier, als er seinen Neffen hinter O'Neil durch die Tür kommen sah. Eddie war der einzige Sohn seines verstorbenen Bruders, ein guter Junge, ausgebildet an der katholischen Notre-Dame-Universität, wo er in der Football-Mannschaft gespielt hatte, ehe er zum FBI gegangen war. Das war nicht ganz so gut wie die Marineinfanterie, aber Onkel John wußte, daß sie dort viel besser zahlten. Er hatte schon gehört, daß Eddie dem Iren überallhin folgte.
Jack und Paddy tranken zusammen ein Bier, ehe letzterer zu einer kleinen Gruppe von Männern ging, die im Hinterzimmer auf ihn wartete. Der Neffe blieb allein am Ende der Theke sitzen, trank eine Tasse Kaffee und hielt die Augen offen. Donoho trat erst jetzt zu seinem Neffen und begrüßte ihn.
«Hallo, Onkel John.»
«Habt ihr endlich ein Datum bestimmt?» fragte John und bemühte sich wie immer, wenn O'Neil in der Nähe war, um seinen irischen Akzent.
«Vielleicht nächsten September», sagte Eddie ausweichend.
«Was? Weißt du, was dein Vater dazu sagen würde, fast ein Jahr mit dem Mädchen zusammenzuwohnen? Und die guten Pater in Notre Dame?»
«Wahrscheinlich das gleiche, was sie zu dir sagen würden, wenn sie wüßten, daß du Geld für Terroristen sammelst», entgegnete der junge FBI-Agent. Eddie hatte es satt, wie ein kleiner Junge behandelt zu werden.
«Das möchte ich in meinem Lokal nicht hören.» Auch John kannte die Nummer schon.
«Das und nichts anderes tut O'Neil aber.»
«Sie sind Freiheitskämpfer. Ich weiß, daß sie dann und wann ein bißchen gegen unsere Gesetze verstoßen, aber die englischen Gesetze, die sie brechen, sind nicht mein Bier - und deins auch nicht», sagte John Donoho mit Nachdruck.
«Siehst du eigentlich nie fern?» Der Agent brauchte keine Antwort darauf. Der Apparat mit dem überdimensionalen Bildschirm in der anderen Ecke wurde bei Baseball- und Footballübertragungen eingeschaltet.
«Ich möchte dir ein paar Fotos zeigen.»
Er legte das erste auf die Theke. «Das ist ein kleines Mädchen, das Sally Ryan heißt. Sie wohnt in Annapolis.»
Sein Onkel nahm es hoch und lächelte. «Ich erinnere mich noch an die Zeit, als meine Kathleen so aussah.»
«Ihr Vater ist Professor an der Marineakademie und war früher Leutnant bei der Marineinfanterie. Er ging aufs Boston College. Sein Vater war Bulle.»
«Klingt so, als ob er ein guter Ire wäre. Ein Freund von dir?»
«Genaugenommen nicht», sagte Eddie. «Paddy und ich haben ihn erst heute morgen kennengelernt. Da sah seine Tochter so aus.» Er
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