Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
überrascht.
«Ich hab' Admiral Greer gesagt, daß ich kommen will.»
«Admiral ... Oh, der Bursche von der CIA. Du gehst also wirklich? Wie hat der Fachbereich es aufgenommen?»
«Ich denke, man kann sagen, sie konnten die Tränen zurückhalten. Der Chef war ohnehin nicht sehr glücklich, daß ich dieses Jahr so oft weg war. Es wird also eine zweifache Abschiedsparty sein.»
«Jesus, es ist diesen Freitag, nicht?»
«Ja. Könnt ihr gegen Viertel nach acht kommen?»
«Klar. Du sagtest doch, in Räuberzivil, ja?»
«Genau.» Jack lächelte in sich hinein. Du wirst dich wundern.
Um acht Uhr abends landete die VC-10 der Royal Air Force auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews und rollte zu dem Terminal, den auch Air Force One, die Maschine des US-Präsidenten, zu benutzen pflegte. Die Reporter konstatierten, daß die Sicherheitsmaßnahmen sehr streng waren. Die Maschine hielt an der vorgesehenen Stelle, und die Treppe wurde zum vorderen Ausstieg gerollt, dessen Tür gleich danach aufging.
Unten an der Treppe warteten der britische Botschafter und Beamte des US-Außenministeriums. Die Sicherheitsleute im Flugzeug warfen einen letzten prüfenden Blick durch die Fenster. Schließlich trat Seine Königliche Hoheit mit seiner jungen Frau in die Türöffnung, winkte den ziemlich weit entfernten Zuschauern zu und schritt rasch die Stufen hinab, obgleich seine Beine vom langen Sitzen steif sein mußten. Die sechsjährige Enkelin des Stützpunktkommandanten überreichte Ihrer Hoheit ein Dutzend gelbe Rosen. Blitzlichter flammten auf, und beide Hoheiten lächelten pflichtschuldigst in die Kamera und nahmen sich die Zeit, jedem einzelnen Mitglied des Begrüßungskomitees etwas Nettes zu sagen.
Die Sicherheitsbeamten sahen nichts davon. Sie wandten der Szene den Rücken und beobachteten mit ernster Miene die Zuschauermenge, wobei sie alle mehr oder weniger das gleiche dachten: Lieber Gott, bitte nicht, solange ich Dienst habe. Jeder hatte einen winzigen Kopfhörer im Ohr, der ihn fortwährend mit Informationen versorgte, während seine Augen wachsam das Gelände kontrollierten.
Endlich schritten sie zum Rolls-Royce der Botschaft, und der Konvoi setzte sich in Bewegung. Andrews hatte eine Reihe von Routen vorbereitet, und man hatte erst vor einer Stunde bestimmt, welche benutzt würde. Zwei identische Rolls-Royce waren, jeder mit einem unmarkierten Polizeiwagen vor und hinter sich, in der Prozession verteilt, und oben schwebte ein Hubschrauber. Wenn jemand die Möglichkeit gehabt hätte, die Feuerwaffen zu zählen, die im Konvoi getragen wurden, wäre er fast auf hundert gekommen. Die Ankunft war so gelegt worden, daß die Wagenkolonne schnell durch die Hauptstadt fahren konnte, und sie erreichte die britische Botschaft bereits fünfundzwanzig Minuten später. Wenige Minuten danach hatten die Hoheiten das Gebäude betreten und befanden sich somit im Verantwortungsbereich der Briten. Die meisten amerikanischen Sicherheitsbeamten entfernten sich und fuhren nach Hause, zum Revier oder zum Präsidium, aber zehn Männer und Frauen in Zivil blieben in unmittelbarer Nähe des Botschaftsgebäudes, während einige uniformierte Polizisten um das Gelände patrouillierten.
«Amerika», sagte O'Donnell. «Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.» Die Fernsehnachrichten begannen um elf Uhr und brachten eine Filmaufzeichnung der Ankunft.
«Was sie jetzt wohl machen?» fragte Miller.
«Sie tun sicher was gegen ihren Jetlag», antwortete sein Chef. «Richtig ausschlafen. Sind wir soweit?»
«Ja, im Haus ist alles klar, und ich habe mich nochmals um die Änderungen des Plans gekümmert.»
«Sie sind auch von Alex?»
«Ja, und wenn dieser arrogante Kerl mir noch einen Ratschlag gibt ...»
«Er ist einer von unseren revolutionären Brüdern», unterbrach O'Donnell ihn lächelnd. «Aber ich weiß, was du meinst.»
«Wo ist Joe?»
«In Belfast. Er wird Phase zwei leiten.»
«Das Timing steht fest?»
«Ja. Beide Brigadekommandeure und der ganze Armeerat. Wir müßten sie alle auf einen Schlag kriegen ...» Endlich enthüllte O'Donnell seinen Plan ganz. McKenneys Penetrationsagenten arbeiteten entweder eng mit den führenden Männern des Provisorischen Flügels der IRA zusammen oder kannten diejenigen, die es taten. Sie würden sie auf O'Donnells Befehl alle umbringen und so den Provisorischen Flügel seiner militärischen Führung berauben. Niemand würde übrigbleiben, um die Organisation zu leiten ... nur der Mann, der diese
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