Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Kühlschränke zu garantieren, welche Zweifel würde er dann in der Bevölkerung säen! Amerika ist eine Gesellschaft von Dingen, dachte er. Wenn diese Dinge aufhörten zu funktionieren? Was würden die Leute dann denken? Er wußte die Antwort nicht, aber er wußte, daß sich etwas ändern würde, und um Änderung ging es ihm.
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Wirklich ein merkwürdiger Typ», bemerkte Owens. Die Akte war das Ergebnis von drei Wochen Arbeit. Es hätte natürlich schneller gehen können, aber wenn der Betroffene ahnungslos über die Ermittlungen bleiben sollte, mußte man umsichtig vorgehen.
Dennis Cooley war in Belfast als Sohn einer gutbürgerlichen katholischen Familie geboren, aber sein Vater und seine Mutter, beide inzwischen verstorben, waren nie zur Kirche gegangen, was in einer Stadt, wo die Religion das Leben und auch den Tod beherrscht, entschieden sonderbar war. Dennis war bis zur Reifeprüfung in die Kirche gegangen, in Anbetracht seiner katholischen Schule nicht weiter verwunderlich, aber dann hatte er abrupt damit aufgehört. Keine Vorstrafe, keine fallengelassene Anklage, nichts. Nicht einmal eine Erwähnung in einer Akte über mutmaßliche Mittäter oder Helfer. Als Student hatte er dann und wann die Versammlungen von Aktivistengruppen besucht, war aber nie einer beigetreten. Er hatte fleißig gearbeitet und sein Examen mit Auszeichnung bestanden. Einige Kurse in Marxismus, einige in Volkswirtschaft, immer bei Professoren, die links von der Mitte standen. Der Commander schnaubte verächtlich. Davon gab es an der London School of Economics ja mehr als genug, nicht wahr?
Für einen Zeitraum von zwei Jahren hatten sie nichts als Steuerunterlagen. Dennis Cooley hatte in der Buchhandlung seines Vaters gearbeitet und für die Polizei einfach nicht existiert. Das war ein Problem bei der Polizeiarbeit - man nahm nur die Kriminellen wahr. Einige äußerst diskrete Erkundigungen in Belfast hatten ebenfalls nichts ergeben. Alle möglichen Leute hatten Bücher in dem Geschäft gekauft, sogar britische Soldaten. Dennis war nicht oft genug in die Pubs gegangen, um aufzufallen, und hatte zu keiner kirchlichen Organisation, keinem politischen Club und keinem Sportverein gehört. «Er hat immer nur gelesen», hatte jemand den Kriminalbeamten gesagt. Das ist verdammt aufschlußreich, sagte Owens sich. Ein Antiquar, der eine Menge gelesen hat ...
Dann waren seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Er führte die Buchhandlung zuerst weiter, verkaufte sie einige Jahre später und ging nach London, wo er zuerst ein Geschäft in Knightsbridge aufmachte und kurz danach das Antiquariat in der Burlington Arcade übernahm, das er immer noch hatte.
Die Einkommensteuererklärungen zeigten, daß er keine Not litt. Ein Blick auf seine Wohnung zeigte, daß er nicht über seine Verhältnisse lebte. Seine Kollegen in der Branche schätzten ihn. Seine einzige Angestellte, Beatrix, mochte den Teilzeitjob bei ihm. Cooley hatte keine Freunde, ging immer noch nicht in Pubs - er schien übrigens fast gar nicht zu trinken lebte allein, hatte soweit bekannt keine aus dem Rahmen fallenden sexuellen Neigungen und war viel geschäftlich unterwegs.
«Er ist völlig unergiebig, eine Null», sagte Owens.
«Ja», bekräftigte Ashley. «Aber wir haben wenigstens eine Erklärung dafür, wie Geoff ihn kennengelernt haben könnte - er war Oberleutnant bei einem der ersten Regimenter, die rübergeschickt wurden, und ging wahrscheinlich irgendwann mal in den Laden. Sie wissen, wie gern er redet. Wahrscheinlich fingen sie an, über Bücher zu reden - sicher nicht über viel anderes. Ich glaube nicht, daß Cooley sich für etwas anderes interessiert.»
«Ja, er scheint der typische Bücherwurm zu sein. Zumindest ist es das Image, das er pflegt. Was ist mit seinen Eltern?»
Ashley lächelte. «Sie galten in der Nachbarschaft als Kommunisten. Nichts Ernsthaftes, aber bis zum ungarischen Aufstand von 1956 vertraten sie entschieden bolschewistische Ansichten. Das scheint sie desillusioniert zu haben. Sie blieben ausgesprochen links, betätigten sich aber nicht mehr politisch. Die Leute sagen, sie seien sehr nett gewesen, aber ein bißchen verschroben. Offensichtlich hielten sie die Kinder aus dem Viertel zum Lesen an - was zumindest sehr geschäftstüchtig gewesen wäre. Haben ihre Rechnungen immer pünktlich bezahlt. Ansonsten nichts.»
«Und diese Beatrix?»
«Reifeprüfung an einer staatlichen Oberschule. Keine Universitätsbildung, belegte
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