Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Versuch, sie zu verkaufen, den internationalen Kunstmarkt zusammenbrechen lassen würde. Schon die vergoldeten Rahmen ... Ryan schüttelte den Kopf und wünschte, er hätte genug Zeit, die Gemälde eingehend zu betrachten. Man könnte fünf Jahre hier verbringen und würde immer noch Neues entdecken! Er war ein bißchen hinter dem Herzog zurückgeblieben und holte ihn relativ mühelos mit einigen schnellen Schritten ein, aber es fiel ihm schwer, sein Staunen zu verbergen. Sein Unbehagen wuchs. Für den Herzog war dies sein Zuhause, vielleicht ein Zuhause, das wegen seiner Größe manchen Ärger mit sich brachte, aber trotzdem etwas Alltägliches. Die Rubens an der Wand gehörten zur Einrichtung, waren für ihn so selbstverständlich wie für andere die Fotos von Frau und Kindern auf dem Schreibtisch. Ryan kam sich beim Anblick der Requisiten von Macht und Reichtum auf einmal winzig vor. Draußen auf der Straße den Helden zu spielen, war eines - und außerdem hatten die Marines ihn darauf vorbereitet und dafür ausgebildet -, aber das hier ...
Beruhige dich, redete er sich selbst zu. Sie sind eine königliche Familie, aber sie sind nicht deine königliche Familie. Es funktionierte nicht. Sie waren eine königliche Familie, und das nagte an seinem Ego, ob er wollte oder nicht.
«Da wären wir», sagte der Herzog, nachdem sie einen Raum an der rechten Seite betreten hatten. «Das ist das Musikzimmer.»
Es war ungefähr so groß wie der Wohn-Eß-Bereich in Ryans Haus, bisher das einzige, was sich mit irgendeinem Teil seines 300000-Dollar-Bungalows in Peregrine Cliff vergleichen ließ. Aber die Decke war hier höher und gewölbt und mit goldenen Ornamenten in Blätterform dekoriert. Er sah ungefähr dreißig Leute, die alle verstummt waren, als sie den Herzog und ihn erblickt hatten. Sie starrten auf Ryan - er war sicher, daß sie den Herzog schon vorher gesehen hatten - und seinen grotesken Gipsverband. Er hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. Jetzt brauchte er schnell einen Drink.
«Wenn Sie mich kurz entschuldigen würden, Jack, ich muß noch etwas erledigen. Ich bin in ein paar Minuten zurück.»
Vielen Dank, dachte Ryan, während er höflich nickte. Und was mache ich jetzt?
«Guten Abend, Sir John», sagte ein Mann in der Uniform eines Vizeadmirals der Royal Navy. Ryan versuchte, seine Erleichterung nicht zu zeigen. Er war natürlich an einen anderen Schutzengel weitergereicht worden. Langsam wurde ihm klar, daß eine Menge Leute zum erstenmal hierher gekommen war. Manche brauchten sicher ein bißchen Hilfe, während sie sich an den Gedanken gewöhnten, in einem Palast zu sein, und das Protokoll berücksichtigte diesen Fall. Jack betrachtete das Gesicht des Mannes genauer, als sie sich die Hand gaben. Es kam ihm irgendwie bekannt vor. «Ich bin Basil Charleston.»
Aha! «Guten Abend, Sir.» Er hatte den Mann während seiner ersten Woche in Langley gesehen, und sein CIA-Begleiter hatte ihm gesagt, das sei «B.C.» oder einfach «C.», der Leiter des britischen Secret Intelligence Service, der früher MI-6 genannt worden war. Was machst du denn hier?
«Sie müssen Durst haben.» Ein anderer Mann näherte sich und reichte ihm ein Glas Champagner. «Hallo. Ich bin Bill Holmes.»
«Arbeiten Sie zusammen, Gentlemen?» Ryan trank einen großen Schluck.
«Richter Moore hat mir gesagt, Sie seien ein schlauer Bursche», bemerkte Charleston.
«Verzeihung ... Richter wer?»
«Gut reagiert, Mr. Ryan», sagte Holmes lächelnd und leerte sein Glas. «Soweit ich weiß, haben Sie früher Football gespielt. Sie waren in der Juniormannschaft, nicht wahr?»
«Ja, aber nur auf der Highschool. Im College war ich nicht mehr gut genug», antwortete Ryan und versuchte, sein Unbehagen zu verbergen. «Juniormannschaft» war die Projektbezeichnung für seinen Beraterauftrag bei der CIA gewesen.
«Und Sie wissen nicht zufällig etwas über den Herrn, der Agenten und Nachrichtendienste geschrieben hat?» Charleston lächelte. Jack erstarrte.
«Admiral, ich kann darüber nicht reden, ohne ...»
«Ausfertigung Nummer sechzehn liegt auf meinem Schreibtisch. Der Richter läßt Ihnen ausrichten, daß er Ihnen erlaubt, über die ‹qualmenden Schreibcomputer› zu sprechen.»
Ryan atmete hörbar aus. Der Ausdruck stammte von James Greer. Als er dem Stellvertretenden Direktor, zuständig für Nachrichtenbeschaffung, den Vorschlag mit der Kanarienvogel-Falle gemacht hatte, hatte Admiral James Greer prompt darüber
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