Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
und ging wieder ins Schlafzimmer.
Und jetzt? Hier gab es keinen Radar, der Ziele in Hunderten von Kilometern Entfernung ausmachte, und keinen Kameraden, der ihm die Bastards vom Hals hielt.
Das Bild ... Man mußte sich aufs Bett knien, um an das Ding ranzukommen. Warum hat Jack die Möbel bloß so idiotisch gestellt, dachte der Pilot wütend. Er legte das Gewehr hin und schob das Bild mit beiden Händen etwas zur Seite. Er bewegte es nur einige Zentimeter, gerade genug, um durch den entstandenen Spalt sehen zu können. Wie viele ... Eins, zwei ... drei. Sind noch mehr da? Und wenn einer überlebt?
Er sah zu, wie Jack gefesselt wurde. Der Prinz - der Captain, dachte Robby - war bereits gefesselt und saß mit dem Rücken zu ihm. Jetzt war der kleine Mann mit Jack fertig und schob ihn aufs Sofa zurück. Jackson sah, wie er Hand an seine Frau legte.
«Was werden Sie mit uns machen?» fragte Sissy
«Halt's Maul, Niggerweib!» fuhr der Kleine sie an.
Selbst Robby wußte, daß er sich davon nicht in Wut bringen lassen durfte; das Problem, das er lösen mußte, war weit schlimmer als die rassistische Bemerkung irgendeines weißen Arschlochs, aber sein Blut siedete, während er zusah, wie die Frau, die er liebte, von ... von diesem miesen kleinen weißen Schwein verschnürt wurde!
Benutz deinen Grips, Junge, sagte ihm eine innere Stimme. Laß dir Zeit. Du mußt es beim ersten Anlauf richtig machen. Relax.
Longley fing an zu hoffen. Zwischen den Bäumen links von ihm waren Freunde. Vielleicht sind sie aus dem Haus gekommen, dachte er. Mindestens einer hatte eine automatische Waffe, und er zählte drei tote Terroristen - das heißt, sie lagen zumindest im Gras und rührten sich nicht. Er hatte fünfmal gefeuert, jedesmal daneben - die Entfernung war einfach zu groß für eine Pistole, besonders im Dunkeln -, aber die Schüsse hatten dafür gesorgt, daß die Terroristen stehengeblieben waren. Und Hilfe war unterwegs. Sie mußte unterwegs sein. Der Funkwagen war jetzt leer, aber der FBI-Mann rechts von ihm war dort gewesen. Nun mußten sie nur noch warten, nur noch ein paar Minuten standhalten ...
«Ich sehe vor uns am Boden Mündungsfeuer», sagte der Pilot. «Ich ...»
Ein Blitz beleuchtete das Haus und das Grundstück ringsum. Sie konnten unten keine Leute erkennen, aber es war das richtige Haus, und sie sahen kleine weiße Blitze, die von Schüssen herrühren mußten. Der Hubschrauber war noch gut einen halben Kilometer entfernt und wurde vom Wind hin und her gedrückt. Der Pilot sah kaum etwas, denn alle paar Sekunden klatschte ein neuer Regenschwall an die Kanzel. Er hatte die Instrumentenbeleuchtung voll aufgedreht, und die Blitze hatten sein Sehfeld mit einer atemberaubenden Kollektion blauer und grüner Tupfen gesprenkelt.
«Jesus», sagte Gus Werner über Bordsprechfunk. «Wo kommen wir da rein?»
«In Vietnam nannten wir so was Dschungelnahkampf», antwortete der Pilot mit vorgetäuschter Gelassenheit.
«Hol Washington.» Der Kopilot stellte eine andere Frequenz ein und winkte dem Agenten hinter sich zu, ohne die Instrumente aus den Augen zu lassen.
«Hier Werner.»
«Gus, hier Bill Shaw. Wo seid ihr?»
«Wir haben Sichtkontakt mit dem Haus, und da unten ist eine richtige Schlacht in Gang. Haben Sie Kontakt mit unseren Leuten?»
«Nein, sie funken nicht mehr. Das Team aus Washington ist noch dreißig Minuten entfernt. Die Polizisten sind ganz in der Nähe, aber noch nicht da. Das Unwetter hat überall in der Gegend Bäume abgeknickt, und der Verkehr kommt an vielen Stellen nicht weiter. Gus, ihr seid am nächsten dran, es liegt alles bei euch.»
Das Geiselrettungskommando hatte die Aufgabe, eine bestimmte Situation zu bewerten, in den Griff zu bekommen, zu stabilisieren und die Geiseln zu befreien - möglichst mit friedlichen Mitteln, notfalls mit Gewalt. Sie waren keine Angriffstruppe; sie waren Sonderagenten des FBI. Aber dort unten standen Kollegen.
«Wir gehen jetzt runter. Sagen Sie der Polizei, daß FBI unten ist. Wir werden versuchen, Sie auf dem laufenden zu halten.»
«Gut. Seid vorsichtig, Gus.»
«Bringen Sie uns runter», sagte Werner zu dem Piloten.
«Okay. Ich fliege ein Stück am Haus entlang und lande gegen den Wind. Ich kann euch nicht sehr dicht am Haus absetzen. Der Wind ist zu schlimm, er könnte die Maschine wegpusten.» «Los.» Werner drehte sich um. Seine Männer waren aktionsbereit. Jeder hatte eine automatische Pistole. Vier hatten außerdem Maschinengewehre M-5, wie
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