Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
er selbst. Der Scharfschütze und sein Späher würden als erste rausspringen. «Wir gehen runter.» Einer der Männer hielt keck den Daumen hoch, aber allen war mulmig zumute.
«He, die Stelle zwischen dem Haus und dem Felsen könnte vielleicht doch groß genug sein», sagte der Pilot. Er gab mehr Gas und drückte den Hubschrauber gegen den Wind weiter hinunter.
«Hubschrauber!» schrie rechts von O'Donnell jemand. Der Anführer blickte hoch, und da war er, eine geisterhafte Form und ein schwirrendes Geräusch. Das war ein Fall, den er einkalkuliert hatte.
Weiter hinten an der Straße zog einer seiner Männer die Hüllen von dem Redeye-Raketenwerfer, den sie zusammen mit den anderen Waffen gekauft hatten.
«Ich muß Landelichter benutzen, kann sonst nichts sehen», sagte der Pilot über die Bordsprechanlage. Er schwenkte einen halben Kilometer westlich vom Haus herum. Er wollte genau am Haus vorbeifliegen, dann nach unten gehen und in den Wind drehen und in dem erhofften Windschatten an der geschützten Seite aufsetzen. Gott, dachte er, das ist wirklich wie in Vietnam. Die Mündungsblitze unten schienen darauf hinzudeuten, daß das Haus in der Hand von Freunden war. Der Pilot langte nach unten und schaltete Landungslichter an. Es war ein Risiko, aber er mußte es eingehen.
Gott sei Dank kann ich wieder was sehen, sagte er sich. Durch einen schimmernden Regenschleier hindurch machte er den Boden aus. Ihm wurde bewußt, daß das Unwetter noch zunahm. Er mußte gegen den Wind anfliegen. Der Regen, der an die Scheiben klatschte, würde die Sicht auf zwei oder höchstens drei Meter beschränken. Aber auf diese Weise konnte er wenigstens den Boden unter sich ... verdammt!
Er sah mitten auf einem Feld einen Mann stehen, der mit etwas zielte. Er drückte den Steuerknüppel vor, als ein roter Lichtstreifen in seine Richtung schoß, und starrte auf das Ding, das nur eine Boden-Luft-Rakete sein konnte. Die zwei Sekunden, die sie brauchte, schienen sich zu einer Stunde zu dehnen, dann sauste die Rakete durch die Blätter der Luftschraube und verschwand über der Maschine. Er zog sofort den Knüppel zurück, aber das Ausweichmanöver war nicht mehr rückgängig zu machen. Der Helikopter bohrte sich vierhundert Meter vom Haus der Ryans entfernt in ein gepflügtes Feld. Er würde dort liegen bleiben, bis ein Laster kam, um das Wrack zu bergen.
Wie durch ein Wunder waren nur zwei Männer verletzt. Werner war einer von ihnen. Es fühlte sich an, als sei er von einer Kugel in den Rücken getroffen worden. Der Scharfschütze riß die Tür auf und sprang, gefolgt von seinem Späher, hinaus. Dann sprangen die übrigen, und einer von ihnen half Werner, während ein anderer mit einem verstauchten Knöchel hinterherhumpelte.
Die Prinzessin war als nächste an der Reihe. Sie war größer als Cooley, und sie strahlte etwas aus, das mehr war als Verachtung. Der kleine Mann drehte sie roh um und fesselte ihr die Hände auf dem Rücken.
«Wir haben große Pläne mit euch», versprach er, als er fertig war.
«Du kleine Ratte, ich wette, du bist sogar im Bett eine Null», sagte Sissy. Es trug ihr eine schallende Ohrfeige ein. Robby beobachtete und wartete, daß der Blonde ins Schußfeld kam. Endlich trat er wieder zu den anderen.
26
Ein Blitz zuckte durch das Fenster, und Ryan schrak zusammen, als es unmittelbar danach krachte - und dann wurde ihm bewußt, daß der Knall viel zu schnell gekommen war, um ein Donnerschlag zu sein. Ehe er richtig begriff, was passiert war, ruckte der Kopf des Blonden nach hinten und verwandelte sich in eine rote Wolke, und der Körper stürzte und landete an einem Tischbein. Der Dunkelhaarige schaute gerade aus dem Eckfenster, drehte sich um und sah seinen Kameraden fallen, ohne zu wissen, wie und warum. Seine Augen suchten eine Sekunde lang, dann bildete sich auf seiner Brust ein roter Kreis von der Größe einer Single-Schallplatte, und er flog gegen die Wand. Der Kleine war im Begriff, Cathy die Hände zu fesseln, und konzentrierte sich ein bißchen zu sehr darauf. Er hatte den ersten Schuß nicht als das identifiziert, was er war. Beim zweiten tat er es - aber zu spät.
Der Prinz hechtete zu ihm, traf ihn mit der Schulter und warf ihn zu Boden, ehe er selbst dort landete. Ryan sprang über den Sofatisch und trat wie wild nach dem Kopf des Kleinen. Er trat ihn, verlor dabei aber das Gleichgewicht und fiel nach hinten. Der Kleine war einen Moment vollkommen verblüfft, dann schüttelte
Weitere Kostenlose Bücher