Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
kriegen, nicht solange ich lebe!
«Shaw.» Die Frequenz des Funktelefons war stark gestört.
«Wir werden angegriffen. Die meisten Männer sind außer Gefecht», sagte eine Stimme aus dem Wandlautsprecher. «Unbekannte Zahl von ... Verdammt, es klingt, als wär' da draußen ein Krieg in Gang! Wir brauchen Hilfe, und zwar jetzt!»
«Okay, wir kommen so schnell wie möglich.» Shaw erteilte sogleich Befehle, und Anzeigenlichter für die Telefonleitungen flammten auf. Die ersten Anrufe gingen an die nächstgelegenen Stationen der Staats- und County-Polizei. Als nächstes wurde das in Washington bereitstehende Geiselrettungskommando alarmiert. Sein Chevrolet stand noch in der Garage. Shaw blickte zur Wanduhr und rief Quantico auf der direkten Leitung an.
«Der Hubschrauber landet gerade», sagte Gus Werner.
«Wissen Sie, wo Ryans Haus ist?» fragte Shaw.
«Ja, es ist auf der Karte. Unsere Gäste sind jetzt dort, nicht?»
«Es wird angegriffen. Wie schnell können Sie dort sein?»
«Wie ist die Lage?» Werner sah durch das Fenster, wie die Männer ihre Ausrüstung in den Helikopter luden.
«Weiß nicht - wir haben gerade das Team von hier in Bewegung gesetzt, aber Sie könnten als erste hinkommen. Uns wurde per Funk vor zwei Minuten gemeldet, daß sie angegriffen werden. Viele Männer sind außer Gefecht.»
«Sagen Sie uns Bescheid, wenn Sie weitere Informationen kriegen. Wir sind in zwei Minuten oben.» Werner lief zu seinen Leuten hinaus. Als er in den Hubschrauber kletterte, hatten seine Männer ihre Waffen bereits schußbereit auf den Knien liegen. Dann hob die Maschine ab und flog in das näherkommende Gewitter hinein.
Ryan nahm die hektische Aktivität vor der Haustür wahr. Der britische Beamte lief aus der Küche nach draußen und sprach kurz mit den Agenten vom Secret Service. Er kehrte gerade wieder ins Haus zurück, als ein langgezogener Blitz die Terrasse sekundenlang in einen hellen Lichtschein tauchte. Einer der Agenten drehte sich um und riß seine Waffe hoch - und stürzte rücklings hin. Das Glas hinter ihm zersplitterte. Die anderen beiden Männer warfen sich auf die Terrasse. Einer richtete sich auf, um zu schießen, und sank neben seinem Kameraden zusammen. Der letzte robbte ins Haus und schrie sie an, sich auf den Boden zu legen. Jack hatte kaum Zeit, um das Grauen wahrzunehmen, das in ihm hochstieg, denn nun ging ein anderes Fenster zu Bruch, und der letzte Sicherheitsbeamte wurde niedergemäht. Hinter der zersplitterten Scheibe erschienen vier bewaffnete Gestalten. Sie waren ganz in Schwarz und hatten auf der Brust und an den Stiefeln Schlamm- und Dreckspuren. Einer zog sich die Maske vom Gesicht. Es war Sean Miller.
Avery und Longley lagen allein auf dem Rasen. Der Brite beobachtete, wie mehrere bewaffnete Männer die niedergestreckten Agenten in Augenschein nahmen. Dann teilten sie sich in zwei Gruppen und rückten zum Haus vor.
«Wir sind hier zu exponiert», sagte Longley. «Wenn wir überhaupt was ausrichten wollen, müssen wir zurück zu den Bäumen.»
«Sie gehen als erster.» Avery hielt seinen Revolver mit beiden Händen und zielte auf eine schwarzgekleidete Gestalt, die nur dann zu sehen war, wenn ein Blitz über den Himmel zuckte. Sie waren immer noch über hundert Meter entfernt, sehr, sehr weit für eine Handfeuerwaffe. Der nächste Blitz gab ihm ein Ziel, und er feuerte, verfehlte es und lenkte einen Kugelhagel auf sich. Diese Kugeln gingen ebenfalls daneben, aber das Geräusch ihres Aufpralls im nassen Boden war viel zu nahe. Jetzt feuerten sie woandershin. Vielleicht sahen sie, wie Longley zu den Bäumen zurücklief. Avery zielte wieder sorgfältig, zog ab und sah, wie ein Mann mit einer Beinwunde zu Boden ging. Die Gegensalve schlug diesmal noch dichter ringsum ein. Der Agent des Secret Service leerte sein Magazin. Er glaubte, daß er vielleicht noch einen getroffen hatte - dann war plötzlich alles zu Ende.
Longley schaffte es zu den Bäumen und sah sich um. Averys liegende Gestalt bewegte sich nicht, obgleich die anderen nur noch fünfzig Meter von ihm entfernt waren. Der britische Sicherheitsbeamte stieß einen Fluch aus und sammelte die restlichen Männer um sich. Der Verbindungsmann vom FBI hatte nur seinen Revolver, die drei britischen Beamten hatten automatische Pistolen, und der eine Agent von Secret Service hatte eine Uzi mit zwei Reservemagazinen. Sie konnten nirgends hin - selbst dann nicht, wenn es keine Leute gegeben hätte, die sie
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