Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
eine ganze Menge Informationen über Mr. Martens gehabt ... Was habe ich übersehen? Er konnte es nicht laut fragen, nicht jetzt. Etikette. Aber er konnte fragen ...
«Sind die Südafrikaner nicht ...»
«Ich fürchte, sie arbeiten nicht mehr ganz so gut mit uns zusammen wie früher, und Erik Martens ist für sie ziemlich wertvoll. Man kann ihnen kaum einen Vorwurf daraus machen. Er hat das Talent, genau das zu beschaffen, was ihr Militär braucht, und seine Regierung ist deshalb nicht gewillt, mehr Druck auf ihn auszuüben», erläuterte Holmes. «Außerdem muß man die israelische Connection berücksichtigen. Sie kommen gelegentlich vom Weg ab, aber wir, das heißt der Secret Intelligence Service und die CIA, haben zu viele gemeinsame Interessen, um das Boot zu sehr ins Schaukeln zu bringen.» Ryan nickte. Die israelische Rüstungsindustrie hatte Anweisung, möglichst viel Devisen zu verdienen, und das kollidierte manchmal mit den Wünschen der Verbündeten des Landes. Ich erinnere mich an Martens' Verbindungen, aber ich muß irgend etwas Wichtiges übersehen haben ... Was bloß?
«Fassen Sie es bitte nicht als Kritik auf», sagte Charleston. «In Anbetracht dessen, daß es Ihr erster Bericht war, ist das Ergebnis ganz ausgezeichnet. Die CIA wird Sie wieder beschäftigen. Es war einer der wenigen Berichte der Agency, die nicht sterbenslangweilig zu lesen waren. Sie könnten den Leuten wenigstens das Schreiben beibringen. Die Verantwortlichen haben doch sicher gefragt, ob Sie bleiben wollen?»
«Ja, Sir. Aber ich fand die Idee nicht sehr gut.»
«Denken Sie noch mal darüber nach», schlug Sir Basil freundlich vor. «Diese Juniormannschaft-Idee war mindestens so gut wie das B-Mannschaft-Programm damals in den siebziger Jahren. Wir machen es übrigens auch. Ich meine, wir ziehen ab und an Wissenschaftler von außen hinzu, um die Datenflut von unvoreingenommenen Leuten sichten zu lassen. Richter Moore, Ihr neuer CIA-Direktor, wird frischen Wind in den Laden bringen. Großartiger Bursche. Ist mit dem Gewerbe vertraut, war aber lange genug weg, um ein paar neue Ideen zu bringen. Sie sind eine davon, Doktor Ryan. Sie gehören zu uns, mein Junge.»
«Da bin ich nicht so sicher. Ich habe einen Abschluß in Geschichte, und ...»
«Ich auch», unterbrach Bill Holmes. «Aber der akademische Abschluß, den man hat, spielt keine Rolle. Beim Nachrichtendienst sucht man nach der richtigen Art von Verstand. Sie scheinen sie zu haben. Nun, schließlich könnten wir Sie ja auch anheuern, nicht wahr? Ich wäre ein bißchen enttäuscht, wenn Arthur und James es nicht noch einmal versuchten. Denken Sie ernsthaft darüber nach.»
Das habe ich, sagte Ryan leise zu sich selbst. Er nickte bedächtig, in seine ureigenen Gedanken vertieft. Aber ich unterrichte gern Geschichte.
«Der Held des Tages!» Ein anderer Herr trat zu den dreien.
«Guten Abend, Geoffrey», sagte Charleston. «Doktor Ryan, das ist Geoffrey Watkins vom Außenministerium.»
«Wie David Ashley ‹vom Innenministerium›?» Ryan gab dem Mann die Hand.
«Da habe ich übrigens lange gearbeitet», sagte Watkins.
«Geoff ist der Verbindungsoffizier zwischen dem Außenministerium und der königlichen Familie. Er informiert sie, befaßt sich mit protokollarischen Fragen und macht sich meist unbeliebt», sagte Holmes lächelnd. «Wie lange tust du das jetzt schon, Geoff?»
Watkins überlegte stirnrunzelnd. «Etwas über vier Jahre, glaube ich. Aber es kommt mir vor, als wäre es erst seit einer Woche. Nichts von dem Glamour, den man erwarten könnte. Ich trage vor allem die Depeschenmappe und versuche mich in der Ecke zu verstecken.» Ryan lächelte. Damit konnte er sich identifizieren.
«Unsinn», widersprach Charleston. «Einer der klügsten Köpfe im Office, sonst hätten sie Sie nicht dort behalten.»
Watkins machte eine verlegene Handbewegung. «Es hält mich ganz schön in Trab.»
«Das habe ich mir gedacht», sagte Holmes. «Ich hab dich seit Monaten nicht mehr im Tennisclub gesehen.»
«Doktor Ryan, die Angestellten des Palastes haben mich gebeten, Ihnen ihre Dankbarkeit und Anerkennung für das auszusprechen, was Sie getan haben.» Er redete noch einige Sekunden weiter. Er mochte vielleicht zwei oder drei Zentimeter kleiner sein als Ryan und ging an die Vierzig. Sein tadellos frisiertes schwarzes Haar färbte sich an den Schläfen grau, und seine Haut war blaß, als hielte er sich so gut wie nie in der Sonne auf. Er sah aus wie ein Diplomat. Sein
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